Ob sie mir Weisswein einschenken dürfe, fragte mich Frau Jenny im Sääli des Restaurants Stadtmühle in Liestal beim Apéro der Fusionsgegner mehrmals. Ich habe den Wein von Frau Jenny – sie ist wohl die Frau des Präsidenten des Nein-Komitees Pro Baselbiet – nicht genommen.
Frau Jenny war enttäuscht. Sie konnte nicht verstehen, wie man an einem solch freudentrunkenen Tag nüchtern bleiben kann.
So wie Frau Jenny letztlich das Sääli der Stadtmühle verliess, so stimmten die Baselbieter über die Fusionsinitiative ab: Unnüchtern.
Gewiss wäre der eingesetzte Verfassungsrat nicht genau proportional zur Grösse der jeweiligen Kantonsbevölkerungen eingesetzt worden. Gewiss waren zu prüfende Gesetzesgrundlagen für die Fusion halbgar ausgearbeitet. Und gewiss hatte niemand versucht, vor der Abstimmung irgendeine halbwegs ernsthafte Analyse auszuarbeiten, die über Nutzen und Risiken einer Fusion in den jeweiligen Halbkantonen Auskunft gegeben hätte.
Dennoch ist das Resultat dermassen klar, dass man Frau Jenny, ihrem Mann und seinem Komitee nur gratulieren kann. Die Nein-Kampagne warnte in lokalpatriotischer Manier und mit dem Slogan «Baselland bleibt selbständig» vor nichts weniger als dem Verlust der Freiheit. Und sie verfing – sachliche Argumente eher nicht.
Noch nicht einmal prüfen lassen wollten die Baselbieter ein Zusammengehen. Nicht in den Unterbaselbieter Gemeinden wie Binningen, Arlesheim oder Reinach im Speckgürtel von Basel. Und schon gar nicht in den Oberbaselbieter Bezirken Sissach und Waldenburg, wo teilweise über 80 Prozent Nein-Stimmen in den Urnen landeten.
Auch die einigermassen knappe Annahme in Basel-Stadt ist eine Folge der reaktionären Baselbieter Nein-Kampagne. Warum soll man eine Fusion prüfen lassen mit einem Nachbarn, der das scheinbar überhaupt nicht will?
In Zeiten des gefühlten Umbruchs, in denen sich nicht nur die SVP rückwärts und auf zurechterzählte historische Wurzeln besinnt, ist das Nein der Baselbieter zur Fusionsinitiative nur folgerichtig.
Um den Fortschritt ist es schade.
Aber für Frau Jenny und die Renovation des weit herum für zerfallen gehaltenen Kantonspatriotismus des Baselbiets ist das Resultat Gold wert: Man steht wieder so geeint zusammen, wie 1833 hinter den Helden der Schlacht an der Hülftenschanz.
Als man es den Stadtbaslern das letzte Mal so richtig gezeigt hat.