Die USA, die Europäische Union und weitere Staaten sind besorgt über Berichte von Menschenrechtsorganisationen, nach denen in Afghanistan ehemalige Sicherheitskräfte verschwunden sind oder exekutiert wurden. «Wir unterstreichen, dass die mutmasslichen Taten schwere Menschenrechtsverletzungen darstellen und im Widerspruch zu der von den Taliban angekündigten Amnestie stehen», hiess es in der am Samstag (Ortszeit) vom US-Aussenministerium veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. «Wir fordern die Taliban auf, die Amnestie für ehemalige Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte und ehemalige Regierungsbeamte wirksam durchzusetzen.»
Die Erklärung unterzeichneten den Angaben zufolge auch Deutschland, die Schweiz, Grossbritannien, Japan, Kanada und Australien. Nach einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) haben die militant-islamistischen Taliban seit ihrer Machtübernahme vor rund dreieinhalb Monaten in vier der 34 Provinzen des Landes mehr als 100 ehemalige Soldaten, Polizisten oder Geheimdienstler hingerichtet oder verschwinden lassen.
Die Taliban-Führung hatte bereits viele Monate vor ihrer Machtübernahme eine Generalamnestie für alle Sicherheitskräfte erklärt und diese auch nach dem Fall der Hauptstadt Kabul mehrmals erneut bekräftigt. Die meisten Provinzen und auch die Hauptstadt Kabul waren weitgehend kampflos an die Islamisten gefallen. In mehreren Provinzen ergaben sich die Sicherheitskräfte in Massen.
In der von den USA veröffentlichten Erklärung hiess es weiter, die gemeldeten Fälle müssten unverzüglich und transparent untersucht werden. Darüber hinaus müssten die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. «Wir sind zutiefst besorgt über die Berichte über Tötungen und das Verschwindenlassen ehemaliger Mitglieder der afghanischen Sicherheitskräfte, die von Human Rights Watch und anderen dokumentiert wurden.» (saw/sda/dpa)