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«Otoniel»: Kolumbiens meistgesuchter Drogenboss wurde gefasst

Kolumbiens meistgesuchter Drogenboss wurde gefasst – «nur mit Escobar vergleichbar»

24.10.2021, 07:0424.10.2021, 16:59
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Kolumbianische Sicherheitskräfte haben Dairo Antonio Úsuga alias «Otoniel», den obersten Chef des kolumbianischen Drogenkartells «Clan del Golfo» (Golf-Clan) und einen der mächtigsten Drogenhändler des südamerikanischen Landes, gefasst.

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Dairo Antonio Úsuga alias «Otoniel» nach seiner Verhaftung.Bild: keystone

«Es ist der entscheidendste Schlag, der dem Drogenhandel in diesem Jahrhundert versetzt wurde», sagte der kolumbianische Präsident Iván Duque, der mit Superlativen nicht sparte, in einer Pressekonferenz am Samstag (Ortszeit). «Er ist nur mit dem Fall von Pablo Escobar in den 1990er Jahren vergleichbar.»

Der legendäre Drogenbaron, dessen Name in Kolumbien immer noch wie Donnerhall klingt, starb 1993 bei einem Polizeieinsatz über den Dächern von Medellín. Úsaga, besser bekannt als «Otoniel», wurde in seinem Dschungel-Versteck in der Region Uraba im Nordwesten des Landes festgesetzt, in Handschellen der Öffentlichkeit vorgeführt und mit einem Hubschrauber nach Bogotá gebracht.

«‹Otoniel› war der am meisten gefürchtete Drogenboss der Welt, ein Mörder von Polizisten, Soldaten und örtlichen Aktivisten und hat Kinder angeworben», sagte der kolumbianische Präsident Duque weiter bei der Pressekonferenz. Seine Festnahme bedeute das Ende des Golf-Clans. Zugleich rief Duque, ein Hardliner, die verbliebenen Mitglieder auf, sich entweder zu stellen oder «das volle Gewicht des Gesetzes» zu verspüren.

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«Es ist der entscheidendste Schlag, der dem Drogenhandel in diesem Jahrhundert versetzt wurde», so der kolumbianische Präsident Iván Duque nach der Verhaftung.Bild: keystone

Úsuga wurde nach fast zehn Jahren, in denen er sich gejagt unter anderem von einer Spezialeinheit der Sicherheitskräfte zwischen Luxusleben und ständigen Ortswechseln bewegte und dabei oftmals im Dschungel aufhielt, gefasst. An der Operation «Osiris», die letztlich zu seiner Festnahme führte, waren mehr als 500 Angehörige von Militär, Polizei und Staatsanwaltschaft Kolumbiens sowie die USA und Grossbritannien mit Informationen beteiligt.

Für Hinweise, die zu seinem Aufenthaltsort und seiner Ergreifung führen, waren in Kolumbien bis zu drei Milliarden Pesos, umgerechnet 750'000 Franken, ausgesetzt gewesen. Dem 50-Jährigen werden neben Drogenhandel auch Mord, Erpressung, Entführung, Verschwörung und die Rekrutierung Minderjähriger vorgeworfen. Gegen ihn liegen laut Duque Auslieferungsanträge vor.

Sein «Clan del Golfo», hervorgegangen aus rechtsgerichteten Paramilitärs, gilt als eine der stärksten Drogenorganisationen Kolumbiens, auf deren Konto der tonnenweise Schmuggel vor allem von Kokain nach Mittel- und Nordamerika geht. Zudem ist er in illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt und für zahlreiche Morde und Vertreibungen verantwortlich.

Brüchiger Frieden

Kolumbien litt mehr als 50 Jahre unter einem Bürgerkrieg zwischen Streitkräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs. Mehr als 220'000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden innerhalb Kolumbiens vertrieben. Die grösste Rebellen-Organisation Farc schloss 2016 einen Friedensvertrag mit der Regierung.

Die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Land hat sich seitdem verbessert. Aber der Frieden ist fünf Jahre nach dem Abkommen brüchig: Die kleinere Guerillagruppe ELN ist noch immer aktiv; auch Tausende ehemalige Farc-Kämpfer und Verbrechersyndikate wie der Golf-Clan, die in das entstandene Vakuum vorgestossen sind, liefern sich bewaffnete Kämpfe untereinander, mit Polizei und Streitkräften. (sda/dpa)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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plataoplomo
24.10.2021 09:48registriert Februar 2020
Ein Lehrstück der Kausalität: wird in Kolumbien ein Drogenkartell zerschlagen, wird in St. Gallen das Studium teurer 👃🤷‍♂️
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Sebultikon
24.10.2021 08:45registriert August 2018
Ganz nach dem Motto "Der König ist tot, lang lebe der König"...
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Vagabund
24.10.2021 07:18registriert Mai 2021
Next man up. Was soll der Krieg gegen Drogen eigentlich bringen? Seid Jahrzehnten ein einziges Trauerspiel.
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