Nach Angriffen organisierter Schläger auf Demonstranten und chaotischen Szenen in der Nacht ist die Lage in Hongkong angespannt. Im belebten Geschäftsviertel Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon kam es am Samstagmorgen wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen.
Die Aktivisten fordern mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungsregion, während ihre Gegner die Behinderungen durch Strassenblockaden beklagen und sich hinter die Regierung stellen. Die Proteste halten seit einer Woche an.
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— kai budde (@kabukai) 2. Oktober 2014
Wer hinter den Angriffen auf die Demonstranten steht, war unklar. Die Polizei der asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole berichtete, bei gewaltsamen Übergriffen angeheuerter Banden auf Aktivisten seien am Vortag 18 Menschen verletzt worden, darunter sechs Polizisten. 19 Menschen seien festgenommen worden.
Bei acht von ihnen vermutet die Polizei Verbindungen zu Mafia-ähnlichen, Triaden genannten Verbrecherbanden in der früheren britischen Kronkolonie. Aktivisten verdächtigten pekingfreundliche Kräfte, die Schläger geschickt zu haben.
Die Polizei wies Vorwürfe zurück, nicht energisch genug gegen Provokateure vorgegangen zu sein. Als Reaktion auf die Vorfälle haben die Studentenführer die für Samstag geplanten Gespräche mit der Regierung zur Entspannung der Lage vorerst «ausgesetzt». Sie hätten das Vertrauen in die Behörden verloren.
Aus Protest gegen die Gewalt waren in der Nacht allein im Geschäftsviertel Mong Kok mehr als 10'000 Hongkonger auf die Strassen geströmt. Viele waren aufgebracht, weil sie das Gefühl hatten, dass Polizisten sich bewusst zurückgehalten hätten. Es kam zu chaotischen Szenen und gewaltsamen Zwischenfällen, bei denen die Polizei teilweise Schlagstöcke gegen Demonstranten einsetzte.
Während die prodemokratischen Aktivisten gelbe Schleifen tragen, treten ihre Gegner mit blauen Schleifen auf. «Unterstützt die Polizei!», riefen einige von ihnen, als sie am Morgen zum Polizeihauptquartier in Admiralty marschierten, um ihre Sympathie für die Einsatzkräfte in der Sieben-Millionen-Metropole zu bekunden. Demonstranten, die sich weiterhin friedlich verhielten, wurden Ziel von Verbalattacken der regierungsfreundlichen Gruppen.
Es ist die schwerste politische Krise seit der Rückgabe der britischen Kronkolonie 1997 an China. Die Demonstrationen hatten sich an Beschlüssen des Pekinger Volkskongresses entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Seit dem Souveränitätswechsel wird Hongkong weitgehend autonom regiert. (viw/sda/dpa)