International
Donald Trump

Trump musste mit Steroiden und Sauerstoff behandelt werden

epa08719254 A handout image made available by the White House showing US President Donald Trump working in a conference room while receiving treatment after testing positive for the coronavirus diseas ...
Trump arbeitet zurzeit in einem Konferenzraum des Walter Reed Medical Center.Bild: keystone

Trump musste mit Steroiden und Sauerstoff behandelt werden

Donald Trump könnte am Montag bereits das Spital verlassen, sagen seine Ärzte. Zuvor waren die Prognosen aus seinem Lager noch düster. Was steckt hinter dem Hin und Her?
04.10.2020, 22:13
renzo ruf, washington / ch media
Mehr «International»

Die Leibärzte des Präsidenten verbreiten weiterhin Optimismus. Wenn Patient Donald Trump bei seiner Genesung weiterhin derart grosse Fortschritte mache, dann könne er vielleicht bereits am Montag wieder ins Weisse Haus zurückkehren, verkündeten sie am Sonntag. «Er fühlt sich gut», sagte Brian Garibaldi an einer zehn Minuten dauernden Pressekonferenz im Walter Reed National Military Medical Center in Bethesda (Maryland), einem Vorort von Washington.

Garibaldi ist ein Lungen-Spezialist; normalerweise arbeitet er im renommierten Johns Hopkins-Spital in Baltimore (Maryland), nun aber ist er Teil des Ärzte-Teams, das sich seit Freitagabend um Trump kümmert.

Neue Fotos zeigen Trump bei der Arbeit vom Krankenhaus aus

1 / 6
Neue Fotos zeigen Trump bei der Arbeit vom Krankenhaus aus
Das Weisse Haus hat am späten Samstagabend (Ortszeit) zwei Fotos von US-Präsident Donald Trump veröffentlicht, die ihn bei der Arbeit vom Krankenhaus aus zeigen.
quelle: keystone / joyce n. boghosian
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Ähnlich zuversichtlich gab sich am Sonntag auch Sean Dooley, ein Lungen-Spezialist am Walter Reed-Spital. Er sagte, dass Trump zuletzt am Freitag unter Fieber gelitten und keine Atemschwierigkeiten mehr habe. Auch könne sich der Präsident ohne fremde Hilfe bewegen. Sean Conley, der eigentliche Vertrauensarzt des Präsidenten, sagte über seinen Patienten: «Ich bin zufrieden mit seiner Erholung.»

Die Rede war von einem «besorgniserrenden Zustand»

Allein: Solch optimistische Töne hatten die Mediziner bereits am Samstag während einer Pressekonferenz verbreitet. Kaum hatten die Vertrauensärzte des Präsidenten ihre rosigen Prognosen abgesondert, sprach Mark Meadows, der Stabschef des Weissen Hauses, zu einer Gruppe von Journalisten, die sich beim Walter Reed-Spital eingefunden hatten. Meadows sagte, er wolle «on background» sprechen, was in diesem Zusammenhang bedeutete: Die Aussagen, die er tätigen werde, dürften von den Journalisten zwar verwendet, aber nicht ihm zugeschrieben werden.

Dann sagte der ehemalige republikanische Abgeordnete: «In den vergangenen 24 Stunden waren die Vitalfunktionen des Präsidenten äusserst besorgniserregend und die nächsten 48 Stunden werden entscheidend für seine Pflege sein. Wir befinden uns immer noch nicht auf dem Weg der vollen Genesung.»

Was sich Meadows dachte, als er die offizielle Sprachregelung hinterfragte, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben. Er unternahm noch am Samstag einen halbherzigen Versuch, sich zu korrigieren. Dieser kam allerdings zu spät. Seine Intervention löste aber zwei wahrnehmbare Reaktionen aus.

Der Präsident wirkte blass

Erstens veröffentlichte der Präsident noch am Samstagabend ein vier Minuten dauerndes Video, in dem er dem amerikanischen Volk versicherte, es gehe ihm nun viel besser – vor allem im Vergleich zum Freitag, als er mit hohem Fieber ins Militärspital eingeliefert werden musste. In dem Film, in dem Trump an einem Tisch im Walter Reed-Spital sass, sah Trump blass aus, was auch damit zusammenhängen mag, dass er für einmal keine Schminke trug. Er wirkte aber mehr oder weniger kohärent.

