78 - dies die bislang bestätigte Anzahl an Todesopfern beim Bootsunglück vor Griechenland. Aber dies sind lediglich die bisher geborgenen Leichen. Es dürften wohl eher um die 500 verstorbene Menschen sein - vielleicht sogar mehr.
Und was besonders traurig ist: Unter den Opfern ist eine grosse Anzahl Kinder. Berichten zufolge könnten bis zu 100 in dem Schiff ums Leben gekommen sein.
Gegenüber der BBC berichten Ärzte aus dem Spital in Kalamata, wo die meisten der Überlebenden hingebracht wurden, dass von 50 bis 100 Kindern die Rede war. Offenbar befanden sie sich alle unter Deck. Sie waren vermutlich eingeschlossen.
Im Hafen von Kalamata trafen am Donnerstag aus anderen Staaten Europas Verwandte der Vermissten ein. Sie versuchten von den Behörden und den Überlebenden etwas über das Schicksal ihrer Angehörigen zu erfahren, berichteten Reporter vor Ort.
Gegenüber der BBC erzählt ein Mann: «Meine Verwandten waren auf dem Boot.» Er ist aus Grossbritannien angereist, um mehr zu erfahren. Von vier Angehörigen fehle jede Spur. «Wir haben Bestätigung erhalten, dass einer der Verwandten gefunden wurde.»
Derweil ist die Rolle der griechischen Küstenwache weiter umstritten. Laut den Behörden habe man mehrere Male Kontakt mit dem besagten Schiff aufgenommen und Hilfe angeboten. Dies sei aber verneint worden. Der Kapitän habe angegeben, weiter nach Italien fahren zu wollen.
Dann - am frühen Mittwochmorgen und rund 100 Kilometer vor der griechischen Küste - sei der Motor ausgefallen. An Bord brach Unruhe aus, die Leute begannen sich zu bewegen. Offenbar kam es auch zu körperlichen Auseinandersetzung und Streit um Wasser.
Die Küstenwache sei ein paar Stunden nach eingegangenem Notruf vor Ort gewesen und habe versucht, das Schiff abzuschleppen, berichtet der griechische Ex-Premier Alexis Tsipras. Dies sei aber schiefgelaufen, weil man auf dem Schlepperschiff nicht gewusst habe, wie man das Rettungsseil richtig anbringt. Das Schiff der Küstenwache sei dann zu schnell gefahren und das Flüchtlingsschiff habe zu schaukeln begonnen und sei gesunken. Tsipras' Version ist jedoch nicht offiziell bestätigt.
Aber auch auf dem Land gibt es Neuigkeiten. Die griechische Küstenwache hat neun Überlebende festgenommen. Sie sollen als Schleuser agiert haben. Wie der staatliche Rundfunk (ERT) am Donnerstagabend berichtete, wird den aus Ägypten stammenden Männern unter anderem die Bildung einer kriminellen Organisation vorgeworfen. Sie sollen dem Staatsanwalt der Hafenstadt Kalamata vorgeführt werden. Dieser werde entscheiden, wie es weitergehe, hiess es.
Zahlreiche Menschen gegen die EU-Migrationspolitik protestiert. Demonstrationen gab es am Abend etwa in der Hauptstadt Athen und in der Hafenstadt Thessaloniki. «Die EU bringt Menschen um», hiess es auf Transparenten, wie Reporter vor Ort berichteten.
Zu den Protesten hatten die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) und mehrere linksgerichtete Studenten- und Gewerkschaftsorganisationen sowie Parteien der ausserparlamentarischen Linken aufgerufen.
(aeg/sda/dpa)