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Parlamentswahl in Frankreich: die Reaktionen auf die Wahlüberraschung

Far-right National Rally party leader Marine Le Pen answers reporters after the second round of the legislative election, Sunday, July 7, 2024, at the party election night headquarters in Paris. A coa ...
Sie gewinnt zwar gross, ist aber wohl trotzdem die Verliererin dieser Wahl: Marine Le Pen vom Front National.Bild: keystone

Le Pen trotzig, Linke euphorisch, Macron still – die Reaktionen auf die Frankreich-Wahl

Bei den französischen Parlamentswahlen liegt das linke Bündnis «Nouveau Front Populaire» laut Hochrechnungen überraschend vorn. Die Parteivorsitzenden sind euphorisch, aber uneinig. Marine Le Pen gibt sich trotzig – die Übersicht zu den Reaktionen.
07.07.2024, 21:1108.07.2024, 07:57
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Jean-Luc Mélenchon, Gründer Parti de Gauche

Der Gründer der französischen Linkspartei sieht nach dem überraschenden Wahlerfolg des Linksbündnisses bei der Parlamentswahl einen klaren Regierungsauftrag. «Der Präsident hat die Pflicht, den Nouveau Front Populaire zum Regieren aufzufordern», sagte Jean-Luc Mélenchon nach den ersten Hochrechnungen. Premierminister Gabriel Attal aus dem Lager von Staatspräsident Emmanuel Macron müsse gehen. Macron solle seine Niederlage eingestehen. Mélenchon schloss Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit Macrons Lager aus.

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Jean-Luc Mélenchon ist siegessicher.Bild: keystone

Bei der Parlamentswahl in Frankreich liegt ersten Hochrechnungen zufolge das Linksbündnis überraschend vorn. Das rechtsnationale Rassemblement National könnte nur auf dem dritten Platz hinter dem Mitte-Lager von Staatspräsident Emmanuel Macron landen. Die absolute Mehrheit von 289 Sitzen dürfte keines der Lager erreichen.

Frankreichs gespaltene Linke hatte sich erst vor wenigen Wochen für die Parlamentswahl zum Nouveau Front Populaire zusammengeschlossen. Streit gibt es innerhalb der Linken vor allem um Führungsikone Mélenchon. Der Populist, der mit euroskeptischen Aussagen auffällt und einen klar propalästinensischen Kurs fährt, wird selbst innerhalb seiner Partei heftig kritisiert. Eine klare Führung hat das Linksbündnis aus Linken, Kommunisten, Sozialisten und Grünen nicht. Auch ein gemeinsames Programm gibt es nicht.

Marine Le Pen, Rassemblement National

Trotz des überraschenden Erfolgs des Linksbündnisses bei den französischen Parlamentswahlen gibt sich Marine Le Pen vom rechtsnationalen Rassemblement National (RN) gelassen und auch ein wenig trotzig: «Die Flut steigt weiter und unser Sieg ist heute nur aufgeschoben», sagte sie nach den ersten Hochrechnungen. Sie sei mit ihrer Partei auf dem Vormarsch gegen eine Koalition aller Bewegungen.

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Marine Le Pen gibt sich nach der Niederlage trotzig.Bild: keystone

Jordan Bardella, Vorsitzender Rassemblement National

Der Chef der französischen Rechtsnationalen, Jordan Bardella, hat nach dem überraschenden Sieg des Linksbündnisses bei der Parlamentswahl heftig gegen seine politischen Gegner ausgeteilt. Das Mitte-Lager von Staatschef Emmanuel Macron und das Linksbündnis bezeichnete er als «Einheitspartei» und «Bündnis der Schande».

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Jordan Bardella vom RN schimpft mit den politischen Gegnern.Bild: keystone

Bardella schimpfte auf «Wahlabkommen», die Frankreich «in die Arme der extremen Linken werfen». Das linke Lager und die Mitte-Kräfte hatten vor der zweiten Runde eine Zweckallianz gebildet. Um sich in Wahlkreisen, in denen drei Kandidaten in die zweite Runde kamen, nicht gegenseitig Stimmen wegzunehmen, zogen sich zahlreiche Kandidaten zurück. Ihre Anhänger riefen die Partei dazu auf, gegen das RN zu stimmen. «Die Dynamik, die das RN trägt, und die es in der ersten Runde deutlich nach vorn gebracht hat und ihm ermöglicht hat, die Zahl seiner Abgeordneten zu verdoppeln, sind wesentliche Elemente des Siegs von morgen.»

Olivier Faure, Vorsitzender Parti Socialiste

Nach dem Überraschungssieg des Linksbündnisses bei der Parlamentswahl in Frankreich will der Chef der Sozialisten, Olivier Faure, kein Regierungsbündnis mit dem Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron. Es solle keine «Koalition der Gegensätze» geben, die die Politik Macrons fortsetze, sagte Faure.

