Gerettete Flüchtlinge haben italienischen und maltesischen Angaben zufolge vor Libyen ein Handelsschiff unter ihre Kontrolle gebracht und steuern es in Richtung Norden. «Es sind keine Schiffbrüchigen, es sind Piraten», sagte Italiens Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega-Partei am Mittwoch.
Das Handelsschiff «Elhiblu» habe im Mittelmeer eine Gruppe Flüchtlinge vor der libyschen Küste aufgenommen, dann aber etwa sechs Seemeilen vor der Hauptstadt Tripolis plötzlich den Kurs Richtung Nord geändert.
Es ist nun offenbar in Richtung Malta unterwegs, wie die maltesische Armee erklärte. Die maltesischen Behörden seien am Mittwoch über ein «auf See überfallenes Schiff» informiert worden, sagte eine Sprecherin. Der Kapitän habe einen Alarm abgesetzt. Das Schiff werde vermutlich am Donnerstagmorgen maltesische Gewässer erreichen. Die maltesische Armee sei in Bereitschaft.
Sowohl Italien als auch Malta wollen Bootsflüchtlinge nicht aufnehmen, solange es keinen EU-weiten Verteilmechanismus gibt. Vor der libyschen Küste sind kaum mehr Rettungsschiffe im Einsatz, die Boote von Hilfsorganisationen wurden immer wieder lange auf dem Meer blockiert oder aus dem Verkehr gezogen.
Auch die EU hat ihren Marineeinsatz vor der libyschen Küste gestoppt. Die am Mittwoch offiziell bestätigte Entscheidung sieht vor, bei der Anti-Schleuser-Operation Sophia vorerst nur noch Luftaufklärung zu betreiben und libysche Küstenschützer auszubilden.
Diese sollen die Migranten wieder in das Bürgerkriegsland bringen, wo den Menschen allerdings schwere Misshandlungen drohen. Immer wieder wehren sich Migranten deshalb, nach Libyen zurückgebracht zu werden. (sda/dpa)
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