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Georgien

Tausende demonstrieren nach Georgiens Absage an die EU

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Proteste in Georgien
In der georgischen Hauptstadt Tiflis kam es am späten Donnerstagabend zu Protesten. Mehrere Tausend Menschen versammelten sich vor dem Parlamentsgebäude.
quelle: keystone / zurab tsertsvadze
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Tausende demonstrieren, mehrere Verletzte – die wichtigsten Punkte zum Chaos in Georgien

29.11.2024, 06:2029.11.2024, 09:03
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Was ist passiert?

In Georgien versammelten sich bis in die späten Abendstunden im Zentrum der Hauptstadt Tiflis mehrere Tausend Menschen am Parlamentsgebäude. In den folgenden Stunden kam es zu heftigen Protesten. Ein Grossaufgebot bewaffneter Polizisten riegelte offizielle Gebäude ab und hielt die Menge auf. Nach Mitternacht (Ortszeit) setzten die Sicherheitskräfte Pfefferspray und Wasserwerfer ein.

Staatspräsidentin Salome Surabischwili schloss sich dem Protest an. Sie appellierte an die Sicherheitskräfte, nicht gegen die Demonstranten vorzugehen. Zugleich forderte sie eine Wiederholung der von Fälschungsvorwürfen überschatteten Parlamentswahl von Ende Oktober. Offiziell ist ein Sieg der Regierungspartei Georgischer Traum erklärt worden.

Proeuropäische Kundgebungen mit Hunderten Teilnehmern wurden auch aus den grossen georgischen Städten Batumi, Kutaissi, Gori und Sugdidi gemeldet.

Police detain protesters following Georgian Prime Minister Irakli Kobakhidze's announcement, rallying outside the parliament building in Tbilisi, Georgia, on Friday, Nov. 29, 2024. (AP Photo/Zura ...
Polizisten halten einen Demonstranten fest.Bild: keystone

Gibt es Verletzte?

Bei den Protesten wurden mehrere Menschen verletzt. In Tiflis wurden Medienberichten zufolge mindestens 18 Polizisten und eine noch nicht bekannte Zahl an Demonstranten verletzt. Demnach gab es auch mehrere Festnahmen. Die Proteste dauerten auch am frühen Morgen noch an.

epaselect epa11745744 A Georgian opposition supporter gestures next to an EU flag during a protest in front of the office of the Georgian Dream ruling party in Tbilisi, Georgia, 28 November 2024. Geor ...
Zahlreiche Demonstranten hissten die Europa-Flagge.Bild: keystone

Warum wurde demonstriert?

Die Proteste wurden durch die Absage der georgischen Führung an Beitrittsgespräche mit der EU ausgelöst. Nachmittags hatte der nationalkonservative Ministerpräsident Irakli Kobachidse den Beitrittsprozess für gestoppt erklärt. Vor Ende 2028 werde Georgien nicht mit Brüssel über einen Beitritt verhandeln und bis dahin auch keine Haushaltszuschüsse der EU annehmen. Er wertete Kritik der EU am zunehmend autoritären Kurs von Georgischer Traum als unangemessenen Druck auf sein Land.

Wie kam es zum Bruch mit der EU?

Die frühere Sowjetrepublik Georgien hat im Dezember 2023 gemeinsam mit der Ukraine und der Republik Moldau den Status eines EU-Beitrittskandidaten erhalten. Das Verhältnis hat sich aber rapide verschlechtert, weil die Regierungspartei zunehmend europakritisch agiert und angeblichen ausländischen Einfluss im Land beschränken will.

Die angestrebte Kontrolle über die Zivilgesellschaft ähnelt dabei den Methoden in Russland. Auch Brüssel hat deshalb die Annäherung auf Eis gelegt. Die Opposition will am Europakurs festhalten. Sie wirft der Regierung vor, ihr Wahlsieg sei nur durch Manipulation erreicht worden. (dab/sda/dpa)

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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Phuphi
29.11.2024 03:41registriert Juni 2020
Die Marionetten von Putin haben gesprochen. Man kann Menschen kaufen, aber nicht der Wille nach einem freiheitlichen und selbstbestimmten Leben in Würde und Respekt vor allen anderen Lebewesen. Putin und alle anderen zurückgeblieben Diktatoren haben schon nur deshalb verloren weils sie niemals an diesem Punkt des Lebens ankommen werden und als Gewaltätige Bremsen des Fortschritts in die Geschichte eingehen. Und trotzdem geht der Fortschritt weiter. Die Zukunft lässt sich vielleicht etwas herauszögern, aber nicht aufhalten. Irgendwann begreift das auch der letzte Rückwärtgewannte.
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Donnerherz
28.11.2024 23:29registriert November 2020
Russland macht's noch ein paar Monate, dann ist der Laden dicht. Trittbrettfahrer wie Orbán oder die georgischen Putin-Marionetten kriegen dann kalte Füsse, weil sich ihr Stück Kuchen in Luft aufgelöst hat.
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Quaerentius
29.11.2024 01:24registriert Mai 2022
Georgien ist auch so eine Vorzeige-Demokratie! Das Volk und die Staatspräsidentin sagen A und ein paar - putinhörige!? - Säcke der Regierung sagen B und scheinen damit durchzukommen.
Vor einem allfälligen EU-Beitritt müssen da schon noch ein paar Details geklärt werden
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