Das Unterhaus des französischen Parlaments hat ein Gesetzesvorhaben zum besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen Übergriffen befürwortet. Die Abgeordneten stimmten in der Nacht zu Dienstag in erster Lesung einstimmig für den Gesetzestext.
Dieser sieht vor, sexuelle Handlungen von Erwachsenen an Kindern unter 15 Jahren grundsätzlich zu kriminalisieren. Dieses Alter soll als Schwelle gelten, bis zu der eine Einwilligung zu sexuellen Praktiken nicht gegeben werden kann. Ausnahmen soll es geben, wenn zwischen den beteiligten Personen weniger als fünf Jahre Altersunterschied liegen.
Das Gesetz sieht auch strengere Definitionen für Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch vor und will das Strafmass für Inzest anheben. Auf Vergewaltigung durch einen Angehörigen sollen dann 20 Jahre Haft stehen, 10 Jahre auf sexuellen Missbrauch. Der Senat muss dem Gesetzesvorhaben nun noch zustimmen. Es wird erwartet, dass das Gesetz noch im Frühling in Kraft tritt.
Das Vorhaben kommt nur wenige Woche nach heftigen Diskussionen über sexuelle Gewalt in Familien in Frankreich. Mitte Januar hatte die Juristin Camille Kouchner ihrem Stiefvater Olivier Duhamel vorgeworfen, vor über drei Jahrzehnten gegenüber ihrem damals minderjährigen Zwillingsbruder sexuell übergriffig geworden zu sein.
Im Netz teilten daraufhin zahlreiche Menschen unter dem Hashtag #metooinceste ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen innerhalb der Familie. Das Bündnis Nous Toutes sprach in diesem Zusammenhang von der grössten Welle von Zeugenaussagen über sexuellen Kindesmissbrauch in Frankreich. (sda/dpa)