Kiran Gandhi ist Musikerin. Die 26-jährige Britin hat schon als Drummerin für Thievery Corporation und M.I.A. gespielt. Doch Schlagzeilen hat sie als Marathonläuferin gemacht – aber nicht etwa, weil sie den populären London Marathon gewonnen hätte.
Der Grund für ihre plötzliche Medienpräsenz liegt ganz woanders: Gandhi lief den gesamten Marathon ohne Tampon oder Binde, obwohl sie gerade ihre Monatsblutung hatte. Im Ziel posierte sie mit ihrem blutbefleckten Dress. Sie tat es mit Absicht – um Aufmerksamkeit auf ein Tabuthema zu lenken.
Das ist ihr gelungen: Nachdem sie ihre Aktion und die Bilder dazu Ende April unter dem Titel «Sisterhood, blood and boobs at the London Marathon 2015» auf ihrem Blog teilte, verbreitet sich die Story jetzt nach einer Latenzzeit wie ein Lauffeuer in den Medien. Und löst gemischte Reaktionen aus.
Da ist einerseits viel Lob:
Menstruation is having its best week ever. #periodsarenotaninsult #KiranGandhi
— Rebecca Bird Grigsby (@iamalsobeckyg) 11. August 2015
#KiranGandhi is a genius! https://t.co/chLmZgkGWS
— NoctulaCommunication (@noctulacomms) 10. August 2015
As if #KiranGandhi ran 26 miles on her period though. What a woman, I can barely be arsed to get to the kitchen
— Emily Rose Holgate (@Emroseholgate) 10. August 2015
Aber es hagelt auch Kritik. Die am häufigsten verwendete Vokabel: «disgusting» («ekelhaft»).
Kiran Gandhi...what a disgusting way to spread awareness! Why couldn't you raise funds to send tampons or pads to places that lacked access!
— Sug@r Gyal AJ (@Sugarchic189) 8. August 2015
Would You Go In Public Without A Tampon While On Your Period? Well, This Woman Did https://t.co/yVyHAgre8W This is DISGUSTING!!!
— Latesa STORM (@Latesa555) 10. August 2015
Gandhi rechtfertigt auf ihrem Blog den Tamponverzicht: Sie habe nicht einen Marathon mit einem Tampon laufen wollen, denn das habe sie noch nie gemacht. Es wäre auch viel zu unbequem gewesen, sich über die ganzen 42 Kilometer hinweg Sorgen über den Tampon zu machen.
So beschloss Gandhi also, ihre Monatsblutung als Fanal einzusetzen: «Ich rannte mit dem Blut, das meine Beine hinunterlief, für Schwestern, die keinen Zugang zu Tampons haben, und für Schwestern, die ihre Periode trotz Krämpfen und Schmerzen verstecken und so tun, als ob sie nicht existierte.»
Sie habe nicht so viele Reaktionen erwartet, sagte Gandhi nun im Gespräch mit BuzzFeed News. Sie sei begeistert darüber, dass es eine weltweite Diskussion über Perioden und Frauen-Körper gebe. Und zu den kritischen Stimmen, die ihre Aktion als ekelhaft bezeichnen, sagte sie: «Ich nehme das nicht persönlich, das ist halt ihre Meinung.»
Sie wiederum sieht sich in ihrer Meinung gerade dadurch bestätigt, dass Menschen sich angeekelt fühlen – nur weil man ihnen zeige, dass die Periode existiert. «Menschen werden wegen ihrer Periode beschämt. Wir bekommen nicht nur unsere Periode, sondern müssen dann auch erstmal dafür sorgen, dass andere sich damit gut fühlen – bevor wir uns um uns selbst kümmern können», fügte sie an. (dhr)
Zudem: Alle Frauen müssen Pipi, wir müssen auch kacken und wir bluten einige Tage pro Monat. Wir schwitzen. Wir eitern. Wir rotzen.
Der Mensch ist halt ein bitzeli gruusig. Get over it already.