Mit seinen zwei Metern Körpergrösse, dem roten Bart und dem kahlen Schädel gibt Brad Parscale eine mehr als eindrückliche Figur ab. Er könnte als Wrestler durchgehen, doch die Kernkompetenz des 44-Jährigen aus Kansas ist der digitale Wahlkampf. 2016 organisierte er diesen Bereich für Donald Trump und setzte vor allem auf Facebook-Werbung.
Mit durchschlagendem Erfolg. Ein führender Manager des Social-Media-Giganten bezeichnete Parscales Strategie zu Beginn dieses Jahres als beste digitale Kampagne, die er je von einem Werbekunden gesehen habe. Der anfangs skeptische Donald Trump belohnte Brad Parscale, indem er ihn bereits im Februar 2018 zum Manager seiner Wiederwahl-Kampagne 2020 beförderte.
Parscale wollte dabei noch stärker als vor vier Jahren auf digitale Kanäle setzen. Mehr noch als soziale Medien sollten Textnachrichten im Zentrum stehen. Dann kam die Coronakrise. Sie offenbarte Trumps Inkompetenz. Sein Rückstand in den Umfragen auf den Demokraten Joe Biden liegt mittlerweile im zweistelligen Bereich. Brad Parscale fand gegen den Abwärtstrend kein Rezept.
Schon im Frühjahr habe sich sein Verhältnis zum Präsidenten eingetrübt, berichtet die «Washington Post» mit Berufung auf Personen aus Trumps Umfeld. Nun zog dieser die Konsequenzen. Am Mittwoch wurde Parscale als Wahlkampfleiter abgesetzt und faktisch auf seine frühere Funktion als Verantwortlicher für Daten und digitale Strategien zurückgestuft.
Denn im «klassischen» Wahlkampf erwies sich Parscale als glücklos. Das zeigte sich besonders deutlich bei Trumps Auftritt in Tulsa (Oklahoma) am 20. Juni. Was als triumphales Comeback gedacht war, endete mit einem Debakel. Dabei hatte Parscale im Vorfeld posaunt, es seien fast eine Million Anfragen für Tickets eingegangen.
Vor der Halle in Tulsa wurde ein Public Viewing eingerichtet, zu dem Zehntausende Fans erwartet wurden. Als die Air Force One sich im Anflug befand, erhielt der Wahlkampfchef den Bescheid, dass sich gerade mal ein paar Dutzend Leute vor dem Grossbildschirm eingefunden hatten. Darauf wurde die Vorführung eilends abgesagt.
Die knapp 20’000 Zuschauer fassende Halle war nicht einmal zu einem Drittel gefüllt – eine Demütigung für einen geltungssüchtigen Menschen wie Donald Trump. Die Hauptschuld gab er seinem Wahlkampfleiter, der vor seinem Engagement bei Trump über keinerlei politische Erfahrung verfügte, was in Krisenzeiten nicht gerade von Vorteil ist.
Berichte über seinen luxuriösen Lebensstil in Florida, wo er sich häufiger aufhalten soll als im Wahlkampf-Hauptquartier in Virginia, sorgten in Trumps Umfeld für Unmut. Ebenso die Tatsache, dass Parscale sich oft und gerne selbst in Szene setzte. Das passt nur bedingt zur Funktion eines Wahlkampfleiters, der in der Regel aus dem Hintergrund agiert.
Sein am Mittwoch ernannter Nachfolger Bill Stepien erfüllt diese Voraussetzung. Er gilt als zurückhaltend und hat einen politischen Background als ehemaliger Berater von Chris Christie, dem Ex-Gouverneur von New Jersey. Ausserdem steht er Jared Kushner nahe, dem Schwiegersohn und laut «New York Times» De-facto-Wahlkampfchef des Präsidenten.
Letztlich sind es Trump und Kushner, die in der Kampagne die Richtung vorgeben. Stepien droht, zum nächsten Sündenbock zu werden, denn die Aufgabe ist schwieriger denn je. So behauptete Trump in seiner Mitteilung vom Mittwoch, seine Umfragewerte würden steigen. Das Gegenteil ist der Fall. Sogar in Texas liegt er in einzelnen Polls hinter Biden.
Am letzten Samstag wollte Donald Trump einen weiteren Wahlkampf-Event durchführen, unter freiem Himmel im Bundesstaat New Hampshire. Er wurde abgesagt, offiziell wegen eines aufziehenden Sturms (der nie erschien). Einen Ersatztermin gibt es nicht, denn Trumps Umfeld fürchtet gemäss Politico ein weiteres Tulsa-Debakel.
Good choice Mr President, tremendous
Nur noch taub und blinde trumpfans wählen ihn nochmals.
Da kann man auch mit wahlkampf nicht mehr punkten.