Während sich in China Mitarbeiter der Ölfirma Petrochina als Testpersonen für einen neuen Corona-Impfstoff melden können, zeigt sich die Pandemie andernorts von ihrer hässlichen Seite. Allein am Donnerstag meldeten Behörden weltweit mehr als 248'000 Neuansteckungen: ein trauriger Rekord.
In Amerika stecken sich täglich knapp 80'000 Menschen neu an. In den Philippinen holen Polizisten alle mit Symptomen zu Hause ab und stecken sie in die Isolation. In Indien weichen Spitäler auf Kartonbetten und auf leere Zugswaggons aus, weil sie nicht mehr alle Patienten aufnehmen könnten. Ein Ende der Pandemie zeichnet sich nicht ab.
Nirgendwo verbreitet sich das Coronavirus so rasant wie in Amerika. Zuletzt hatten sich an einem Tag mehr als 77'000 Menschen angesteckt. Zunächst war New York Amerikas Corona-Hotspot, jetzt sind vor allem Bundesstaaten im Süden (etwa Florida und Texas) betroffen. Mittlerweile sind in den USA mehr als dreieinhalb Millionen Menschen an Covid-19 erkrankt, 138'360 sind daran gestorben. US-Präsident Donald Trump drängt dennoch darauf, Einschränkungen so schnell wie möglich zurückzunehmen, um die Wirtschaft anzukurbeln und so seine Chancen auf eine Wiederwahl zu erhöhen.
Nebst den USA ist Brasilien das zweite Land mit mehr als zwei Millionen Infizierten. Jeden Tag stecken sich derzeit rund 45'000 Brasilianer neu an. Auch Präsident Jair Bolsonaro ist mit dem Virus infiziert und führt die Regierungsgeschäfte derzeit aus der Quarantäne. Der Staatschef hat die Gefahr durch die Pandemie wiederholt kleingeredet, war oft ohne Mundschutz aufgetreten und hat das Virus als «kleine Grippe» bezeichnet. Bislang sind daran in Brasilien fast 80'000 Menschen gestorben.
Indien ist das dritte Land mit mehr als einer Million Infizierten – und täglich kommen rund 35'000 Neuinfektionen hinzu. Da wenig getestet wird, dürfte die tatsächliche Zahl noch deutlich höher liegen. Viele Krankenhäuser sind überfüllt. Mit dem grössten Lockdown der Welt hatte Indien im März versucht, das Virus auszubremsen und eine Überforderung des Gesundheitssystems zu verhindern. Mehrere Bundesstaaten haben in den vergangenen Tagen erneut Lockdowns angeordnet.
Mit einem der striktesten Lockdowns der Welt hatte Südafrika die Pandemie zunächst gut im Griff. Doch die Wirtschaft litt stark unter den Massnahmen, die Arbeitslosigkeit stieg auf rund 30 Prozent, und unter Tagelöhnern steigen Hunger und Armut dramatisch an. Deshalb lockerte die Regierung die Massnahmen seit Anfang Juni schrittweise. In der Folge entwickelte sich die 58-Millionen-Nation zu einem der neuen Corona-Hotspots. 324'221 Menschen haben sich bereits nachweislich infiziert.
Bis Ende April galt für die Bewohner der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá eine strenge Ausgangssperre. Weil die Zahl der Neuinfektionen unter anderem in der Hauptstadt und in der Karibikregion wieder sprunghaft steigt, wurde für rund 3,5 Millionen der über 50 Millionen Kolumbianer erneut ein strikter Lockdown verhängt. In Kolumbien haben sich bislang mindestens 165'169 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 6000 sind bereits daran gestorben.
«Wir haben das Virus besiegt», tönten viele russische Politiker zum Nationalfeiertag am 12. Juni. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. 751'612 Russen haben sich infiziert, derzeit kommen im 146-Millionen-Einwohner-Land jeden Tag rund 6000 Neuinfektionen hinzu. Viele Russen trauen den Zahlen nicht. Dass bislang «nur» 12'106 Menschen gestorben sein sollen, macht sie stutzig. Russland hätte damit eine deutlich niedrigere Sterberate als andere betroffene Länder.
324'221 Menschen haben sich in Mexiko bereits mit dem Coronavirus infiziert. Die wahren Zahlen dürften allerdings deutlich höher liegen. Denn in Mexiko werden nur sechs von 1000 Einwohnern getestet. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es rund 80 pro 1000. Derzeit werden jeden Tag rund 6000 Neuinfektionen festgestellt. Mindestens 4669 sind schon gestorben. Präsident Andrés Manuel López Obrador behauptet dennoch, dass die Gefahr durch Covid-19 gebannt sei.
Wir müssen achtsam bleiben.
die US-Zahlen sind wohl am ehesten noch glaubhaft, bei allen anderen aufgezählten Ländern, wie auch China, sind die Angaben massiv frisiert