Ein aus Grossbritannien stammendes berüchtigtes Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist in den USA wegen der Beteiligung an Geiselnahmen und Tötungen von US-Bürgern schuldig gesprochen worden. Das Justizministerium erklärte am Donnerstagabend (Ortszeit), die Geschworenen an einem Bundesgericht im US-Staat Virginia hätten den Angeklagten El Schafi Elscheich wegen vier Geiselnahmen und der Verschwörung zur Tötung jener amerikanischen Geiseln schuldig gesprochen. Ihm droht lebenslange Haft. Das Strafmass soll vom Gericht am 12. August bekanntgegeben werden.
Der inzwischen 33-Jährige gehörte der Anklage zufolge zu einer IS-Terrorzelle, die wegen der Herkunft und des Akzents der Mitglieder als «The Beatles» bekannt wurde. Die Zelle hatte nach Angaben des US-Aussenministeriums mehr als zwei Dutzend Geiseln enthauptet und viele weitere gefoltert. Zu ihren Opfern zählten demnach auch die US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie die Entwicklungshelfer Peter Kassig und Kayla Mueller. Videos von Enthauptungen, bei denen Gefangene in orangefarbenen Overalls gekleidet waren, lösten 2014 weltweit Entsetzen aus.
Das Justizministerium erklärte, Elscheich habe in Syrien persönlich die Geiseln aus Grossbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien, Schweden, Belgien, Neuseeland und der Schweiz bewacht und an Verhandlungen zu ihrer Freilassung teilgenommen. Zusammen mit zwei anderen IS-Mitgliedern soll er das Gefängnis, in dem die Geiseln festgehalten wurden, beaufsichtigt haben. «Elscheich und seine Mitverschwörer bedienten sich einem langanhaltenden Verhaltensmuster physischer und psychologischer Gewaltanwendung gegen die Geiseln, um zu versuchen, die Geiseln zu brechen», erklärte das Ministerium. Dies habe auch zum Ziel gehabt, hohe Lösegeldzahlungen und andere Forderungen durchzusetzen.
Elscheich war zusammen mit einem weiteren mutmasslichen Mitglied der Zelle, Alexanda Kotey, von Grossbritannien ausgeliefert worden – unter der Bedingung, dass ihm in den USA keine Todesstrafe drohen würde. Kotey plädierte im vergangenen Jahr vor einem US-Gericht auf schuldig. Das Strafmass soll am 29. April festgelegt werden. (saw/sda/dpa)