Die militant-islamistischen Taliban wollen nach eigenen Angaben die letzte noch nicht unter ihrer Kontrolle stehende afghanische Provinz, Pandschir, erobert haben. Das teilte der Sprecher der Islamisten, Sabiullah Mudschahid, in einer am Montag veröffentlichten Erklärung mit. Vonseiten der Widerstandskämpfer in Pandschir gab es zunächst keine offiziellen Angaben.
ولایت پنجشیر آخرین لانهء دشمن مزدور نیز به گونه کامل فتح گردید https://t.co/95ySJ5ppo6 pic.twitter.com/CCWKFt0zsb
— Zabihullah (..ذبـــــیح الله م ) (@Zabehulah_M33) September 6, 2021
Der Sprecher der Nationalen Widerstandsfront (NRF), Fahim Daschti, war in der Nacht zu Montag bei den Gefechten ums Leben gekommen, wie mehrere Quellen in der Widerstandsfront bestätigten. Ein zweiter Sprecher der NRF teilte einen Tweet, der angab, die Taliban-Behauptung über die Eroberung Pandschirs sei falsch. Dazu schrieb er selbst, der Kampf werde fortgesetzt, bis die Aggressoren aus dem Land entfernt seien.
Ein Taliban-Sprecher teilte ein Bild, das Taliban-Kämpfer vor dem Gouverneurssitz in der Provinzhauptstadt Basarak zeigen soll.
Eine Eroberung Pandschirs wäre ein immenser Erfolg für die Islamisten. Diese konnten die Provinz während ihrer ersten Herrschaft nicht einnehmen, was am erbitterten Widerstand der Nordallianz lag und der geografischen Lage: Der Eingang zum Tal ist eng und gut zu verteidigen.
In Pandschir seien mehrere «Rebellen» geschlagen worden, der Rest sei geflohen, teilten die Taliban mit. Man gebe den Menschen von Pandschir die volle Gewissheit, dass sie nicht diskriminiert würden und dass «ihr alle unsere Brüder seid und wir einem Land und einem gemeinsamen Ziel dienen werden», hiess es in der Taliban-Erklärung weiter. Mit diesen jüngsten Siegen sei Afghanistan vollständig aus dem «Strudel des Krieges» herausgekommen und die Menschen führten künftig ein friedliches Leben.
Die Pandschir-Frage sollte ursprünglich durch Verhandlungen gelöst werden. Am Dienstag allerdings begannen Gefechte, als nach Angaben von Daschti Taliban Kontrollpunkte am Taleingang angriffen. Seither hatten sich die Kämpfe täglich verstärkt. Die Islamisten rückten offensichtlich weiter in das Tal vor.
Die italienische Hilfsorganisation Emergency, die ein Krankenhaus und eine Geburtenstation im Tal betreibt, teilte auf Twitter mit, dass die Islamisten in der Nacht zum Samstag das Dorf Anabah erreicht hätten, das rund 30 Minuten von der Provinzhauptstadt Basarak entfernt ist.
Zuvor hatte sich Achmad Massud, Anführer der Widerstandsfraktion im Pandschirtal, zu einer Verhandlungslösung bereit gezeigt, um die Kämpfe mit den militanten Islamisten zu beenden. Achmad Massud erklärte am Sonntag, die Nationale Widerstandsfront (NRF) sei bereit, den Krieg sofort zu beenden, falls die Taliban ihre Angriffe in Pandschir beenden. Die NRF sei bestrebt, Konflikte mit den Taliban friedlich beizulegen. Man strebe eine politische Einigung an, bei der alle sozialen Gruppen vertreten seien. (sda/dpa)
Weil das geht etwas zu sehr in Richtung "Betreutes Denken", hat keinen News-Wert und ist auch mehr Tradition als Hilfe beim Verständnis, was wirklich passiert.