Eine Hitzewelle mitten im Winter am (eigentlich) kältesten Ort der Welt: Seit Mitte Juli sind die Temperaturen in Teilen der Antarktis bis zu 10 Grad Celsius über den Normalwert gestiegen.
Für gewöhnlich herrschen während des antarktischen Südwinters minus 50 bis minus 60 Grad, aktuell sind es an vielen Stellen nur milde minus 15 bis minus 20 Grad. Dies zeigen die Messdaten des Copernicus Climate Change Service (C3S). Die ungewöhnliche Wärme könnte bis Mitte August anhalten.
Obwohl die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt liegen, sei dies eine besorgniserregende Entwicklung für einen Ort, der den Meeresspiegel ansteigen lassen kann, schreibt Mary Gilbert, Meteorologin bei CNN.
Auch Edward Blanchard, Atmosphärenforscher der University of Washington, ist erstaunt. Gegenüber der «The Washington Post» sagt er:
Klimamodelle zeigen, dass die Antarktis weltweit am stärksten vom durch den Menschen verursachten Klimawandel betroffen ist. «Normalerweise kann man einen Klimatrend nicht nur auf einen Monat zurückführen, aber er entspricht genau den Vorhersagen der Modelle», sagt Prognoseleiter Michael Dukes gegenüber «The Guardian». Er fügt hinzu:
Dies ist schon die zweite antarktische Hitzewelle innerhalb von zwei Jahren. Bereits 2022 kam es zu Rekordwerten. Die Folge: ein Zusammenbruch der Eisdecke in der Grösse Roms.
Die britische Tageszeitung zitiert auch Jonathan Wille, Klimaforscher der ETH Zürich. Dieser sagt, dass die Hitzewelle auf ein «südliches stratosphärisches Erwärmungsereignis» zurückzuführen sei. «Diese Phänomene sind über der Antarktis wirklich selten, daher war nicht ganz klar, wie sich das auf die Oberflächenbedingungen auf dem Kontinent auswirkt.»
Obwohl es immer häufiger zu Hitzewellen in der Antarktis kommt, sei noch unklar, in welchem Ausmass die Klimakrise zu diesem Ergebnis beigetragen habe, so Wille. Man müsse erst noch die Attributionsstudien abwarten.
(cst)