Mit seiner Intervention zerstörte Meadows allerdings den letzten Funken Glaubwürdigkeit, den Trumps Ärzte noch besassen. So sah sich Sean Conley am Sonntag dazu gezwungen, eine der wohl seltsamsten Klarstellungen in der Geschichte des Weissen Hauses abzugeben. Der Vertrauensarzt des Präsidenten sagte an der Pressekonferenz: «Ich wollte keine Informationen geben, die vielleicht den Krankheitsverlauf in eine andere Richtung hätten steuern können, und, in dem ich dies tat, entstand der Eindruck, dass ich etwas verbergen wollte, was nicht unbedingt der Wahrheit entsprach.»

epa08720429 Commander Sean P. Conley (C), Physician to the President, gives an update on the condition of US President Donald J. Trump at the Walter Reed National Military Medical Center in Bethesda,  ...
Dr. Sean Conley spricht vor dem Walter Reed-Spital über den Gesundheitszustand von Patient Donald Trump.Bild: keystone

Trump Sauerstoff-Zufuhr

Angesprochen auf die Aussagen von Stabschef Meadows, sagte Conley, dieser habe sich auf den Krankheitsverlauf vor der Spitaleinlieferung Trumps bezogen. Er räumte aber auch ein, dass der Sauerstoffgehalt im Blut des Präsidenten am Samstag stark gefallen sei und seine Ärzte daraufhin hätten intervenieren müssen. Am Samstag hatte der Arzt noch das Gegenteil gesagt.

Auch bestätigte Conley, dass Trump am Freitag, als er sich noch im Weissen Haus befand, eine Sauerstoff-Zufuhr benötigte, und zwar etwa eine Stunde lang. Nach beiden Episoden habe sich Trump rasch erholt. Der Präsident nehme zudem das Steroid Dexamethsasone ein und werde mit dem Anti-Malaria-Medikament Remdesivir behandelt, sagte Conley.

Aus dem Weissen Haus hiess es am Sonntag, dass Trump über Meadows ausgesprochen wütend sei, weil er die Kommunikationsstrategie des Präsidenten torpediert habe. Denn erstens hasst es Trump, wenn er in der Öffentlichkeit als schwach oder krank dargestellt wird. Und zweitens wollten die Strategen die Infizierung des Präsidenten dazu nutzen, ihn als zupackenden Staatsmann zu porträtieren. Sein Wahlkampfstratege Jason Miller sagte am Sonntag: Amerika könne sich nicht vor dem Virus verstecken, Präsident Trump «musste es konfrontieren».

Zur Zeit befinde sich die Sauerstoffsättung in Trumps Blut auf normalen 98%. Wie tief die Sättigung während dem Abfall gefallen sei, wollte Conley nicht erläutern. Auch über Röntgen- und CT-Bilder wollte der Leibarzt keine Auskunft geben.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Donald Trump und das Coronavirus in 18 Zitaten
1 / 21
Donald Trump und das Coronavirus in 18 Zitaten
Am 1. Oktober 2020 wurde Donald Trump postiv auf das Coronavirus getestet. Hier eine Auswahl an Zitaten des US-Präsidenten zum Virus.
quelle: keystone/watson
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So lachen die Late-Night-Moderatoren über Trumps Steuerenthüllungen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
31 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Joe Smith
04.10.2020 21:06registriert November 2017
Ein Trump auf Steroiden ist genau das, was die Welt noch braucht.
34114
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pana
04.10.2020 21:50registriert Juni 2015
Gemäss Fox ist Trump so spät bei der Debatte aufgetaucht, dass man bei ihm keinen Coronatest machen konnte (was bei beiden vorgesehen war). Natürlich könnte man jetzt eine böse Unterstellung machen.
24617
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füürtüfäli
04.10.2020 22:00registriert März 2019
Aber schon verrückt, Biden hält sich monatelang ans Social Distancing, muss sich dafür regelmäßig von Trump verspotten lassen der immer erzählt dass Biden im Keller sitze und sich nicht raus traut. Und dann geht Biden einmal zu einem öffentlichen Event zusammen mit Trump und muss hinterher zittern dass er nicht von ihm angesteckt wurde.
20813
Melden
Zum Kommentar
31
Nato-Generalsekretär: «Wir sind nicht bereit für das, was auf uns zukommt»

Nato-Generalsekretär Mark Rutte warnt eindringlich vor künftigen Bedrohungen durch Russland und China und sieht nur deutlich höhere Verteidigungsausgaben als Lösung. «Wir sind nicht bereit für das, was in vier bis fünf Jahren auf uns zukommt», sagte der frühere niederländische Regierungschef in Brüssel.

Zur Story