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Dänemark

Kopenhagen: Anwohner aus Christiania zerstören Pusher Street

epa11263006 Residents of the free village Christiania jointly dig up the cobblestones at Pusher Street in Copenhagen, Denmark, 06 April 2024. Christiania residents carried out the action in cooperatio ...
An der Aktion in Christiania nahmen zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner teil.Bild: keystone

Anwohner von Christiania haben genug von ihrer bekannten Drogenstrasse – und zerstören sie

Während Deutschland Cannabis legalisiert, haben die dänischen Hippies in Kopenhagens Viertel Christiania die Nase voll von der Bandenkriminalität – und greifen zu drastischen Mitteln.
07.04.2024, 21:2907.04.2024, 22:20
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Ein Artikel von
t-online

In der legendären Kommune Christiania in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen haben Anwohner am Samstag die seit Längerem für Drogenkriminalität berüchtigte «Pusher Street» buchstäblich eigenhändig abgetragen.

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Die herausgerissenen Steine der «Pusher Street».Bild: keystone

Die «Pusher Street» ist Geschichte: Ihre Anwohner aus der Kommune Christiania haben sie Stein für Stein entfernt. Unter dem Motto «Wir schliessen die Pusher Street und öffnen Christiania» rissen die Anwohner des Viertels und Gäste die Pflastersteine bei frühlingshaftem Wetter aus dem Boden.

Video: watson/x/afhivert

Auch die Bürgermeisterin von Kopenhagen, Sophie Haestorp Andersen, und Justizminister Peter Hummelgaard beteiligten sich an der Aktion. «Die Strasse aufzugraben und sie zu einer Baustelle zu machen, wird den Verkauf unweigerlich sehr schwierig machen. Aber das ist erst der Anfang», sagte Bürgermeisterin Haestorp Andersen.

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Andersen und Hummelsgaard posieren mit einem der Steine.Bild: keystone

Toleranz von Cannabiskonsum in Christiania endet

Polizisten entfernten ausserdem die Verkaufsstellen für Cannabis, die an der Strasse eingerichtet worden waren. Obwohl Verkauf und Konsum von Cannabis in Dänemark illegal sind, war das Dealen jahrzehntelang in Christiania toleriert worden. Infolge der Eskalation von Gewalt und Bandenkriminalität in der Kommune hatte sich der Wind aber zuletzt gedreht, inzwischen unterstützt die Mehrheit der knapp tausend Bewohner des Viertels den Kurswechsel im Umgang mit dem Drogenverkauf.

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Die Steine der «Pusher Street» werden zuerst rausgerissen und dann an den Rand befördert.Bild: keystone

Es sei «entscheidend», dass die Anwohner sich am Wandel im Viertel beteiligten, betonte Bürgermeisterin Haestorp Andersen und ergänzte: «Es ist das erste Mal, dass sie sich zusammenschliessen und gegen die ausufernde Kriminalität und Unsicherheit in ihrem Viertel Stellung beziehen.»

Ein entspannteres Image soll kulturelle Vielfalt betonen

Mit dem erhofften Ende des Drogenhandels in Christiania will die Gemeinde sich wieder ein entspannteres Image verpassen – und dabei vor allem die kulturelle Vielfalt vor Ort betonen.

Eine Gruppe Hippies hatte 1971 in einer ehemaligen Kaserne die «Freistadt Christiania» gegründet. In der staatlich geduldeten autonomen Gemeinde leben etwa 900 Menschen. Es gelten eigene Gesetze und eigene Regeln. Etwa eine halbe Million Touristen besuchen Christiania jedes Jahr.

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Polizisten patrouillieren im Jahr 2018 durch die «Pusher Street».Bild: keystone

Den Kurswechsel im Umgang mit dem Drogenhandel in Christiania hatte die dänische Regierung in Abstimmung mit den Anwohnern im Januar eingeleitet. Auslöser war ein Tötungsdelikt im vergangenen August gewesen. Damals wurde ein Mann mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen in Christiania erschossen, es war die vierte tödliche Schiesserei in dem nur 34 Hektar grossen Quartier binnen drei Jahren.

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76 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gevatter Tod
07.04.2024 21:51registriert März 2022
Wenn Cannabis nur legal wäre, dann müsste der Vertrieb nicht von der Mafia organisiert werden.
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Home alone
07.04.2024 22:25registriert April 2020
Tolle Buergerwehr Aktion … Respekt 🤗
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Kommissar Rizzo
07.04.2024 22:57registriert Mai 2021
War da mal vor rund 10 Jahren. Fands damals schon - hmmm... - unschön...

Gute Aktion.
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