Seit Monaten tobt ein Richtungsstreit bei der eurokritischen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Jetzt will der Parteivorsitzende Bernd Lucke klare Verhältnisse schaffen - notfalls auch mit der Brechstange.
Lucke strebt einen Bruch zwischen den radikalen und den bürgerlichen Kräften seiner Partei an. In einer E-Mail an alle AfD-Mitglieder schrieb Lucke am Montag:
Der Co-Vorsitzende Konrad Adam hatte am Sonntag erklärt, Lucke plane, die AfD zu verlassen und eine neue Partei zu gründen. Lucke wollte dies öffentlich nicht kommentieren. Den Mitgliedern teilte er mit:
Kräfte, die folgende Ansichten vertreten, hätten dem Ansehen der Partei zuletzt stark geschadet, liess Lucke verlauten.
Ein seriöses Image sei aber nicht nur wichtig für Parteimitglieder, die mitten im Beruf stünden und in ihrem Freundeskreis nicht schief angesehen werden wollten. Die Entwicklung sei auch ein Grund dafür, dass sich einige potenzielle AfD-Wähler in Hamburg und Bremen wieder der FDP zugewandt hätten.
Die zweite Co-Vorsitzende, die sächsische AfD-Chefin Frauke Petry, wollte sich an den Spekulationen über eine mögliche Abspaltung des Lucke-Flügels nicht beteiligen. Auch sie wollte ein Auseinanderbrechen der jungen Partei aber nicht völlig ausschliessen. Sie sagte dem Sender MDR: «Letztlich kann man nur auf Grundlage von Inhalten sich verständigen, ob man gemeinsam geht oder nicht. Das müssen wir schleunigst machen.»
Im April hatte bereits Luckes liberaler Mitstreiter Hans-Olaf Henkel den AfD-Vorstand verlassen. Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie hatte mehrfach vor einem Rechtsruck der Partei gewarnt.
Die AfD will auf ihrem Bundesparteitag in Kassel Mitte Juni einen neuen Parteivorstand wählen. Lucke hat zwar gute Chancen, zum Vorsitzenden gewählt zu werden. Es ist jedoch zu erwarten, dass auch einige seiner Kritiker und Widersacher dem neuen Vorstand angehören werden. (tat/sda/dpa)