Todesopferzahl in Sydney steigt auf 15 – die wichtigsten Informationen
Das ist passiert
In der australischen Metropole Sydney haben am Sonntag Angreifer einen Anschlag auf ein jüdisches Fest verübt. Dabei sind nach aktuellem Stand mindestens 15 Menschen getötet worden, darunter auch ein zehnjähriges Mädchen. 24 Personen befinden sich weiter im Spital. Einer der Attentäter wurde von der Polizei erschossen, der zweite konnte verhaftet werden und befindet sich ebenfalls im Spital.
Ereignet hatte sich der Angriff am beliebten Strand Bondi Beach, wo sich viele Familien zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten. Das achttägige Lichterfest begann an diesem Sonntag.
Mehr als 1000 Menschen seien vor Ort gewesen, als die Schüsse fielen, sagte Polizeichef Mal Lanyon. Die Täter hätten am Sonntagabend gegen 18.47 Uhr begonnen, auf Familien zu schiessen. Sie nutzten bei der Tat Langwaffen, wie Lanyon sagte. Sicherheitsvorkehrungen habe es bei der Veranstaltung gegeben, so habe unter anderem die Polizei patrouilliert. Lanyon sprach von einer «massiven Polizeiantwort» auf die Tat. Er sagte umfangreiche Ermittlungen zu. «Die jüdische Gemeinde hat das Recht, sich sicher zu fühlen.»
Das wissen wir über die Angreifer
Die Polizei geht von zwei «direkt beteiligten» Tätern aus. Ob bei der Planung des Attentats weitere Personen involviert waren, sollen die Ermittlungen zeigen. Einer der Angreifer ist getötet worden, der zweite befindet sich in Polizeigewahrsam und im Spital, wo er von der Polizei bewacht wird.
Bei den Angreifern handelt es sich um Naveed Akram (24) und seinen Vater Sajid Akram (50). Sie haben laut australischen Medienberichten, die sich auf anonyme Ermittlerinformationen beziehen, Verbindungen zur islamistischen Terrororganisation IS. Mindestens der Sohn Naveed Akram stand in der Vergangenheit bereits einmal im Fokus des australischen Geheimdiensts.
Hier gibt es mehr aktuelle Informationen zu den Tätern:
Noch während der Einsatz am Sonntagabend lief, meldete die Polizei, dass verdächtige Gegenstände in der Umgebung von Spezialkräften untersucht würden, eine Sperrzone sei eingerichtet worden. In einem Auto, das in Verbindung zu den Angreifern stehe, seien improvisierte Sprengsätze gefunden worden, sagte Polizeichef Lanyon.
Das ist über die Hintergründe bekannt
Chris Minns, der Premier von New South Wales, sagte, der Angriff sei «darauf ausgerichtet gewesen, die jüdische Gemeinschaft zu treffen». Was ein Tag des Friedens und der Freude hätte sein sollen, der in der Gemeinde mit Familie und Unterstützern gefeiert werden sollte, sei «durch diesen schrecklichen und bösartigen Angriff erschüttert» worden, sagte Minns. Dies sei schockierend und schmerzhaft.
Australiens Premierminister Anthony Albanese sprach von einem «Terrorakt». «Wir werden an der Seite der jüdischen Gemeinschaft stehen», sagte er bei einer Pressekonferenz. Fragen von Journalisten, ob sein Land genug gegen wachsenden Antisemitismus tue, wies er zurück. Australien nehme das Thema ernst, sagte Albanese. Kurz nach der Tat hatte er in einem X-Post von «schockierenden und erschütternden» Szenen gesprochen.
Darum sorgt dieses Video für Aufmerksamkeit
Videos in den sozialen Medien zeigen dramatische Szenen am Tatort. Eines zeigt die beiden Schützen, die von einer nahegelegenen Brücke aus auf Menschen im an den Strand angrenzenden Park feuern. Zu sehen sind auf den Videos auch Menschen, die in Panik fliehen.
Ein weiteres Video zeigt einen Passanten, der während des Anschlags einen der zwei Schützen überrascht und unweit der Brücke entwaffnet. Zu sehen ist, wie der Mann dem Angreifer zunächst von hinten auf den Rücken springt. Nach einem kurzen Gerangel nimmt er ihm das Gewehr ab. Der mutmassliche Täter, der zuvor noch mit dem Gewehr geschossen hatte, kann jedoch hinkend entkommen. In australischen Medien wird der Passant als «Held» gefeiert.
Ein anderes im Netz kursierendes Video zeigte Verletzte und mutmasslich Tote auf einer Wiese liegend. Einige Menschen versuchen erste Hilfe zu leisten oder die Opfer wiederzubeleben.
