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Ukraine

Russische Elitesoldaten schiessen auf sich selbst, um Geld zu ergaunern

Grosser Betrugsfall mit Selbstverletzungen bei der russischen Armee. Das Foto zeigt einen der laut Bericht geständigen Offiziere (21. August 2025)
Grosser Betrugsfall mit Selbstverletzungen bei der russischen Armee. Das Foto zeigt einen der laut Bericht geständigen Offiziere (links).Bild: Telegram

Über 30 russische Elitesoldaten schossen auf sich selbst, um den Kreml zu betrügen

Ein aktueller Zeitungsbericht aus Russland illustriert das Ausmass an Frust und Korruption bei den russischen Streitkräften. Soldaten und Offiziere verschworen sich, um den eigenen Staat zu betrügen.
22.08.2025, 06:1322.08.2025, 12:21
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Dutzende Soldaten einer russischen Eliteeinheit haben während des Angriffskrieges gegen die Ukraine vorsätzlich auf sich selbst und sogar aufeinander geschossen. Dies mit dem Ziel, eigene Kampfverletzungen vorzutäuschen und vom Staat entschädigt zu werden.

Das staatliche ukrainische Nachrichtenportal United24Media hat am Mittwoch über die Vorfälle berichtet und beruft sich auf Recherchen der russischen Tageszeitung «Kommersant». Demnach hat die russische Militärjustiz bei der 83. Garde-Suworow-Luftlandebrigade eine weitreichende Untersuchung durchgeführt.

Militärische Orden für vorgetäuschte Verwundungen

Russischen Ermittlungen zufolge schossen Soldaten und Offiziere aufeinander, um staatliche Entschädigungszahlen in der Höhe von 3 Millionen Rubel zu ergaunern, das sind umgerechnet rund 30'000 Franken.

Die Wehrmänner hätten sich absichtlich Schusswunden zugefügt und diese fälschlicherweise als kampfbedingt dokumentiert, um neben Geld bezahlten Urlaub und bevorzugte medizinische Behandlung zu erhalten.

Einige der erfundenen Verletzungen seien von den Kommandanten als Begründung für militärische Auszeichnungen und Tapferkeitsmedaillen verwendet worden.

Offiziere verpfiffen Untergebene

Unter den Tätern befinden sich gemäss der Berichterstattung zwei hochrangige Offiziere. Im laufenden Strafverfahren hätten ein ehemaliger Brigadekommandeur sowie ein Oberstleutnant und Kommandant einer Spezialeinheit ihre Schuld eingeräumt, mit der Hauptstaatsanwaltschaft noch vor einem Gerichtsprozess kooperiert und gegen ihre Kameraden ausgesagt.

Einer der Geständigen, ein Offizier im Rang eines Gardeobersten, werde wegen gross angelegten Betrugs angeklagt. Dem anderen Geständigen werde Betrug, Bestechung, illegaler Besitz von Waffen und Munition sowie Besitz von Sprengkörpern vorgeworfen.

Letztere beiden Anklagepunkte stehen mit Verstecken in Verbindung, die auf besetztem ukrainischem Gebiet, in der von prorussischen Kämpfern selbst ernannten Volksrepublik Lugansk, entdeckt worden waren.

Die beiden Offiziere waren Ende Juni in St. Petersburg und Anfang Juli in Moskau verhaftet worden.

Laut «Kommersant» sind drei Dutzend Soldaten und Offiziere, die in der 83. Luftlandebrigade dienten, in den Fall vorgetäuschter Kriegsverletzungen verwickelt.

Die russische Zeitung ruft in Erinnerung, dass die Zahlungen für im Kampf erlittene Verletzungen zwischen einer und drei Millionen Rubel betragen. Der Schweregrad werde von der Militärärztlichen Kommission bestimmt.

Der Kommersant-Verlag bezeichnet sich als «führend im russischen Wirtschaftsjournalismus und einer der einflussreichsten Medienkonzerne des Landes».

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87 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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klar+deutlich
22.08.2025 07:48registriert Juni 2021
Der russische Staat betrügt seine Bürger indem er sie im ungerechtfertigten Angriffskrieg gegen die Ukraine verheizt.

Die russischen Kriegsverbrecher an der ukrainischen Bevölkerung wurden von Putin ausgezeichnet und nicht vor Gericht gestellt.
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Patrice 73
22.08.2025 07:36registriert Oktober 2015
Hoffen wir, dass es mehr werden.
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Sucellos
22.08.2025 07:51registriert November 2020
Naja das ist doch nichts neues. Ist in jedem krieg des 20. Jh. Vorgekommen, dass sich Soldaten selbst nicht-tödliche Schussverletzungen zugefügt haben, um in die Heimat zurükzukehren. Die "prämie" von 3 Mio Rubel schafft da wohl noch einen schönen Anreiz obendrauf.
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