Kommunikationsberater Sacha Wigdorovits gerät weiter unter Druck. Nachdem diese Woche NZZ und «Rundschau» aus den Whatsapp-Protokollen der Berner Lehrerin N.W. mit Anwalt Josef Bollag und Wigdorovits zitierten, werden auch Details aus den Einvernahmen von Geri Müllers Chatpartnerin bekannt. Gegen sie läuft im Kanton Bern ein Strafverfahren wegen Drohung und Nötigung nach der Affäre um ihren ausgedehnten Sexting-Chat mit dem grünen Nationalrat und Badener Stadtammann Geri Müller.
Sacha Wigdorovits behauptet, er habe nie Chatprotokolle zwischen N.W. und Geri Müller an Medien oder Privatpersonen weitergegeben. Dennoch ist davon auszugehen, dass Wigdorovits die Protokolle dem Chefredaktor der «Schweiz am Sonntag», Patrik Müller, auf die eine oder andere Weise zugänglich gemacht hat.
Gemäss N.W. hat Wigdorovits die entsprechenden Screenshots Patrik Müller ausgehändigt. Dies zumindest behauptet W. in einer Einvernahme vom 21. August bei der Kantonspolizei Bern, in deren Protokoll watson Einsicht hatte:
Diese Darstellung N.W.s widerspricht Wigdorovits bis heute wiederholten Beteuerungen, er habe diese Chatprotokolle «nie an Medien und auch nie an Privatpersonen weitergeleitet», diametral.
Auch die Behauptungen Wigdorovits', er habe nie Druck auf die Frau ausgeübt und nur zwei Journalisten als Kontakte angegeben, sind nachweislich falsch. Wie der Extraktionsbericht von N.W.s Whatsapp-Verläufen der Berner Kantonspolizei zeigt, hat Wigdorovits im April 2014 eine aktive Rolle in der Vermittlung der Geschichte an den «Blick»-Chefredaktor René Lüchinger gespielt.
Wigdorovits schlug nicht nur den Kontakt zum «Blick» von sich aus vor. Er gab N.W. auch Verhaltenstipps, als sich die Konkurrenz zwischen «Blick» und «Weltwoche» um die Erstpublikation der Affäre zuzuspitzen begann. N.W. dachte, sie könnte beide Blätter am gleichen Tag publizieren lassen. Wigdorovits tendierte offensichtlich zum «Blick».
Dass Wigdorovits alle Informationen jederzeit verfügbar gesichert haben wollte, geht aus N.W.s Whatsapp-Protokollen ebenfalls klar hervor. So wies er N.W. an, ein Backup ihres gesamten Handys zu machen und das Passwort zum Backup per SMS an ihre Mutter und Rechtsanwalt Josef Bollag zu schicken.
Zwar taucht im Extraktionsbericht auch eine Nachricht von Wigdorovits auf, in der er N.W. schreibt, er wolle mit der Sache nichts weiter zu tun haben. Aber das hat er sich dann zwischenzeitlich und kurz vor Auffliegen der Geschichte wieder anders überlegt. Insbesondere nachdem N.W. in Baden in Gewahrsam genommen worden war und Wigdorovits sich mit «Schweiz am Sonntag»-Chefredaktor Patrik Müller am Morgen des 14. August besprach, sollte der Informationsfluss aufrecht erhalten werden, der erschwert war, weil sich N.W. nicht für Bollag als ihren Anwalt entschieden hatte.
An diesem Donnerstagmorgen, während er mit Patrik Müller zusammensass, übte Wigdorovits auch sehr wohl Druck aus auf N.W., sich bei ihm oder Patrik Müller zu melden, wie folgender Auszug zeigt:
«Schweiz am Sonntag»-Chefredaktor Patrik Müller sagte auf Anfrage von watson, er habe über den Polizeieinsatz am Abend des 13. August von der Geschichte erfahren und habe Wigdorovits am folgenden Morgen in Zürich getroffen. Weiter gebe er zu den Abläufen keine Details bekannt. Die «Schweiz am Sonntag» erscheint im Verlag AZ Medien, dessen Eigentümer Peter Wanner auch Hauptaktionär der watson-Verlegerin Fixxpunkt AG ist.
Sacha Wigdorovits und sein Interessenvertreter Valentin Landmann meldeten sich auf die Anfrage von watson nicht.