Die Berichterstattung mehrerer französischer Medien über den Anschlag in Nizza ist auf Kritik gestossen. Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender France Télevisions entschuldigte sich am Freitag dafür, in der Nacht ein Interview mit einem Mann neben seiner toten Ehefrau gesendet zu haben.
Der Ausschnitt sei «aus Versehen» gesendet worden und der «klassischen Validierungskette» entgangen, sagte Redaktionsleiter Alexandre Kara der Nachrichtenagentur AFP.
Der Privatsender TF1 verbreitete seinerseits ein Gerücht über eine Geiselnahme in einem Restaurant in Nizza, das später vom Innenministerium dementiert wurde. Auch watson wies im Live-Ticker unter Berufung auf den TV-Sender auf die Gerüchte rund um eine Geiselnahme hin. Zahlreiche Zuschauer beschwerten sich über die Berichterstattung. Der Medienaufsichtsrat CSA rief alle audiovisuellen Medien auf «zur Vorsicht und zur Zurückhaltung, zum Schutz der Menschenwürde und des Schmerzes» der Betroffenen.
Im Internet wurden unterdessen zahlreiche Fotos und Videos der Opfer veröffentlicht. Insbesondere wurde ein Video der tödlichen Fahrt des Lastwagens auf Facebook gepostet, das anschliessend von diversen ausländischen Medien aufgegriffen wurde.
Die Polizei von Nizza rief auf Twitter dazu auf, «aus Respekt für die Opfer und ihre Familien» keine Fotos und Videos vom Tatort zu verbreiten.
Auch nach den islamistischen Anschlägen vom 13. November in Paris, bei denen 130 Menschen getötet wurden, hatte die Polizei aufgerufen, keine Bilder der Opfer zu veröffentlichen. Nach den islamistischen Anschlägen vom Januar in Paris waren 16 Medien vom CSA verwarnt worden, insbesondere weil sie durch ihre Berichterstattung das Leben von Geiseln in Gefahr gebracht hatten.
Am Donnerstagabend war ein 31-jähriger Attentäter mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge gerast, die auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais versammelt war, um das Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag anzuschauen. Bei dem Attentat wurden mindestens 84 Menschen getötet, der aus Tunesien stammende Attentäter wurde bei einem Schusswechsel mit der Polizei erschossen. (tat/sda/afp)
Was in Nizza passiert ist, ist sehr sehr schlimm und eine Tragödie. Und die unschuldigen Opfer und deren Angehörigen tun mir leid.
Dass dieser Amoklauf nun von Politikern und Journalisten - quasi als Wishful Thinking einer Terrorattacke - missbraucht wird, ist wirklich ätzend.