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Scholz kündigt schnelle Verschärfung des Waffenrechts an

Scholz kündigt schnelle Verschärfung des Waffenrechts an

26.08.2024, 13:50
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Nach dem tödlichen Messerangriff von Solingen hat der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz schnelle Konsequenzen angekündigt und eine harte Bestrafung des Täters verlangt.

epa11565253 German Chancellor Olaf Scholz looks on during a media statement at the crime scene in Solingen, Germany, 26 August 2024. A man stabbed passers-by at random with a knife during the city fes ...
Olaf Scholz am Tatort in Solingen.Bild: keystone

Die waffenrechtlichen Regelungen in Deutschland insbesondere für das Verwenden von Messern müssten noch einmal verschärft werden, sagte der SPD-Politiker am Anschlagsort.

«Das soll und das wird jetzt auch ganz schnell passieren.»

Auch die Abschiebungen von Menschen ohne Aufenthaltsrecht müssten vorangetrieben werden.

Er sei «wütend und zornig» wegen dieser Tat, sagte Scholz. «Sie muss schnell und hart bestraft werden.» Der Kanzler sprach von einem furchtbaren Verbrechen.

«Das war Terrorismus, Terrorismus gegen uns alle, der unser Leben und Miteinander bedroht.»

Dies werde man niemals hinnehmen und akzeptieren.

Scholz traf am Vormittag in Solingen ein. Er legte zusammen mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Landesinnenminister Herbert Reul (beide CDU) sowie Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) weisse Rosen an dem Ort nieder, an dem der Opfer des Anschlags gedacht wird. Anschliessend sprachen sie mit Einsatzkräften und Ersthelfern. Scholz nannte sie anschliessend «tolle Leute».

Debatte über Aufnahmestopp für Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan

Schon kurz nach dem Anschlag setzte in Deutschland ein Streit über die zu ziehenden Konsequenzen aus dem Messerangriff ein. Eine Woche vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen forderte CDU-Chef Friedrich Merz einen Aufnahmestopp für Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan in Deutschland. In seinem E-Mail-Newsletter «MerzMail» schrieb er:

«Nach dem Terrorakt von Solingen dürfte nun endgültig klar sein: Nicht die Messer sind das Problem, sondern die Personen, die damit herumlaufen. In der Mehrzahl der Fälle sind dies Flüchtlinge, in der Mehrzahl der Taten stehen islamistische Motive dahinter.»

CDU/CSU-Fraktionsvize Jens Spahn sprach sich für Grenzschliessungen für irreguläre Migranten aus. Der «Rheinischen Post» (Montag) sagte er:

«Es kommen seit Jahren jeden Tag hunderte junge Männer aus Syrien und Afghanistan nach Deutschland und Europa. Das muss endlich enden.»
epa11401679 Member of Christian Democratic Union (CDU) presidium Jens Spahn talks to media as he arrives to attend the CDU party committee meetings at the party's headquarters in Berlin, Germany, ...
Jens Spahn.Bild: keystone

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte in der ARD, Straftäter müssten sofort in Arrest genommen werden und das Land verlassen, insbesondere in Richtung Syrien und Afghanistan. Der Polizei müssten mehr Möglichkeiten für Kontrollen gegeben werden.

Kanzler Scholz hatte bereits im Juni nach dem tödlichen Messerangriff von Mannheim angekündigt, die Abschiebung von Schwerstkriminellen und terroristischen Gefährdern nach Afghanistan und Syrien wieder zu ermöglichen.

SPD-Generalsekretär: Aufnahmestopp rechtlich nicht möglich

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert wies die Merz-Forderung nach einem generellen Aufnahmestopp für Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan zurück. Dem stehe das Grundgesetz entgegen, beispielsweise das individuelle Recht auf Asyl, sagte er im ARD-«Morgenmagazin».

«Die Antwort kann doch nicht sein, dass wir Menschen, die selber vor Islamisten fliehen, weil sie von denen für ihre Lebensweise verfolgt werden, jetzt die Tür vor der Nase zuschlagen», sagte Kühnert. Man müsse sich jetzt anschauen, warum die Rückführung des mutmasslichen Täters nach Bulgarien nicht geklappt habe.

Mutmasslicher Täter sitzt in Untersuchungshaft

Am Freitagabend waren bei einem Stadtfest in Solingen drei Menschen mit einem Messer getötet worden. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Mutmasslicher Täter ist ein 26-jähriger Syrer, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen Mordes und wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Diese reklamierte den Anschlag für sich und veröffentlichte am Sonntag ein Video, das den Täter zeigen soll. Wann es aufgenommen wurde und ob es sich tatsächlich um den Täter handelt, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt.

Syrer sollte abgeschoben werden

Wie der «Spiegel» berichtete, kam der Verdächtige Ende 2022 nach Deutschland und stellte einen Antrag auf Asyl. Den Sicherheitsbehörden war er demnach bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt. Diese Informationen wurden der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Der Asylantrag des Tatverdächtigen wurde demnach abgelehnt. Deshalb sollte er im vergangenen Jahr nach Bulgarien abgeschoben werden. Über das Land war er in die Europäische Union eingereist. Die Abschiebung scheiterte laut «Welt» daran, dass er in Deutschland abgetaucht sei.

Folgenschwerster Anschlag seit Jahren

Nach einer Übersicht des Verfassungsschutzes wäre die Tat in Solingen der folgenschwerste aus mutmasslich islamistischen Motiven begangene Anschlag in Deutschland seit dem Angriff auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin im Dezember 2016 mit damals 13 Toten und 64 Verletzten. (saw/sda/dpa)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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BG1984
26.08.2024 14:38registriert August 2021
Das Waffengesetz zu ändern bring überhaupt nichts. So viele Gegenstände können als Waffe benutzt werden.

Das Problem sind die Menschen ein Aufnahmestopp für Menschen die unsere Kultur nicht respektieren ist längst überfällig. Dies hat mit der Religion zu tun und einer der die Sharia über alles stellt, hat hier nichts verloren.
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Pierre Michel (0.69 HQ)
26.08.2024 14:22registriert Juli 2021
Jetzt noch eine nutzlose Verschärfung des Waffenrechts, als ob das Abstechen von Passanten nicht schon jetzt verboten wäre. Der Täter wurde nicht ausgeschafft, weil man ihn nicht ausschaffen wollte, und da ist anzusetzen. Die betreffende Behörde ist genauso mitverantwortlich für diesen Anschlag.
Ich habe ehrlich gesagt keine Hoffnung mehr für Deutschland, welches die selbstzerstörerische Migrationspolitik der EU entscheidend prägt.
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Rannen
26.08.2024 14:11registriert Januar 2018
Was immer er macht ist unglaubwürdig, denn Taten folgen nicht oder zu langsam oder zu wenig strikt
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