So reagiert die jüdische Gemeinde in der Schweiz
Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG), geht derzeit nicht davon aus, dass sich Schweizerinnen oder Schweizer beim Fest in Sydney aufgehalten haben, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Davon geht auch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) aus, wie ein Sprecher am Sonntag zu «Blick» und Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) sagte. Auf X meldete das EDA, es stehe mit der Botschaft vor Ort in engem Kontakt und verfolge die Lage aufmerksam.
«Wir sind bestürzt», schrieb der SIG in einer Mitteilung am Sonntag. Auch in der Schweiz werde der Anschlag in der jüdischen Gesellschaft «mit Entsetzen» aufgenommen. Antisemitischer Hass dürfe keinen Platz haben, weder in der Schweiz noch anderswo. Der SIG sprach zusammen mit der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS) den Betroffenen «ihr tief empfundenes Mitgefühl aus».
In der Schweiz sind nach Angaben des Generalsekretärs Kreutner keine öffentlichen Feiern zum Lichterfest am Sonntag vorgesehen. Die jüdische Gesellschaft feiert «Chanukka» hierzulande im Kreise der Familie oder in der Gemeinschaft. Dabei würden Leuchter entzündet, einem antiken Wunder gedacht und Hoffnung geteilt.
Doch der «grauenhafte Anschlag» überschatte nun Chanukka weltweit und sei ein herber Schlag für die Jüdinnen und Juden. Die Geschehnisse in Australien würden das ohnehin schwindende Sicherheitsgefühl der jüdischen Gesellschaft zusätzlich belasten – auch in der Schweiz.
Darum erhebt Israel Vorwürfe gegen Australien
Als eine der ersten Institutionen erhobt die jüdische Organisation Australian Jewish Association auf X Vorwürfe:
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat bestürzt auf die Nachrichten vom Angriff in Australien mit vielen Toten reagiert und schrieb auf X: «In diesen schweren Stunden sind wir in Gedanken bei den Betroffenen, den Verletzten und den Angehörigen der Opfer.» Der Zentralrat versah den Post mit einer Kerze in schwarz-weiss und dem Schriftzug «We stand with Sydney».
Israels Staatspräsident Izchak Herzog forderte Australien zu mehr Schutz der jüdischen Gemeinde auf. «In genau diesen Momenten sind unsere Schwestern und Brüder in Sydney, Australien, von abscheulichen Terroristen angegriffen worden – bei einem äusserst grausamen Angriff auf Juden, die sich versammelt hatten, um am Bondi Beach die erste Chanukka-Kerze zu entzünden.»
Herzog sagte weiter:
Auch der israelische Aussenminister Gideon Saar übt scharfe Kritik an der australischen Regierung. «Ich bin entsetzt über den mörderischen Schussangriff bei einer Chanukka-Veranstaltung in Sydney, Australien. Dies sind die Folgen der antisemitischen Randale auf den Strassen Australiens in den vergangenen zwei Jahren, die durch die antisemitischen und aufrührerischen Aufrufe ‹Globalisiert die Intifada› vorangetrieben wurde, die man heute umgesetzt hat», schreibt Saar in einem Post auf X und fordert:
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 ist eine weltweite Welle von Antisemitismus zu beobachten, darunter Angriffe auf Juden und Synagogen, bei der Israel-Kritik teils in Hass gegen Juden umschlägt.
Im Dezember 2024 hatte es einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Melbourne gegeben. Das Gotteshaus ging in Flammen auf. Albanese sprach von einer antisemitisch motivierten Schandtat, die Menschenleben in Gefahr gebracht habe.
So kommentiert die Bundespräsidentin den Anschlag
UN-Generalsekretär António Guterres verurteile diese «abscheuliche Attacke», wie er über X mitteilte. «Mein Herz ist bei der jüdischen Gemeinschaft auf der ganzen Welt an diesem ersten Tag von Chanukka, ein Fest, das das Wunder des Friedens und das Licht, das die Dunkelheit besiegt, feiert.»
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat den Terroranschlag auf ein jüdisches Fest am Bondi Beach in Sydney verurteilt. Die Schweiz solidarisiere sich mit den Opfern und lehne jede Form von Gewalt, Antisemitismus und Hass entschieden ab, teilte Keller-Sutter auf X mit.
Auch andere Regierungschefs wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Keir Starmer äusserten ihr Mitgefühl.
Kanzler Friedrich Merz sprach von einem «antisemitischen Anschlag», der ihn fassungslos zurücklasse und schrieb:
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb in sozialen Netzwerken, sie sei schockiert über den Angriff und sende ihr Mitgefühl an die Familien und Angehörigen der Opfer. Europa stehe an der Seite Australiens und der jüdischen Gemeinschaften überall. «Wir sind vereint gegen Gewalt, Antisemitismus und Hass», betonte sie.
Ähnlich äusserte sich die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas: «Dieser abscheuliche Akt der Gewalt gegen die jüdische Gemeinschaft muss aufs Schärfste verurteilt werden.» (lyn/sda/dpa)
