International
Grossbritannien

Neuer Ärger für Johnson wegen Treffen mit russischem Oligarchen

Neuer Ärger für Johnson wegen Treffen mit russischem Oligarchen

10.07.2022, 15:4410.07.2022, 17:59
Mehr «International»

Der britische Premierminister Boris Johnson ist wegen eines unbegleiteten Treffens mit dem Oligarchen und ehemaligen KGB-Mitarbeiter Alexander Lebedew zu seiner Zeit als Aussenminister in die Kritik geraten. Die Opposition forderte am Sonntag die Regierung zu einer Untersuchung auf. Johnson hatte das Treffen im April 2018 am Mittwoch erstmals eingeräumt und gesagt, dass keine Regierungsbeamten anwesend gewesen seien.

Das Gespräch fand demnach kurz nach einem Nato-Treffen statt, bei dem die Allianz über den Umgang mit Russland beriet. Vorausgegangen war der Giftanschlag von Salisbury, bei dem der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter schwer verletzt wurden. London machte umgehend den Kreml für den Angriff verantwortlich.

«Dass dieses Treffen zu diesem Zeitpunkt stattfand, zeugt von einer leichtsinnigen Missachtung nationaler Sicherheitsrisiken», sagte die Labour-Politikerin Yvette Cooper dem Sender Sky News. Sie nannte es «unvorstellbar», dass ein Aussenminister einen Ex-KGB-Agenten treffe, der zudem wegen enger Beziehungen zu Kremlchef Wladimir Putin bekannt sei. Der Vorfall passe aber zu Johnsons Verhalten mit Lügen, Gesetzesverstössen und mutmasslichem Amtsmissbrauch.

Johnson und seine Konservative Partei stehen bereits seit längerem wegen enger Kontakte zur Familie Lebedew sowie weiteren vermögenden russischen Staatsbürgern, von denen viele Grossspender der Tories sind, in der Kritik. Lebedews Sohn Jewgeni, der die Zeitung «London Evening Standard» besitzt und Anteile an der Zeitung «Independent» hält, wurde auf Vorschlag Johnsons 2020 zum Mitglied des britischen Oberhauses ernannt. Im House of Lords trägt er den Titel «Baron von Hampton im London Borough Richmond upon Thames und Sibirien in der Russischen Föderation». Die Ernennung wird derzeit von einem Parlamentsausschuss überprüft. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Lowend
10.07.2022 19:20registriert Februar 2014
Wenn unbeaufsichtigte Treffen mit russischen Oligarchen bei uns in der Schweiz, oder auch in Europa ein Rücktrittsgrund wären, müsste vermutlich fast alle rechtsnationalen Populisten den Hut nehmen. 🤔
412
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hanibald
10.07.2022 18:49registriert Dezember 2019
Ich erinnere mich noch daran, dass die Regierung unter Boris allfällige Einflussnahme der Russen auf das Brexit-Referendum NICHT untersuchen liess...
https://www.sueddeutsche.de/politik/britische-aussenpolitik-london-ignorierte-gefahr-russischer-einflussnahme-1.4974689
Wäre gut, wenn eine komplett neue Regierung in UK dies nun veranlassen könnte.
282
Melden
Zum Kommentar
8
Carla Bruni zu Libyen-Affäre von Ex-Präsident Sarkozy verhört

In der Affäre um angebliche Wahlkampfgelder aus Libyen für Frankreichs Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy ist dessen Ehefrau Carla Bruni vernommen worden. Im Rahmen von Vorermittlungen sei die Sängerin am Donnerstag zu einer möglichen Zeugenbeeinflussung befragt worden, bestätigte die Pariser Finanzstaatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur.

Zur Story