International
Deutschland

Scholz will nach Afghanistan und Syrien abschieben

Scholz wettert im Bundestag: «Schwerstkriminelle haben hier nichts verloren»

06.06.2024, 10:5006.06.2024, 10:52
Mehr «International»

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz will die Abschiebung von Schwerstkriminellen nach Afghanistan und Syrien wieder ermöglichen.

«Solche Straftäter gehören abgeschoben – auch wenn sie aus Syrien und Afghanistan stammen», sagte der Regierungschef am Donnerstag im Bundestag.

«Schwerstkriminelle und terroristische Gefährder haben hier nichts verloren.»

Wie genau er das ermöglichen will, sagte der Kanzler nicht. Das deutsche Innenministerium arbeite an der praktischen Umsetzung und sei bereits mit den Nachbarländern Afghanistans im Gespräch.

epa11392626 German Chancellor Olaf Scholz addresses the German parliament 'Bundestag' in Berlin, Germany, 06 June 2024. German Chancellor Scholz will deliver a speech on the current security ...
Olaf Scholz im Bundestag.Bild: keystone

Man werde auch nicht länger dulden, wenn terroristische Straftaten verherrlicht und gefeiert werden. «Deshalb werden wir unsere Ausweisungsregelungen so verschärfen, dass aus der Bildung terroristischer Straftaten ein schwerwiegendes Ausweisungsinteresse folgt», sagte der Kanzler.

«Wer Terrorismus verherrlicht wendet sich gegen alle unsere Werte und gehört auch abgeschoben.»

Scholz befürwortet schärfere Konsequenzen

«Nicht diejenigen sollen sich fürchten müssen in Deutschland, die in Freiheit und Frieden leben wollen. Sondern diejenigen müssen sich fürchten, die unsere Freiheit angreifen und unseren Frieden stören», sagte der Regierungschef weiter.

«Es gibt in Deutschland kein Faustrecht. Wer das anders sieht, der kriegt ein massives Problem mit unserer Polizei und unserer Justiz.»

Scholz sagte, das Messer-Attentat auf den jungen Polizisten sei Ausdruck einer menschenfeindlichen Ideologie und eines radikalen Islamismus. «Dafür gibt es nur einen Begriff: Terror.» Und Terror werde der Kampf angesagt, unabhängig, wovon er motiviert sei. Der Kanzler betonte mit Blick auf die Trauer bei Polizistinnen und Polizisten im ganzen Land:

«Wir stehen hinter Ihnen, wir stehen hinter unserer Polizei.»

Scholz sagte:

«Wer Frauen und Männer, die helfen und Leben retten wollen, hinterrücks angreift oder in Hinterhalte lockt, der muss die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Dafür werden wir das Strafrecht gezielt schärfen und solche hinterlistigen Überfälle härter bestrafen.»

Von der Möglichkeit, Zonen mit Waffen- und Messerverboten auszuweisen, müsse noch mehr und konsequenter Gebrauch gemacht werden. Die Bundespolizei setze das an Bahnhöfen bereits durch. Nötig sei dies bundesweit «vor allem an Hotspots und bei Grossveranstaltungen».

Scholz sagte zugleich mit Blick auf mehr als 20 Millionen Bürgerinnen und Bürger mit Einwanderungsgeschichte, auch sie würden Opfer von Hetze und Gewalt, und auch sie würden von Islamisten bedroht und eingeschüchtert. Daher gelte:

«Sie sind Teil unserer Gesellschaft. Wir lassen uns nicht spalten.»

Es sei es vollkommen abwegig und infam, mehr als 20 Millionen Frauen und Männer unter Generalverdacht zu stellen.

«Wer Verbrechen wie das in Mannheim dazu missbraucht, der legt die Lunte an unseren Zusammenhalt. Das schadet unserer Nation.»

Die Vorgeschichte

Ein Afghane hatte am vergangenen Freitag in Mannheim fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der Beamte erlag später seinen Verletzungen. Der Angriff hatte eine Debatte über eine Lockerung des Abschiebeverbots nach Afghanistan ausgelöst.

Seit der Machtübernahme durch die radikal-islamistischen Taliban in Kabul im August 2021 schickt Deutschland niemanden mehr nach Afghanistan zurück. Schon in der Zeit davor hatte man sich wegen der damals schon schwierigen Sicherheitslage darauf verständigt, nur Männer – und vor allem Straftäter und sogenannte Terror-Gefährder – unter Zwang nach Kabul zu bringen.

Zu den vielen Menschen aus Syrien und Afghanistan, die in den vergangenen zehn Jahren als Asylbewerber nach Deutschland gekommen sind, zählen auch einige, die inzwischen in Deutschland schwere Straftaten begangen haben oder denen die Polizei zutraut, einen Terroranschlag zu begehen. Obwohl die gesetzlichen Hürden für die Abschiebung jener, von denen eine potenzielle Gefahr ausgeht, niedriger sind als bei anderen Ausreisepflichtigen, gibt es rechtliche und praktische Schwierigkeiten. (saw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
67 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mulumbi
06.06.2024 11:26registriert April 2024
Warum kann Europa die Einwanderung nicht regel wie Kanada, Australien, Neuseeland etc.? Geographisch nicht zu vergleichen, aber trotzdem...
868
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tubel vom Dienst
06.06.2024 11:17registriert Januar 2021
Worte sind Schall und Rauch. Ich glaube ihm erst, dass er es ernst meint, wenn seinen Worten Tatsachen folgen. Ich habe da aber meine Zweifel.
677
Melden
Zum Kommentar
avatar
mrgoku
06.06.2024 11:27registriert Januar 2014
Stehen wieder Wahlen an? ;)
617
Melden
Zum Kommentar
67
    AfD und Linke wollen nicht für Merz als Kanzler stimmen
    AfD und Linke verweigern CDU-Chef Friedrich Merz die Unterstützung zur Kanzlerwahl. Er dürfte nicht auf ihre Stimmen angewiesen sein.

    AfD und Linke wollen CDU-Chef Friedrich Merz am Dienstag nicht zum Kanzler wählen. Stephan Brandner, Zweiter Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion, sagte zu t-online: «Herr Merz wird von uns nach meiner Einschätzung keine einzige Stimme erhalten.» Er könne sich nicht vorstellen, dass «irgendjemand von Verstand» Merz zum Kanzler wähle. «Und wir haben grossen politischen Verstand bei der AfD», behauptete Brandner.

    Zur Story