Die Auflösung des unter dem Namen «Dschungel von Calais» bekannt gewordenen illegalen Flüchtlingslagers im nordfranzösischen Calais ist entgegen der Befürchtungen ruhig angelaufen.
Am ersten Tag der Räumung des illegalen Flüchtlingslagers in Calais haben über 2000 Menschen das Camp verlassen. «1918 Erwachsene haben Calais in 45 Bussen verlassen, um in 80 Erstaufnahmezentren zu gelangen», sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Abend in Paris. Die Menschen werden seit Montagmorgen mit Bussen auf Regionen in ganz Frankreich verteilt.
Bereits im Morgengrauen warteten am Montag hunderte Menschen mit Rollkoffern und Taschen bepackt vor einem Registrierzentrum nahe des Camps. «Es ist besser, jetzt zwei Stunden zu warten als dann zwei Tage», sagte ein sudanesischer Flüchtling. Ein anderer Flüchtling sagte, er sei schon um 4.00 Uhr morgens angekommen.
Innenminister Bernard Cazeneuve sprach am Montag in Paris von einer «ruhigen und geordneten Operation». Er hoffe, dass so die gesamte Räumung des Lagers verlaufen werde.
Am Tag kam es vor dem Registrierzentrum in der Nähe des Camps vereinzelt zu Rangeleien zwischen den Wartenden. In langen Schlangen sammelten sich die Menschen dort mit ihrem Gepäck an einem Absperrgitter. Die Befürchtung, Aktivisten könnten die Auflösung des Lagers mit gewaltsamen Protesten begleiten, traten allerdings zunächst nicht ein.
In der wilden Zelt- und Hüttensiedlung hatten sich in den vergangenen Jahren Flüchtlinge gesammelt, die illegal über den Ärmelkanal Grossbritannien erreichen wollten. Zuletzt hatten dort etwa 6500 Menschen gelebt. Die meisten kamen aus Ländern wie Afghanistan, Äthiopien, Eritrea und dem Sudan.
Die Präfektin von Pas-de-Calais verglich das Registrierzentrum mit einem riesigen, improvisierten Busbahnhof. Im Zentrum findet nur eine erste Befragung der Flüchtlinge statt, noch kein Asylverfahren. Den Menschen sollen zwei Regionen vorgegeben werden, zwischen denen sie wählen können. Ausgenommen sind der Grossraum Paris und Korsika.
Die Behörden betonten immer wieder ein «humanitäres» Vorgehen. Man setze darauf, dass sich die Menschen freiwillig melden, sagte Pierre-Henri Brandet, Sprecher des Innenministeriums.
Die Behörden arbeiteten seit langem mit Hilfsorganisationen zusammen, um die Menschen davon zu überzeugen, das Lager zu verlassen.
Unbegleitete Minderjährige, Familien und Kranke oder Schwangere wurden getrennt registriert. Kinder und Jugendliche, die alleine unterwegs sind, durften zunächst in Containern in Calais bleiben. Für ihr Aufnahmeverfahren gibt es besondere Regeln. Frankreich pocht auf eine Familienzusammenführung, wenn Angehörige bereits in Grossbritannien leben.
Noch in der Nacht hatten im Camp Mülltonnen gebrannt. Es war zu Zusammenstössen gekommen, als Flüchtlinge versucht hatten, auf eine nahegelegene Autobahn zu gelangen. Die Polizei hatte sie zurückgedrängt und dabei auch Tränengas eingesetzt.
Verletzt wurde nach Angaben der Behörden allerdings niemand. Die Befürchtungen der Behörden, Aktivisten könnten die Auflösung des Lagers mit gewaltsamen Protesten begleiten, traten zunächst nicht ein.
Die vollständige Räumung soll noch eine Woche dauern. Schon am Dienstag wollen die Behörden damit beginnen, Zelte und Hütten abzureissen, in denen die Flüchtlinge bislang wohnten. Die Präfektur sprach von einer «noch nie da gewesenen Operation». Im Einsatz sind nach offiziellen Angaben rund 1250 Polizisten.
Menschenrechtler machten sich derweil Sorgen über die kommenden Tage. Derzeit laufe alles gut, weil jene Flüchtlinge zu den Bussen kämen, die «ungeduldig darauf gewartet haben, wegzugehen», sagte der Leiter der Organisation L'Auberge des Migrants (Herberge der Flüchtlinge), Christian Salomé. «Bald sind nur noch die Leute hier, die nicht weg und weiterhin nach Grossbritannien gelangen wollen.»
Das Flüchtlingslager von Calais ist Frankreichs grösster Slum. Hinter Chemiefabriken und einer Autobahn leben nach offiziellen Angaben etwa 6500 Menschen. Sie kommen aus armen Ländern wie Äthiopien, Eritrea, Afghanistan und dem Sudan.
Die Zahlen zu den Bewohnern gehen weit auseinander. Hilfsorganisationen sprachen im Sommer sogar von mehr als 10'000 Flüchtlingen, die sich dort aufhalten.
Im «Dschungel von Calais» leben viele Menschen, die gerne nach Grossbritannien möchten, weil sie sich dort eine bessere Zukunft versprechen. Auch die Sprache wäre für sie einfacher zu beherrschen, die meisten sprechen kein Französisch. Doch die Grenze sei dicht, sagt die Präfektin des Départements Pas-de-Calais, Fabienne Buccio.
Mehrere Flüchtlinge kamen auf dem Weg auf die Insel bereits ums Leben. Grossbritannien ist nicht weit, nach Dover sind es nur rund 40 Kilometer. Calais hat einen grossen Fährhafen, der Kanaltunnel ist nahe.
In Calais sammeln sich schon seit Jahren Flüchtlinge, die illegal den Ärmelkanal überqueren wollen. Die Lage verschärfte sich mit der internationalen Flüchtlingskrise.
Auf Brachland entstand von 2015 an das Lager aus Zelten, Hütten und inzwischen auch Wohncontainern. Diese wurden vom Staat eingerichtet und sollen zunächst weitergenutzt werden. In diesen Behelfsbauten können rund 1500 Menschen untergebracht werden. (gin/erf/sda/dpa)
Ich weiss auch nicht wie ihr Leben in den Herkunftsländern ausgesehen hat. Deshalb hüte ich mich davor zu beurteilen, wer es verdient hat wo Asyl zu bekommen...
Was ich aber von ganzem Herzen hoffe ist, dass bei der ganzen Sache NIEMAND ernsthaft zu Schaden kommt. Vor allem Kinder.
Und ich hoffe auch, dass es nicht all zu viele Menschen gibt, die diese Ansicht nicht mit mir teilen...