«Das Problem ist, dass die Präsidenten beider Länder nicht ganz normal sind.» – Seung Hwa Chang sitzt im Wohnzimmer einer Zürcher Wohnung und erzählt hastig von der derzeitigen Situation in ihrer Heimat Südkorea. Denn während die 30-Jährige Ferien in der Schweiz macht, ist die Situation zwischen Nordkorea und den USA mehr als angespannt – und Südkorea wäre von einer Eskalation des Konflikts direkt betroffen.
Verbal ist die Situation zwischen den USA und Nordkorea bereits eskaliert. US-Präsident Donald Trump hat Nordkorea «Feuer und Zorn» angekündigt, falls es den USA weiterhin drohe. Kim Jong-uns Antwort: Seine Streitkräfte planen gemäss eigener Angaben nun einen Angriff auf die US-Insel Guam im Pazifik.
Dass das kommunistische Nachbarland mit Raketen droht, ist für die Südkoreaner nichts Neues. Seung Hwa: «Pjöngjangs Propagandagepolter gegen die USA bekommen wir seit Jahren zu hören.» Sie hätten gelernt, mit der Bedrohung aus dem Norden zu leben. Besonders, da Kim Jong-un schlussendlich immer zurückkrebse.
Die Südkoreaner fürchteten sich eher vor Donald Trumps impulsiven Reaktionen. «Viele haben Angst, dass Trump Kim Jong-un weiter provoziert und sich die beiden gegenseitig aufstacheln, bis es kein Zurück mehr gibt.»
Dass Nordkorea dieses Mal mit Guam ein konkretes Angriffsziel nannte, gebe aber doch einigen Landsleuten zu denken. «Besonders ältere Menschen beschäftigt das Thema. Leute wie meine Grosseltern, die den Korea-Krieg mit seinen rund 3.5 Millionen Opfern hautnah miterlebt haben.» Doch auch sie stellten sich bisher nicht auf einen zweiten Korea-Krieg ein: «Hamsterkäufe macht niemand.»
Bei den jungen Leuten stünden der Alltag und innenpolitische Debatten im Vordergrund. So sei der Korruptionsskandal um Ex-Präsidentin Park Geun-hye, in den auch Elektronikriese Samsung verwickelt war, immer noch in aller Munde. Die Politikerin wurde im Mai dieses Jahres ihres Amtes enthoben.
Washington reagierte bereits im April mit dem Aufbau des Raketenabwehrsystems THAAD in Südkorea auf die Provokationen aus dem Norden. Das System soll im Ernstfall nordkoreanische Raketen abfangen, wurde aber noch nicht in Betrieb genommen.