In fast allen Brandgebieten Griechenlands toben die Flammen auch am Sonntag mit unverminderter Intensität. Überall kämpften Rettungskräfte sowie Bürgerinnen und Bürger auch am Wochenende bis zur Erschöpfung gegen das Inferno an. Bei den Menschen machte sich Unmut über unzureichende Hilfen breit, doch international sind die Appelle angekommen.
Im Norden der Insel Euböa haben sich bei der Bekämpfung der Waldbrände am Sonntagabend dramatische Szenen abgespielt. Im Küstenort Pefki konnten Feuerwehr, Militär und Bürger den Flammen nichts mehr entgegensetzen, wie Fernsehbilder zeigten. «Wir haben kein Wasser!», riefen die Menschen und schleppten noch die letzten Tropfen aus Brunnen in Schubkarren und Eimern herbei, während die Löschzüge tanken fahren mussten.
Ältere Menschen wurden von Helfern zur Küste getragen, um von dort mit Booten gerettet zu werden. Viele Häuser fingen Feuer, mancherorts versuchten die Menschen, Bäume neben den Gebäuden zu fällen, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Löschflugzeuge seien stundenlang nirgends zu sehen, berichtete der Sender Skai.
Die Region ist in dichten Rauch gehüllt, Südostwind treibt die Flammenfront immer weiter in Richtung des nördlichsten Zipfels der Insel. Weite Teile der Gegend sind mittlerweile evakuiert.
Auf Euböa hat am Sonntag verstärkt der Einsatz von Löschflugzeugen begonnen, nachdem die Brände im Norden Athens vorerst nachgelassen hatten und die Flieger in der dicht besiedelten Region nicht mehr so dringend gebraucht wurden.
Aus der Schweiz ist Hilfe unterwegs: Die Schweizer Armee hat drei Löschhelikopter geschickt. Diese sollen ab Sonntag erste Einsätze fliegen. Die Schweizer Botschaft in Griechenland schreibt auf Twitter: Drei Superpumas der Schweizer Luftwaffe samt Crews wurden auf Athens Internationalem Flughafen von Diplomat Marc Bruchez in Empfang genommen.
Three Super Pumas of the Swiss Airforce and their crews – eager to provide aerial assistance to combat the wildfires – have just been welcomed to Greece by Marc Bruchez, Chargé d’affaires a.i. at Athens International Airport. #CHGR #StrongerTogether pic.twitter.com/fqbalRc0Sw
— Swiss Embassy in Greece (@SwissEmbassyGR) August 7, 2021
Die Arbeit der Rettungskräfte ist insgesamt herausfordernd: «Es gibt grosse Schwierigkeiten für die Löschflugzeuge, weil die Temperaturen extrem hoch sind und die Sicht sehr schlecht», sagte der griechische Zivilschutzchef Nikos Chardalias. Auf der Insel gibt es zwei gewaltige Feuerfronten.
Ein kleines griechisches Löschflugzeug vom Typ PZL ist am Sonntagabend wegen eines Motorschadens auf der Insel Zakynthos notgelandet. Der Pilot sei wohlauf, berichtete das griechische Staatsfernsehen (ERT) unter Berufung auf die Zivildienstzentrale in Athen. Er war bei den Löscharbeiten eines Feuers im Einsatz, das auf der Insel im Ionischen Meer ausgebrochen war.
Ausser Kontrolle war am Sonntagmorgen auch die Situation auf der Halbinsel Peloponnes. Der gefährlichste Brand tobte dort südlich der Kleinstadt Megalopolis. Ein weiterer Brand frass sich aus dem Westen der Insel bei Olympia immer weiter ins dicht bewaldete gebirgige Arkadien im Inneren der Halbinsel.
Erstmals seit Beginn der Waldbrände auf der Insel Euböa Anfang der Woche sind dort am Sonntag massive Lufteinsätze gegen die Flammen geflogen worden. Im nördlichen Teil der Insel stehen viele Quadratkilometer Wald in Flammen, von Samstag auf Sonntag kämpften die Bewohner gegen bis zu sieben Kilometer lange Feuerwände.
Die Verbitterung bei den Menschen ist gross, weil die Löscharbeiten aus der Luft sich in den vergangenen Tagen auf den Norden Athens konzentriert hatten. «Man hat uns brennen lassen», sagte ein Mann dem Fernsehsender Skai. Man habe keine andere Wahl gehabt, heisst es hingegen bei den Rettungskräften. «Wir konnten nicht überall sein. Man muss sich nur vorstellen, die Flammen im Norden Athens hätten sich auf dicht besiedeltes Gebiet ausgeweitet», wurde ein Feuerwehrmann zitiert.
Die Bürgermeister der Region fordern mehr Hilfe aus der Luft. Sie bemängelten, dass die Entscheidungsträger in Athen in den vergangenen zwei Tagen mehr Löschflugzeuge im Raum der griechischen Hauptstadt einsetzten – mit dem Ergebnis, dass die Brände in den Provinzen ausser Kontrolle gerieten.
Für den Einsatz sind auch maximal 40 Mitarbeitende der Schweizer Armee nach Griechenland gereist, wie das Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bekannt gegeben hatte. Bereits am Freitagnachmittag hatte sich ein Soforteinsatzteam mit einem Flugzeug der Schweizer Luftwaffe auf den Weg nach Griechenland gemacht. Der Einsatz dauert voraussichtlich 10 Tage, eventuell auch länger.
Im Norden der griechischen Hauptstadt entspannte sich die Lage am Sonntag weiter. Die Feuerwehr und freiwillige Helfer sowie das Militär könnten jetzt kleinere Brandherde löschen, sagte ein Offizier der Feuerwehr im Staatsrundfunk.
An den Löscharbeiten nehmen in den nächsten Tagen Feuerwehrleute aus Rumänien, Frankreich, Zypern, Kroatien, Israel, Grossbritannien, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ägypten, Katar und Kuwait teil. Auch Feuerwehrleute aus Deutschland werden Mitte nächster Woche in Athen erwartet. (amü/sda/dpa)
Für die beteiligten Pilotinnen und Helfer ergeben sich damit praktische Trainingsmöglichkeiten, welche uns bei Waldbränden im eigenen Land zugute kommen.
Ich wünschte mir, wir würden etwas mehr in diese Einsatzkräfte investieren und weniger in die klassische Landesverteidigung,. Grosse Transporthelikopter sind z.B. schon lange auf der Wunschliste, Jahr für Jahr werden aber andere Rüstungskäufe vorgezogen.