In Schottland soll Gesundheitsminister Humza Yousaf neuer Regierungschef und damit Nachfolger von Nicola Sturgeon werden, wie die Schottische Nationalpartei (SNP) am Montag mitteilte. Als stärkste Kraft im Regionalparlament hat die Schottische Nationalpartei (SNP) das Anrecht auf den Posten des «First Minister».
Bis 12.00 Uhr schottischer Zeit (13.00 MESZ) am Montag hatten die Mitglieder der SNP Gelegenheit, sich zwischen Gesundheitsminister Humza Yousaf (37), Finanzministerin Kate Forbes (32) und der früheren Ministerin Ash Regan (49) zu entscheiden.
Alle drei wollen das erklärte Ziel der SNP vorantreiben, Schottland aus dem Vereinigten Königreich und als unabhängigen Staat zurück in die Europäische Union zu führen. Der 37-Jährige gilt als enger Vertrauter Sturgeons und dürfte ihren Kurs fortsetzen.
Der Weg, den Yousaf zur Unabhängigkeit gehen will, ist unklar. Ein neues Referendum ist nach einer Entscheidung des obersten britischen Gerichts nur mit Zustimmung der Zentralregierung in London möglich. Doch die lehnt einen solchen Schritt strikt ab. In Umfragen sank zudem die Zustimmung zu einer Unabhängigkeit nach Sturgeons Rückzug.
Zu einem weiteren Stolperstein für Yousaf könnte ein liberales Gender-Gesetz werden, das Sturgeon gegen Widerstand in den eigenen Reihen durchgedrückt hatte. Vorgesehen ist, dass unter anderem die Pflicht für ein medizinisches Gutachten als Voraussetzung für eine Änderung des Geschlechtseintrags entfällt. Das Mindestalter für einen Antrag sinkt von 18 auf 16 Jahre. Die britische Regierung blockiert das Vorhaben. Yousaf hat versprochen, juristisch gegen das Veto aus London vorzugehen.
Mit Yousaf rückt erstmals ein Muslim an die Spitze des nördlichsten britischen Landesteils mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern. Obwohl vergleichsweise jung, hat der studierte Politologe bereits viel Regierungserfahrung gesammelt. Nachdem er zunächst jahrelang als Staatssekretär gewirkt hatte, wurde er 2018 Justizminister. 2021 wechselte Yousaf ins Gesundheitsministerium. Kritiker machen ihn für den maroden Zustand des Gesundheitsdiensts mitverantwortlich.
Nach seiner Wahl sagte er: «Ich fühle mich wie der glücklichste Mann der Welt.» Sein Land als «First Minister» regieren zu dürfen, werde die grösste Ehre seines Lebens sein. Er wolle ein Regierungschef für alle Schottinnen und Schotten sein.
Sturgeon hatte Mitte Februar überraschend ihren Rückzug als «First Minister» sowie Parteivorsitzende der SNP angekündigt. Die 52-Jährige war die erste Frau im höchsten Regierungsamt des nördlichsten britischen Landesteils und gilt als treibende Kraft einer Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich.
(sda/dpa)