Bei der Präsidentenwahl in der kleinen EU-Inselrepublik Zypern wird es zu einer Stichwahl in einer Woche (12. Februar) kommen. Als Gewinner aus der ersten Runde am Sonntag ging nach Auszählung von fast allen Stimmen der frühere Aussenminister Nikos Christodoulidis (49) hervor. Dies teilte das Innenministerium am Abend mit. Der konservative ehemalige Chefdiplomat kommt demnach zunächst auf knapp 32 Prozent der Stimmen.
Als sein Gegner wird der von der Linkspartei AKEL unterstützte Diplomat Andreas Mavrogiannis (66) in die Stichwahl einziehen. Er kommt auf rund 29.7 Prozent. Er gewinnt damit ein spannendes Duell um den zweiten Platz gegen dem Vertreter der konservativen Partei (DISY), Averof Neofytou (61), der 26.2 Prozent erhielt, wie das Innenministerium weiter mitteilte.
Die Wahl ist wichtig, weil der direkt vom Volk gewählte Präsident die Regierung bestellt und führt. Wahlexperten und Analysten erwarteten in den kommenden Tagen intensive Verhandlungen zwischen den zwei Kandidaten der Stichwahl mit dem Verlierer der ersten Runde, dem Konservativen Averof Neofytou. Umfragen räumen dem ebenfalls konservativen Christodoulidis mehr Chancen ein, die Stichwahl zu gewinnen. Der von den Linken unterstützte Mavrogiannis sei im Nachteil, da er nun um die Stimmen von Wählern des konservativen Spektrums und des politischen Zentrums werben müsse.
Die erste Aufgabe des neuen Staatschefs wird es sein, die seit 2017 festgefahrenen Gespräche zur Überwindung der Teilung der Mittelmeerinsel wieder anzukurbeln. Der nördliche Teil, die Türkische Republik Nordzypern, wird seit der Teilung 1974 international nur von der Regierung in Ankara anerkannt. Gewählt wurde deswegen nur im Südteil der Insel. Der türkisch-zyprische Norden nimmt nicht am politischen Geschehen des Südens teil.
Der neue Präsident wird sich auch dem Kampf gegen Vetternwirtschaft widmen müssen. Zudem gilt die steigende Zahl der Asylsuchenden als Problem. Die kleine Inselrepublik Zypern verzeichnet laut EU-Statistik gemessen an der Bevölkerungsgrösse mit Abstand die meisten Asylanträge pro Jahr. 2021 gingen dort 13 260 Asylanträge ein.
Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention seit 1974 geteilt. Die Pufferzone zwischen den beiden Teilen der Insel wird von Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen überwacht. Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. Das EU-Recht gilt aber nur im Süden der Insel. (sda/dpa)