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Europäer für den Muslim-Bann: 55% zu einem Einreiseverbot für Muslime

Ein Plakat mit der Aufschrift «my America» und eine Grobi-Puppe sind am 04.02.2017 vor der US-amerikanischen Botschaft in Berlin, bei einer Demonstration gegen Trumps Einreiseverbot, zusehen. (KEYSTON ...
Demonstration gegen Trumps Einwanderungsverbot für Muslime in Berlin.Bild: keystone
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Die Saat von rechts geht auf: 55 Prozent der Europäer befürworten den Muslim-Bann

18.03.2017, 08:0917.09.2019, 15:13
Hugo Stamm
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Donald Trump, Twitter-König, Verschwörungstheoretiker und nebenbei noch US-Präsident, hat Muslime zu Staatsfeinden erklärt und nach der ersten Pleite beim Einreiseverbot eine neue Version vorgelegt. Die kollektive Massnahme setzt alle Leute aus sechs muslimischen Ländern unter Generalverdacht.

Das Individuum zählt demnach nichts, alle Bürger werden über ihren Glauben definiert. Wer zu Allah betet, ist verdächtig. Ganz nach dem Motto: In jedem Muslim steckt ein Stück Terrorist.

Trump, der Batman der Populisten

Das erste Einreiseverbot für Muslime aus sieben Ländern hat ein Bundesgericht gestoppt. Stoppen konnte es aber nicht Trump selbst. Er bringt unter dem Applaus seiner Anhänger und Wähler eine Light-Version und markiert den Batman der Populisten.

Die USA, das Einwanderungsland par excellence, schottet sich ab und stellt sich selbst ins Abseits. Und die europäischen Populisten nutzen den Windschatten aus und treten immer mutiger auf.

Der US-Einreisestopp.Video: YouTube/DW Deutsch

Dies mit Erfolg, wie eine Umfrage des renommierten britischen Chatham House ergeben hat: Die Forscher des Königlichen Instituts für internationale Angelegenheiten wollten wissen, ob das von vielen Amerikanern begrüsste Einreiseverbot von Trump nur ein amerikanisches Phänomen sei, oder ob auch die europäische Bevölkerung Muslime gern aussperren möchte. Dazu hat das Institut 10’000 Leute aus zehn grossen europäischen Ländern befragt.

Es zeigt sich ein kollektiver Hass auf die Muslime. Das riecht streng nach Rassismus.

Das Resultat ist eindeutig ausgefallen. Erschreckend eindeutig. Insgesamt haben 55 Prozent der Befragten erklärt, sie seien «vollständig einverstanden», dass in ihrem Land ebenfalls ein generelles Einreiseverbot für Muslime verhängt würde. Nur 20 Prozent sagten, sie wären mit einer solchen Massnahme nicht einverstanden. Die restlichen 25 Prozent gaben an, sich keine Meinung zu dieser Frage gebildet zu haben.

Hinter diesen Resultaten zeigt sich ein kollektiver Hass auf Muslime. Das riecht streng nach Rassismus und ist nicht nur ein Zusammenprall der Kulturen, sondern auch ein fundamentaler Konflikt unter den Weltreligionen. Im Zeitalter der Globalisierung und Aufklärung spielen ethnische und religiöse Merkmale plötzlich wieder eine eminente geopolitische Bedeutung, die sich zu einem Flächenbrand ausgeweitet hat.

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Die gefährliche Saat der rechtspolitischen Hardliner und Populisten geht auf. Die machtgierigen Narzissten und verkappten Diktatoren freut's. Bleibt zu hoffen, dass sich die 55 Prozent Europäer nicht eines Tages die Augen reiben, wenn sie sich plötzlich mit einer Mobilmachung konfrontiert sehen.

Die Resultate im Einzelnen

Hier noch die konkreten Zahlen der Umfrage:

Hugo Stamm; Religionsblogger
Hugo Stamm
Glaube, Gott oder Gesundbeter – nichts ist ihm heilig: Religions-Blogger und Sekten-Kenner Hugo Stamm befasst sich seit den Siebzigerjahren mit neureligiösen Bewegungen, Sekten, Esoterik, Okkultismus und Scharlatanerie. Er hält Vorträge, schreibt Bücher und berät Betroffene.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.

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238 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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olive
18.03.2017 14:07registriert Februar 2016
"Düzen Tekkal, Journalistin mit Migrationshintergrund kritisiert: „Mitschuld an den vielen Erdogan-Anhängern hier sind gerade Islamverbände wie die DITIB, die in ihren Moscheen keine Integration, sondern das ‚türkisch sein‘ predigen.“ Sie spricht davon, dass Türken „nicht losgelassen werden“, sie spricht vom islamischen Ideologieexport der türkischen Verbände wie dem DITIB, denen man auch noch die Früherziehung der Kleinkinder überlassen habe und damit die Gegner der Gesellschaft erzeuge. Deutschland will integrieren, aber die Türkei arbeitet dagegen. Wie geht man damit um? hartaberfair
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Maria B.
18.03.2017 12:32registriert Februar 2015
Wer die zunehmende Abneigung gegenüber Muslimen, vor Allem aber gegenüber ihrer knallhart besitzergreifenden Religion (mit absolutem Alleinvertretungspruch) bloss mit rassistischen Elementen gleichsetzen will, schaut geflissentlich an gängiger Alltagsrealität vorbei...

Denn unbestreitbar Sache ist, dass es keine anderere rel. Gemeinschaft gibt, welche gemäss Koran staatliche Oberhoheit im Sinne der Scharia anstrebt, dies entgegen jeglicher Demokratie.

Kommen die Mörderbanden des IS und die Euro-Salafisten dazu, permanent weltweit Terror und Tod verbreitend.

Steter Tropfen höhlt den Stein...
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Domino
18.03.2017 15:38registriert Januar 2016
Die jüngsten Aussagen von Erdogan zeigen doch, das es gar nie die Idee war sich zu integrieren. Er fordert die Türken in Deutschland auf fünf oder mehr Kinder zu zeugen.
https://www.welt.de/politik/ausland/article162946953/Erdogan-ruft-Tuerken-in-Europa-zum-Kinderkriegen-auf.html

Über Generationen soll also die Paralellgesellschaft aufrechterhalten werden. Man sieht das Gastland nicht als Freund, sondern will es unterwerfen. Der Sozialstaat soll das ganze auch noch finanzieren. Weltweit errichtet Erdogan Moscheen und steuert die Paralellgesellschaften über seine Religionsbehörde.
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