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Hitzewelle in Antarktis: So stark sind die Temperaturen gestiegen

Hitzewelle in der Antarktis – so stark sind die Temperaturen gestiegen

05.08.2024, 11:3105.08.2024, 15:04
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Eine Hitzewelle mitten im Winter am (eigentlich) kältesten Ort der Welt: Seit Mitte Juli sind die Temperaturen in Teilen der Antarktis bis zu 10 Grad Celsius über den Normalwert gestiegen.

Für gewöhnlich herrschen während des antarktischen Südwinters minus 50 bis minus 60 Grad, aktuell sind es an vielen Stellen nur milde minus 15 bis minus 20 Grad. Dies zeigen die Messdaten des Copernicus Climate Change Service (C3S). Die ungewöhnliche Wärme könnte bis Mitte August anhalten.

Bildnummer: 55991972 Datum: 06.06.2003 Copyright: imago/blickwinkel
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Antarktische Robben sind auf Meereis angewiesen, um darauf Jungtiere zu gebären und zu säugen.Bild: imago images

Obwohl die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt liegen, sei dies eine besorgniserregende Entwicklung für einen Ort, der den Meeresspiegel ansteigen lassen kann, schreibt Mary Gilbert, Meteorologin bei CNN.

Auch Edward Blanchard, Atmosphärenforscher der University of Washington, ist erstaunt. Gegenüber der «The Washington Post» sagt er:

«Bemerkenswert ist vor allem der grosse Fussabdruck der Hitzewelle, da er die Ostantarktis erfasst, die den Grossteil des Kontinents ausmacht.»

Klimamodelle zeigen, dass die Antarktis weltweit am stärksten vom durch den Menschen verursachten Klimawandel betroffen ist. «Normalerweise kann man einen Klimatrend nicht nur auf einen Monat zurückführen, aber er entspricht genau den Vorhersagen der Modelle», sagt Prognoseleiter Michael Dukes gegenüber «The Guardian». Er fügt hinzu:

«In der Antarktis kann eine solche Erwärmung im Winter und bis in die Sommermonate hinein im Allgemeinen zum Zusammenbruch der Eisschichten führen.»

Dies ist schon die zweite antarktische Hitzewelle innerhalb von zwei Jahren. Bereits 2022 kam es zu Rekordwerten. Die Folge: ein Zusammenbruch der Eisdecke in der Grösse Roms.

epa03062298 A picture made available on 16 January 2012 shows Adelie penguins resting on an ice bank on Blue Lake near Mawson's Hut in Commonwealth Bay, Antarctica, 15 January 2012. EPA/DEAN LEWI ...
Schwindet das Meereis, schwinden auch die Pinguine.Bild: EPA

Die britische Tageszeitung zitiert auch Jonathan Wille, Klimaforscher der ETH Zürich. Dieser sagt, dass die Hitzewelle auf ein «südliches stratosphärisches Erwärmungsereignis» zurückzuführen sei. «Diese Phänomene sind über der Antarktis wirklich selten, daher war nicht ganz klar, wie sich das auf die Oberflächenbedingungen auf dem Kontinent auswirkt.»

Obwohl es immer häufiger zu Hitzewellen in der Antarktis kommt, sei noch unklar, in welchem Ausmass die Klimakrise zu diesem Ergebnis beigetragen habe, so Wille. Man müsse erst noch die Attributionsstudien abwarten.

(cst)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yesbutter
05.08.2024 12:18registriert August 2023
Schuld am Klimawandel oder nicht: wir müssen ALLES unternehmen, um entgegenzuwirken und uns dringend auf die Folgen einstellen. Die Folgen sind bekannt, wir erleben gerade einen Vorgeschmack.
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Wolf von Sparta
05.08.2024 12:14registriert Februar 2019
Wetterextreme und Klimaveränderungen werden noch mehr zunehmen. Das sieht man auf der ganzen Welt. Ob wir Menschen diesen Zyklus letztendlich überleben ist die Frage.
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    Heute entscheidet sich die Zukunft der Weltwirtschaft
    Donald Trump will den globalen Handel neu organisieren.

    Alle starren darauf, wie das Kaninchen auf die Schlange, keiner weiss, was uns erwartet: Donald Trumps «liberation day» hält Manager, Ökonomen und Investoren gleichermassen in Atem. Die Rede ist von «reziproken Zöllen», will heissen, die USA wollen jedem Land die gleichen Zölle aufbürden, unter denen die eigenen Exporte zu leiden haben. Oder auch nicht: Vielleicht werden auch allen Ländern pauschal 20 Prozent Zölle aufgebrummt.

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