Venezuela kommt nicht zur Ruhe. Nach zwei Wochen Demonstrationen und Märschen, bei denen es nach offiziellen Angaben zehn Tote gab, folgten auch am Wochenende Massenkundgebungen. Die Regierungsgegner folgten einem Aufruf des rechtskonservativen ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Henrique Capriles. Mindestens 50'000 Menschen strömten zu der Kundgebung in der Hauptstadt Caracas.
Sie forderten die Entwaffnung paramilitärischer Gruppen und prangerten die hohe Inflation, die weit verbreitete Korruption und die grassierende Kriminalität an. «Es ist nicht gerecht, dass wir in einem der reichsten Länder der Welt nichts zu essen finden, und dass sie uns töten, dass wir bei Protesten unterdrückt werden», sagte der 24-jährige Student Joel Moreno.
An der Demonstration zur Unterstützung des linksnationalistischen Maduro beteiligten sich vor allem Frauen. Maduro hatte angekündigt, dass landesweit «Millionen Frauen» gegen den «Faschismus» demonstrieren würden. Unter seinen Anhängern regte sich Unmut über die Oppositionsproteste der vergangenen Wochen, an deren Rande es zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen war. «Sie sollten den demokratisch gewählten Präsidenten regieren lassen», sagte die 54-jährige Josefina Lisset bei der Kundgebung in Caracas an die Adresse der Studenten.
Maduro selbst rief vor seinen Anhängern zu einer «nationalen Friedenskonferenz» am Mittwoch auf und verlangte von der Opposition Dialogbereitschaft. Zugleich bezichtigte er US-Aussenminister John Kerry, gewalttätigen Gruppen «grünes Licht» für Angriffe gegeben zu haben. Kerry hatte der venezolanischen Regierung zuvor einen «inakzeptablen» Gewalteinsatz gegen die Proteste vorgeworfen. Maduro nannte Kerrys Äusserungen im Internet-Kurzbotschaftendienst Twitter «arrogant» und «unverschämt». (whr/sda)