Bei den seit rund zwei Monaten laufenden Protesten im Iran sind nach Einschätzungen von Menschenrechtlern mindestens 330 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien auch 50 Minderjährige und 39 Sicherheitskräfte, berichtete die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA am Freitag. Fast 15 000 Menschen seien zudem festgenommen worden. Die Proteste erfassten seit ihrem Beginn Mitte September demnach mehr als 130 Städte im Land.
Unterdessen sorgte in dem Land erneut das gewaltsame Vorgehen iranischer Sicherheitskräfte für Empörung. In der Stadt Rascht in der Nähe des Kaspischen Meers gingen Polizei und Basidsch-Milizen am Donnerstag gegen eine Versammlung vor, wie Bewohner der Provinz berichteten. Dabei soll eine junge Frau durch Schüsse schwer verletzt worden sein. In einer beliebten Fussgängerzone hatten vor allem Jugendliche mit lauter Musik und Tanz gefeiert. Nach der Aufforderung, die Versammlung zu beenden, sollen Sicherheitskräfte Tränengas eingesetzt haben.
Auslöser der systemkritischen Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamischen Herrschaftssystem. (sda/dpa)