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Krieg mit Israel: Terrororganisation Hamas tötet zwei weitere Geiseln

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Protestierende an einer Kundgebung in Berlin, auch sie fordern die Freilassung der israelischen Geiseln.Bild: keystone

Terrororganisation Hamas tötet gemäss Israel zwei Geiseln – die aktuelle Lage in 4 Punkten

Auch nach 100 Tagen Krieg hält die Hamas noch immer über 100 israelische Geiseln im Gazastreifen fest. Dank einer Vereinbarung erhalten die festgehaltenen Personen nun zumindest medizinische Unterstützung.
17.01.2024, 15:4718.01.2024, 08:14
Ralph Steiner
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Aktueller Stand

Seit über drei Monaten dauert der Krieg zwischen Israel und der Hamas an. Beim Angriff der Terrororganisation an mehreren Orten in Israel sind am 7. Oktober über 1200 Menschen ums Leben gekommen. Zusätzlich verschleppte die Hamas rund 250 Personen in den Gazastreifen.

Bei israelischen Attacken auf den Gazastreifen wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde über 23'800 Menschen getötet. Unabhängig überprüfbar sind diese Angaben jedoch nicht.

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Eine israelische Kundgebung anlässlich Tag 100 seit Ausbruch des Krieges am Trafalgar Square in London.Bild: keystone

105 der Geiseln hat die Hamas während einer kurzen Waffenruhe im November freigelassen, darunter Frauen, Kinder und nicht-israelische Bürger, im Gegenzug kamen rund 240 palästinensische Gefangene frei. Wie mehrere Medien schreiben, befinden sich aktuell aber nach wie vor 132 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Mindestens 27 als Geiseln verschleppte Personen seien bis jetzt ums Leben gekommen, heisst es am Mittwoch im «Guardian».

Psychospiele

Wie der «Spiegel» schreibt, haben viele der bisher freigekommenen Geiseln die Bedingungen ihrer Gefangenschaft als grauenhaft bezeichnet.

Nun kursieren Videos der Hamas, die das Prädikat grauenhaft ebenfalls verdient haben. In einem informiert eine als Geisel gefangengehaltene junge Frau, Noa Argamani (26), über den Tod zweier ebenfalls gefangener Männer, es handelt sich um Yossi Sharabi (53) und Itay Svirsky (38). Am Schluss ist im Video eine blutige männliche Leiche zu sehen. Die Hamas sagt im Video, die beiden Männer seien durch israelische Bombenangriffen getötet worden. Das israelische Militär weist die Anschuldigungen zurück.

Noch brutaler ist ein am bereits vergangenen Sonntag veröffentlichtes Hamas-Video. Dort sind die Frau und die beiden zu dem Zeitpunkt noch lebenden Männer zu sehen. Gemäss «Spiegel» endet das Video mit der Ankündigung: «Morgen werden wir euch über ihr Schicksal informieren.»

Einen Tag darauf, am Montag, legte die Hamas mit einem weiteren Video nach. Es zeigte gemäss der Nachrichtenagentur Reuters die Gesichter der drei Geiseln, zudem hat die Terrororganisation drei Optionen angeboten: Alle drei Geiseln sterben, «einige werden getötet, einige werden verletzt» oder alle drei Personen werden verschont. Am Ende des Videos wurde erneut angekündigt: «Heute Abend werden wir euch über ihr Schicksal informieren.»

Wann die Videos entstanden sind und ob Sharabi und Svirsky wirklich tot sind, war zunächst unklar. Inzwischen hat Israel den Tod der beiden Männer bestätigt, bei Noa Argamani geht das Militär davon aus, dass sie noch am Leben ist. Die 26-Jährige nahm am 7. Oktober am Supernova-Musikfestival teil und wurde dort verschleppt.

Besonders tragisch ist die Geschichte von Itay Svirsky, bereits seine beiden Eltern sind von der Hamas ermordet worden. Seine 96-jährige Grossmutter hat den Anschlag auf das Dorf, in welchem die Eltern wohnten, überlebt. Yossi Sharabi hat die Hamas gemeinsam mit seinem Bruder verschleppt, er hinterlässt seine Frau und drei Töchter.

Abkommen zwischen Konfliktparteien

«Nach drei Monaten mit intensiven Kampfhandlungen gehen einem langsam die Worte aus, um diese zu beschreiben.» Das sagt Martin Schüepp, Leiter Operationen beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes, gegenüber der «NZZ» zur humanitären Lage im Gaza-Streifen.

Von der unmenschlichen Situation sind auch die israelischen Geiseln betroffen. Ihre Lage könnte sich aber dank eines Deals zwischen Israel und der Hamas zumindest kurzfristig ein bisschen verbessern. Wie der «Guardian» schreibt, sei unter der Vermittlung von Katar und Frankreich zwischen den Konfliktparteien eine Vereinbarung zustande gekommen.

epa10999431 Palestinians walk after crossing from the northern Gaza Strip to the southern Gaza Strip as Israeli soldiers move along Salah Al Din road in the central Gaza Strip, 28 November 2023. After ...
Die Lage im Gaza-Streifen ist katastrophal.Bild: keystone

Diese ermöglicht, dass ab Mittwoch israelische Geiseln vom Roten Kreuz mit Medikamenten und anderen humanitären Gütern beliefert werden können. Im Austausch wird aber auch die palästinensische Zivilbevölkerung mit solchen Lieferungen unterstützt. Verwandte der Geiseln haben gefordert, dass ihre Angehörigen Medikamente erhalten.

Frankreich hat die Medikamente finanziert und in die katarische Hauptstadt Doha verschickt. Von dort erreichen sie den Gaza-Streifen via die ägyptische Stadt El-Arish. Israel hat die Vereinbarung bestätigt.

Wer Hilfe erhält

Der Deal ermöglicht, dass rund 45 Geiseln Medikamente erhalten. Die Medikamente werden gemäss «Guardian» in einem Spital in der Grenzstadt Rafah deponiert. Danach nimmt sie das Rote Kreuz entgegen und bringt sie zu den Geiseln. Die Lieferungen sollen sich über drei Monate erstrecken.

John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, hofft, dass unter Vermittlung von Katar eine weitere solche Vereinbarung getroffen werden kann.

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Zelte von vertriebenen Palästinensern, die aufgrund israelischer Angriffe aus ihren Häusern geflohen sind und in Rafah, in der Nähe der Grenze zu Ägypten, Schutz gesucht haben.Bild: keystone
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Dieses Video soll zeigen, in welchem Luxus die Hamas-Anführer leben
Video: watson
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15 Kommentare
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unestablished
17.01.2024 21:03registriert Juni 2022
Geiseln!
Hamas - Club der Weicheier, verstecken sich hinter alten Menschen, Kinder und generell Zivilisten. Hinterlistig überfallend sind sie „stark“, mit „offenen Visier“ kläglich versagend & ängstlich.
München 72 ist lange her, hat sich nichts geändert seither.
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Schlaf
17.01.2024 17:06registriert Oktober 2019
Wer glaubt, dass die Geiseln auch nur ein Medikament bekommen, der wird sich täuschen.
Was sollen diese Barbaren solche Psychospiele mit Geiseln veranstalten und im Gegenzug, den anderen Geiseln Medikamente bringen??

Genau…
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