Noch vor Schliessung der Wahllokale bei der Präsidentschaftswahl in der Türkei hat sich Oppositionskandidat Ekmeleddin Ihsanoglu über ungleiche Wettbewerbsbedingungen beschwert. «Es war ein unfairer, unausgewogener Wahlkampf», klagte Ihsanoglu bei seiner Stimmabgabe am Sonntag in Istanbul.
Eine Begründung für seinen Vorwurf lieferte er nicht mit, dafür gab sich der Hauptrivale des bisherigen Regierungschefs Recep Tayyip Erdogan siegesgewiss: «Heute werden die schweigenden Massen erhört, und wir werden locker im ersten Durchgang gewinnen.»
Jüngsten Umfragen zufolge ist Ihsanoglus Optimismus allerdings unangebracht: Demnach kann Erdogan mit einem Stimmenanteil von deutlich mehr als 50 Prozent rechnen und damit gleich im ersten Wahlgang gewählt werden. Der zur kurdischen Minderheit gehörende dritte Kandidat Selahattin Demirtas gilt als chancenlos.
Erdogan hatte für seinen Wahlkampf deutlich mehr Geld zur Verfügung als beide Rivalen. Sowohl im Fernsehen als auch im Strassenwahlkampf galt ihm die grösste Aufmerksamkeit. Ihsanoglu bezeichnete die Präsidentschaftswahl dennoch als Gelegenheit, die politischen Gräben in der Gesellschaft zuzuschütten und Spannungen abzubauen. Dafür müsse die Abstimmung aber transparent und fair verlaufen, ansonsten drohe der Türkei «eine tiefe Demokratie-Krise». (whr/sda/afp)