Nach Zusammenstössen mit der Hongkonger Polizei haben regierungskritische Demonstranten erneut Barrikaden im Zentrum der Wirtschaftsmetropole errichtet. Trotz des Einsatzes von Schlagstöcken und Pfefferspray zogen sich die Polizisten am Samstag zurück.
Protestteilnehmer bauten daraufhin Sperren aus Kisten und Zäunen auf. Bei den stundenlangen Auseinandersetzungen wurden Dutzende Menschen verletzt, darunter 18 Polizisten. Es gab mindestens 33 Festnahmen.
Polizeichef Andy Tsang sagte: «Diese illegalen Aktionen untergraben den Rechtsstaat, sie untergraben die Grundlage des Hongkonger Erfolges.»
Die Polizisten seien gegenüber der Protestbewegung «extrem tolerant» gewesen, hätten aber nicht verhindern können, dass Teilnehmer radikaler und gewalttätiger geworden seien. Es war das erste Mal nach Beginn der Proteste vor drei Wochen, dass sich Tsang öffentlich äusserte.
Die jüngsten Zusammenstösse ereigneten sich im dicht besiedelten Viertel Mong Kok, wo die Polizei kurz zuvor die meisten Strassen für den Durchgangsverkehr hatte wieder öffnen können. Die Demonstranten, unter denen viele Studenten sind, fordern von der Führung in Peking mehr Demokratie.
Nahe der anderen Protestlager in Admiralty und Causeway Bay auf der Insel Hongkong, wo die meisten Demonstranten ausharren, kam es in der Nacht auch zu Zwischenfällen. Aktivisten versuchten nach Mitternacht erneut, die wichtige Lung Wo Strasse nahe des Regierungssitzes zu blockieren. Doch schritt die Polizei sofort ein.
Die Demonstranten fordern mehr Demokratie in der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Die kommunistische Führung in Peking will zwar 2017 erstmals direkte Wahlen zulassen, verweigert aber eine freie Nominierung der Kandidaten. Seit der Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong unter chinesischer Souveränität als eigenes Territorium autonom regiert.
Die neuen Zusammenstösse überschatten die Aussichten für den Dialog zwischen Regierung und Demonstranten, der für Dienstag geplant ist. Die Hongkonger Regierung besteht darauf, dass an der beschlossenen Wahlreform des Pekinger Volkskongresses nicht gerüttelt werden kann, während die Studenten aber eine Rücknahme des Vorhabens und eine freie Nominierung der Kandidaten fordern.
Nach den nächtlichen Zwischenfällen forderte die Occupy Central-Bewegung alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Gleichzeitig wurde die Räumung von Barrikaden verurteilt. Mit den Studenten ist die Occupy-Bewegung eine der Triebkräfte der Proteste.
Die Studenten werfen der Regierung vor, mit dem Vorgehen der Polizei und der Räumung von Strassensperren für Unruhe sorgen zu wollen, damit der Dialog scheitert. Das wollten die Studenten aber nicht zulassen. (sda/dpa/reu)