Mehr als vier Monate nach dem Tod des inhaftierten korsischen Separatisten Yvan Colonna sorgt der Fall in Frankreich weiter für Wirbel.
Der 61-Jährige, der wegen der Ermordung eines Spitzenbeamten im südfranzösischen Arles im Gefängnis sass, war von einem anderen Häftling angegriffen und tödlich verletzt worden. Deshalb wurde kürzlich ein Disziplinarverfahren gegen einen Aufseher eingeleitet. Aus Protest blockierten am Donnerstag Medienberichten zufolge in Arles etwa hundert Wärter den Zugang zur Haftanstalt. Eine Gewerkschaft warf den Ermittlern vor, den Aufseher zum Sündenbock machen zu wollen.
À l’appel de trois syndicats, des surveillants bloquent ce jeudi matin la prison d’Arles pour protester contre les procédures disciplinaires annoncées contre l’agent mis en cause dans a mort d'Yvan Colonnahttps://t.co/6rI23arJe6
— Le Parisien (@le_Parisien) August 4, 2022
Colonna war Anfang März von einem Mitgefangenen attackiert worden. Er lag danach im Koma und starb wenige Wochen später. Wegen der Ermordung von Korsikas damaligem Präfekten Claude Érignac 1998 musste der Separatist eine lebenslange Haftstrafe verbüssen. Der Angriff auf Colonna in der Haftanstalt löste auf der französischen Mittelmeerinsel nun wieder Proteste und Gewalt aus.
Das Verhältnis zwischen Korsika und Paris gilt seit langem als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, auch mit Mordanschlägen. Die Untergrundorganisation FLNC legte 2014 die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen gemässigte korsische Nationalisten politisch an Bedeutung. Mittlerweile haben sie die Mehrheit im Regionalparlament. (aeg/sda/dpa)