Mach dem Vormarsch der Dschihadisten im Nordirak sind die Regierungstruppen zum Gegenangriff übergegangen. Die irakische Armee eroberte nach eigenen Angaben zwei Städte nördlich von Bagdad zurück. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bombardiert auch die syrische Luftwaffe Dschihadisten-Stellungen der ISIS. Betroffen sind die Stellungen in den Provinzen Hassaka im Nordosten und Reka im Norden Syriens.
Derweil brüsten sich die Kämpfer im Internet mit Bilder angeblicher Gräueltaten. Nun versucht die irakische Regierung in Bagdad, Teile des Internets zu blockieren – Seiten wie YouTube, Facebook und Twitter sollen gesperrt worden. In von ISIS-Rebellen eingegnommenen Städten wie Mossul wurde der Internetverkehr komplett unterbrochen.
Twitter has been proactive in removing accounts that are used by #ISIS to tweet graphic photos, but others pop up pretty fast.
— Matthew Keys (@MatthewKeysLive) 15. Juni 2014
ISIS nutzt das Internet für Propaganda: Nach eigenen Angaben hat ISIS Hunderte von Soldaten hingerichtet. Am Sonntag im Internet verbreitete Fotos zeigen zahlreiche Leichen. In sozialen Netzwerken wie Twitter und YouTube werden Erschiessungen und Auspeitschungen auf der einen Seite gezeigt – auf der anderen Seite jubelnde Iraker, die die ISIS-Militärkonvois empfangen. Die Echtheit der Bilder, die in der Provinz Saleheddin nördlich von Bagdad gemacht worden sein sollen, konnte nicht überprüft werden.
Auch angebliche militärische Erfolge verbreitet ISIS: In der Nacht zum Sonntag seien sechs irakische Helikopter im Umland von Bagdad abgeschossen worden. «Die Jagdsaison ist eröffnet», schreibt ein ISIS-Anhänger. Bereits am Donnerstag hatte ISIS auf Twitter behauptet, 1700 irakische Soldaten getötet zu haben.
Die irakischen Sicherheitskräfte hatten Isis zunächst wenig Widerstand entgegengesetzt. Inzwischen konnte die Gruppe von Soldaten, Freiwilligen und kurdischen Peschmerga-Truppen gebietsweise zurückgeschlagen werden. Die Armee vermeldete die Rückeroberung dreier Städte nahe Bagdad. Zudem hieß es aus Armeekreisen, eine größere Offensive gegen die radikalsunnitische Gruppierung werde vorbereitet.
Als Reaktion auf die Eskalation entsandten die USA Kriegsschiffe in den Persischen Golf. Damit solle Präsident Barack Obama zusätzliche Flexibilität gegeben werden, sollte ein Militäreinsatz nötig werden, um US-Interessen im Irak zu schützen, erklärte das Verteidigungsministerium. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen wolle am Montag mit der türkischen Regierung in Ankara die Bedrohungslage besprechen. (dwi/whr/sda/dpa)