Faure forderte, Frankreich zu erneuern. Es solle unter anderem massive Investitionen für den Klimaschutz geben. Auch sollten Reiche stärker besteuert werden.

Olivier Faure, First Secretary of the Socialist Party delivers a speech after the second round of the legislative elections, Sunday, July 7, 2024 at their election night headquarters in Paris. A coali ...
Auch Faure sieht den Sieg vor sich.Bild: keystone

Der führende Sozialdemokrat Raphaël Glucksmann, der bei der Europawahl Spitzenkandidat der französischen Sozialisten war, sagte, es könne künftig Mehrheiten für einzelne Vorhaben geben. Für Macrons Kräfte hatte sich diese Strategie in den vergangenen zwei Jahren als schwierig erwiesen.

Marine Tondelier, Generalsekretärin Europe Écologie Les Verts

Frankreichs Grüne wollen nach dem voraussichtlichen Wahlsieg des neuen Linksbündnisses regieren. «Wir haben gewonnen und jetzt werden wir regieren», sagte Grünen-Generalsekretärin Marine Tondelier in Paris. «Heute Abend gibt es eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass die Volksfront vorne liegt», sagte Tondelier. «Heute Abend hat die soziale Gerechtigkeit gewonnen, heute Abend hat die ökologische Gerechtigkeit gewonnen und heute Abend hat das Volk gewonnen und jetzt geht es erst los.»

Die seit 1981 höchste Wahlbeteiligung habe belegt, wie wichtig den Menschen in Frankreich die Parlamentswahl gewesen sei, sagte Tondelier. «Das ist ein schöner Sieg der Demokratie, er gehört euch allen.»

«Wir waren auf der Höhe dank der neuen Volksfront», sagte die Grünen-Chefin. «Das ist eine immense Hoffnung, die durch diesen linken Zusammenschluss und die Grünen geschaffen wurde und der das Ereignis dieser Wahl ist.» Erst vor vier Wochen habe das neue Linksbündnis aus Grünen, Sozialisten, Kommunisten und der Linkspartei sich formiert, betonte die Grünen-Chefin.

Und Macron?

Präsident Macron hat sich bislang noch nicht persönlich geäussert – er nimmt erstmals die Regierungsbildung in den Blick. Bevor der Staatschef Entscheidungen treffe, werde er das Endergebnis der Wahl und die letztendliche Zusammensetzung der Nationalversammlung abwarten, teilte der Élysée-Palast mit. «Der Präsident wird in seiner Rolle als Garant unserer Institutionen darauf achten, dass die souveräne Wahl der Franzosen respektiert wird», hiess es.

Wie der Sender BFMTV berichtete, hiess es mit Blick auf die für eine absolute Mehrheit nötige Zahl von Abgeordneten ausserdem aus dem Élysée-Palast. «Die Frage wird sein, ob eine Koalition mit Zusammenhalt gebildet werden kann, um die 289 Abgeordneten zu erreichen.» Denn keines der Lager kann nach den Hochrechnungen mit der absoluten Mehrheit rechnen.

Die Wahlbeteiligung habe gezeigt, dass die Auflösung der Nationalversammlung notwendig gewesen sei, hiess es dem Sender zufolge aus dem Präsidentenpalast. Mit Blick auf das voraussichtliche Wahlergebnis mit dem Präsidentenbündnis auf Platz zwei erklärte der Élysée-Palast demnach:

«Man hatte das Mitte-Lager für tot erklärt: Es ist da, auch nach sieben Jahren an der Macht.»

(sda/dpa)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mMn
07.07.2024 22:59registriert September 2020
Das wird ja mal spannend... Ein Bündnis, aber niemand ist kompromissbereit. Aber für mich ist fast alles besser als RN.
8010
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redeye70
07.07.2024 22:11registriert Mai 2016
Ein Bündnis ohne ein gemeinsames Programm ist das Rezept zum Desaster. Der Wille zur Kooperation scheint nirgends gegeben. So wird Frankreich unregierbar.
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41
    Wie sich die Ukraine ohne Amerika verteidigen kann
    Donald Trumps Verrat ist nicht Wladimir Putins Triumph. In Europa werden bisher ungeahnte Kräfte wach.

    Zuerst kappte er die Militärhilfe, jetzt verbietet er auch seinen Geheimdiensten, der Ukraine wichtige Informationen zukommen zu lassen. Donald Trump lässt im Verrat an der Ukraine nichts aus. Trotzdem sieht es nicht so aus, als ob der US-Präsident das geschundene Land in die Knie zwingen könnte. Andriy Zagorodnyuk, der ehemalige Verteidigungsminister, stellt in einem Essay in «Foreign Affairs» klar: «Die Führung der Ukraine hat mit überwältigender Unterstützung der Menschen in der Ukraine entschieden, dass Aufgeben keine Option ist.»

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