Es ist eine Art Katz- und Mausspiel, das sich die Demonstranten und die Polizei in Hongkong lieferten. Am Montag begannen die Einsatzkräfte damit, Protest-Barrikaden zu entfernen. Doch die Protestler reagierten schnell und bauten neue auf: diesmal mit Beton, Plastikfolien und Bambus.
LIVE: Scores of officers are still removing barricades on Queensway http://t.co/u4VVY1lSA9 pic.twitter.com/OyOohN2rGl
— SCMP News (@SCMP_News) October 14, 2014
Wie die lokalen Medien berichten, haben sich nun am Dienstagmorgen Polizisten mit Motorsägen an den Bambusbarrikaden zu schaffen gemacht. Und sie scheinen die Oberhand zu gewinnen: Wie die South China Morning Post berichtet, seien um 10.45 Ortszeit alle Barrikaden im Zentrum Hongkongs entfernt worden.
Nun drohen sie damit, bleibende Demonstranten zu verhaften, wie DPA-Reporterin Joanna Chiu auf Twitter berichtet.
Dozens of protesters are sitting on roads and "waiting to be arrested" after police issued warning that they may make arrests #OccupyHK
— Joanna Chiu (@joannachiu) October 14, 2014
Unterstützt wurden die Studenten beim Barrikadenbau am Montag von Bauarbeitern, die eigens dafür Spenden sammelten. Gerüstebauer Eric Wu hat sich in der Nacht auf Montag der Demokratie-Bewegung angeschlossen. «Es sind harte Zeiten. Auf dem Bau gibt es keine Jobs», sagte er der New York Times.
Ein symbolisches Bild. Mit den gelben Bändchen geben sich die Pro-Demokratie-Protestler zu erkennen:
Police officer cutting off yellow ribbons #Admiralty #OccupyCentral #UmbrellaRevolution pic.twitter.com/yK8K8A7FYX
— Young Post (@youngposthk) October 14, 2014
Die Auseinandersetzungen zwischen den prodemokratischen Demonstranten und Protestgegnern hatten sich zuvor zugespitzt. Vermummte Männer versuchten, Absperrungen an einem wichtigen Lager der Demonstranten in der Innenstadt niederzureissen. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten.
Einige hätten Mandarin gesprochen und konnten kein Kantonesisch, was darauf hindeuten würde, dass sie nicht aus Hongkong stammen. Auch etwa 200 ältere Unterstützer der Regierung in Peking, die als Erkennungsmerkmal blaue Hemden und Bänder trugen, beteiligten sich an den Ausschreitungen.
Die Gegner hätten sich auf verschiedene Stellen verteilt, was für eine koordinierte Aktion spreche, sagte ein Demonstrant. Viele Demonstranten sind überzeugt, dass die Pöbler für ihre Aktionen bezahlt werden. Auch die Triaden, die örtliche Mafia, sollen ihre Finger im Spiel haben.
Drei von ihnen – Männer im Alter von 18 bis 47 – wurden wegen des Vorwurfs des unerlaubten Waffenbesitzes festgenommen. Die Aktivisten befürchten weitere Angriffe auf ihre Lager in den kommenden Tagen.
Auf dem chinesischen Festland berichteten Aktivisten, dass die Polizei dort verstärkt gegen Unterstützer der Protestbewegung in Hongkong vorgehe. Allein in der Hauptstadt Peking sind nach Angaben von Bürgerrechtlern rund 50 Personen festgenommen worden. «Die Festnahmen sind ein Hinweis auf eine neue Festnahmewelle,» sagte die Forscherin Maya Wang von Human Rights Watch aus Hongkong.
Die Proteste in der heute weitgehend autonom regierten chinesischen Sonderverwaltungsregion hatten sich an Beschlüssen des Pekinger Volkskongresses entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.