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Terrorismus

«Er sagte, der Teufel sei hinter ihm her»

Diese Foto zeigt angeblich den Todesschützen Michael Zehaf-Bibeau.
Diese Foto zeigt angeblich den Todesschützen Michael Zehaf-Bibeau.Bild: twitter
Der Todesschütze von Ottawa

«Er sagte, der Teufel sei hinter ihm her»

Michael Zehaf-Bibeau, der mutmassliche Todesschütze von Ottawa, kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Vieles spricht dafür, dass er als Einzeltäter gehandelt hat.
23.10.2014, 11:0223.10.2014, 12:09
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Wer war Michael Zehaf-Bibeau? Die kanadische Polizei hat den 32-Jährigen als jenen Mann identifiziert, der am Mittwoch vor dem Parlamentsgebäude in Ottawa einen Soldaten erschossen hat und nach einer wilden Schiesserei selbst getötet wurde. Kanadische Medien zeichnen ein Bild von ihm, das typisch ist für Täter seines Kalibers. Ein Einzelgänger, der ziellos durchs Leben streift, zahlreiche Vorstrafen anhäuft und schliesslich religiös radikalisiert wird.

Aufnahmen der Schiesserei im Parlament.video: Youtube/The Globe and Mail

Geboren wurde Zehaf-Bibeau 1982. Sein Vater Bulgasem Zehaf stammt aus Libyen, er besass gemäss der Zeitung «The Star» zwei Cafés in Montreal und Laval. 2011 soll er in seine Heimat gereist sein, um sich der Rebellion gegen Diktator Muammar Gaddafi anzuschliessen. Seine Mutter Susan Bibeau arbeitet bei der kanadischen Einwanderungsbehörde. Michael wuchs überwiegend an der Ostküste Kanadas auf. Die Eltern trennten sich 1999.

Waffen- und Drogenbesitz

Michael Zehaf-Bibeau soll ebenfalls einige Zeit in Libyen verbracht haben. Danach zog er an die Westküste, wo er als Bergmann und Hilfsarbeiter tätig war, wie Dave Bathurst, einer seiner Freunde, der Zeitung «Globe and Mail» sagte. Daneben fiel er als Kleinkrimineller auf. Mit den Jahren sammelten sich zahlreiche Vorstrafen an. Erstmals angeklagt wurde er 2001, wegen Kreditkartenbetrug, Fahren in angetrunkenem Zustand und tätlichem Angriff, so «The Star».

«Er sagte, der Teufel sei hinter ihm her.»
Dave Bathurst, Freund

Es folgten weitere Strafen wegen Waffen- und Drogenbesitz. Letztmals verhaftet wurde Zehaf-Bibeau 2011 in Vancouver, wegen Raubes und Drohungen. Der Raubvorwurf wurde später fallengelassen, berichtet der Fernsehsender CBC. Zu jener Zeit begegnete ihm Dave Bathurst in einer Moschee in einem Vorort von Vancouver. Der mutmassliche Mörder von Ottawa habe damals nicht den Eindruck hinterlassen, er hege extremistische Ansichten oder neige zu Gewalt.

Zum Studium nach Libyen

Allerdings habe Zehaf-Bibeau zeitweise eine verstörende Seite offenbart: «Er sagte, der Teufel sei hinter ihm her», so Bathurst: «Ich denke, er war psychisch krank.» Letztmals begegnete er ihm vor rund sechs Wochen in einer Moschee in Vancouver: «Er sagte mir, er wolle nach Libyen gehen, um den Islam und Arabisch zu studieren.» Offenbar wollte er tatsächlich reisen, doch die Behörden verweigerten ihm die nötigen Dokumente. Sie sahen in ihm einen möglichen Dschihadisten.

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Hat diese Rückweisung ihn zur Bluttat verleitet? Noch sind die genauen Hintergründe nicht klar. Allerdings gehen die Ermittler offenbar davon aus, dass er ein «einsamer Wolf» war, ein Einzeltäter ohne Verbindung zu islamistischen Terrorgruppen. Dies schreibt die Montrealer Zeitung «La Presse» unter Berufung auf Polizeiquellen. Sein Profil entspreche jenem von Martin Couture-Rouleau, einem Konvertiten, der erst am Montag in der Provinz Québec zwei Soldaten überfahren und einen getötet hat. Auch er galt als psychisch instabil. 

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