Der Kanton Aargau zieht härtere Saiten auf: Mit einem 80000 Franken teuren Pilotprojekt wird die Durchsetzung einer verschärften Hausordnung in Asylunterkünften getestet. Versuchsobjekt ist die Unterkunft in Oftringen. Sie soll mit einem zwei Meter hohen Gitterzaun, gefestigt durch Stahlrohre, umgeben werden. In allen vier Ecken sollen Kameras und Scheinwerfer – gegen die Unterkunft gerichtet – befestigt werden.
Die Unterkunft ist derzeit von Grün umgeben. «Hecke und Bäume rundherum müssen dem Zaun weichen», so Roland Juen, Leiter Asyl beim Kantonalen Sozialdienst. Bliebe die Hecke, würde sie weiterhin als Versteck genutzt. «Es handelt sich aber nicht um ein Gefängnis, sondern um eine Unterkunft wie jede andere, einfach mit Videoüberwachung», stellt Roland Juen klar.
Beim Eingang soll gemäss Roland Juen ein zweiteiliger Bürocontainer aufgestellt werden. Im ersten Raum werden die Mitarbeiter der Securitas stationiert sein, im zweiten sollen Personen und Gepäck «gefilzt» werden können. Wer die Unterkunft passieren will, muss den Korridor zwischen den beiden Räumen durchqueren und steht unter Beobachtung.
Bisher wurde nur der Eingangsbereich beim kleinen Container videoüberwacht.
Die bisherigen Massnahmen wurden im Rahmen der Aktion Crime Stop getroffen. Diese startete im Jahr 2012 und wurde letztes Jahr abgeschlossen. Seither hat sich gemäss Roland Juen die Gesamtsituation in den Asylunterkünften wesentlich verbessert.
Ziel des Pilotprojektes sei es, grundsätzlich verschärfte Massnahmen zu testen, sagt Juen. Auch der Schutz der Anwohner werde sich dadurch verbessern. «Wir sind in stetem Kontakt mit diesen. Derzeit ist die Situation ruhig», weiss Juen. Vor allem aber soll die Zahl der Fremdschläfer massiv verkleinert werden. Denn: Nach wie vor wird durchschnittlich täglich in einer Unterkunft ein Fremder aufgegriffen, der sich hereingeschlichen und in ein Bett gelegt hat. Der Zaun soll dieser Problematik entgegenwirken.
Aber weshalb gerade Oftringen für das Pilotprojekt – es gibt ja im Kanton Aargau noch 59 weitere Unterkünfte? «Hier sind die Bedingungen ideal», sagt Roland Juen dazu. «Wir haben bereits Leute vom Sicherheitsdienst stationiert. Zusätzlicher Personalaufwand ist also nicht nötig.» Ausserdem seien die baulichen Massnahmen weniger aufwendig als andernorts. Und der Hauptgrund: «Am Langernweg 90 in Oftringen ist eine spezielle Klientel untergebracht. Hier leben ausschliesslich abgewiesene Asylsuchende, die das Land nicht verlassen wollen», erklärt Juen.
Wenn sich das zwei- bis dreijährige Pilotprojekt bewährt, werden die Massnahmen für weitere Unterkünfte übernommen. «Etwa ein halbes Dutzend werden tangiert sein. Welche genau, ist noch nicht klar – primär aber Unterkünfte mit abgewiesenen Asylsuchenden oder reine Männerunterkünfte», sagt Juen.
Eventuell müssten auch Unterkünfte umgesiedelt werden. Und: In Frauen- oder Familienunterkünften sei kein strengeres Regime erforderlich. Das Baugesuch liegt noch bis zum 9.April bei der Gemeindeverwaltung auf. Nach der Bewilligung soll das Projekt innert drei Monaten realisiert werden können.