International
Liveticker

Türkei greift zivilen Konvoi an ++ 70'000 Menschen auf der Flucht

Liveticker

Krieg in Syrien: Türkischer Luftangriff auf zivilen Konvoi ++ Syrien verlegt Armee

10.10.2019, 21:1413.10.2019, 21:36
Mehr «International»

Das Wichtigste in Kürze

  • Die türkische Armee und verbündete syrische Rebellen liefern sich fünf Tage nach Beginn ihres Angriffs in Nordsyrien erbitterte Gefechte mit der Kurdenmiliz YPG.
  • Die türkische Armee hat am Sonntag die syrische Grenzstadt Tall Abjad eingenommen.
  • Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel forderte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zum sofortigen Stopp der Militäroffensive auf.
  • Die EU prüft Sanktionen gegen die Türkei. Die USA ziehen derweil weiter Soldaten aus der Region zurück.
  • Bereits sind 100'000 Menschen auf der Flucht.
  • Fast 800 Angehörige von IS-Kämpfern sollen aus einem Gefängnis in Syrien geflohen sein.
Video: ch media
Schicke uns deinen Input
avatar
avatar
Kurden verkünden Einigung mit Damaskus über Truppenstationierung
Die Kurdenverwaltung in Nordsyrien hat eine Einigung mit der Regierung in Damaskus über eine Stationierung syrischer Truppen nahe der Grenze zur Türkei bekannt gegeben, um die türkische Offensive in Nordsyrien zurückzuschlagen.

«Um diese Aggression zu verhindern und sich ihr entgegenzustellen, wurde mit der syrischen Regierung eine Vereinbarung erzielt», teilte die Kurdenverwaltung am Sonntag in einer Erklärung auf Facebook mit.

Die Armee solle die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), ein Bündnis der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und arabischer Milizen, unterstützen, hiess es von Seiten der Kurden. Weitere Angaben zu der Vereinbarung, etwa ob die Kurden Kompromisse bei ihrer Selbstverwaltung im Norden machen würden, wurden nicht gemacht.

Zuvor hatte die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana gemeldet, dass die syrische Armee Truppen nach Norden entsende, um sich der türkischen «Aggression» entgegenzustellen.

Damaskus hatte den Kurden in der Vergangenheit wegen ihres Bündnisses mit den USA Verrat vorgeworfen. Überdies lehnt die syrische Regierung die Selbstverwaltung der Kurden ab und will, dass kurdische Gebiete wieder unter Kontrolle der Zentralregierung fallen.

Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge machten die Kurdenverwaltung und die SDF «Kompromisse mit Syrien, um den Vormarsch der türkischen Truppen im Norden zu stoppen».

Die Türkei hatte am Mittwoch nach einem Rückzug von US-Soldaten aus dem syrischen Grenzgebiet ihre lange angedrohte Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG begonnen. (sda/afp)
Syrische Armee verlegt Truppen in den Norden
Als Reaktion auf die türkische Offensive in Nordsyrien entsendet die syrische Armee Truppen in das Gebiet. Die Armee werde sich der türkischen «Aggression» entgegenstellen, meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Sonntag.

«Syrische Armeeeinheiten werden nach Norden verlegt, um sich der türkischen Aggression auf syrischem Gebiet entgegenzustellen», hiess es in dem Bericht. Nähere Details zu der Mobilmachung wurden zunächst nicht genannt.

Bislang waren syrische Regierungstruppen in bestimmten kurdischen Gebieten stationiert, um eine türkische Offensive zu verhindern. Ein Kurdenvertreter, der anonym bleiben wollte, berichtete derweil von «Verhandlungen» zwischen der Verwaltung der halbautonomen Kurdenregion und der syrischen Regierung. (sda/afp)
Türkischer Luftangriff auf zivilen Konvoi fordert zehnt Tote
Bei einem türkischen Luftangriff auf einen Konvoi mit Zivilisten und ausländischen Journalisten in Nordsyrien sind laut einer Aktivistengruppe am Sonntag zehn Menschen getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, traf der Angriff den Konvoi in der nordsyrischen Grenzstadt Ras al-Ain.

Damit sei die Zahl der zivilen Opfer der türkischen Offensive am Sonntag auf mindestens 26 gestiegen.

Die französische Journalistin Stephanie Perez schrieb auf Twitter, sie sei in dem Konvoi gewesen. Ihrem Team gehe es gut, doch Kollegen seien tot. Die Beobachtungsstelle sprach von einem toten Journalisten, konnte aber keine Angaben zu seiner Identität machen.

Das türkische Verteidigungsministerium betont angesichts von Berichten über getötete Zivilisten immer wieder, dass alle möglichen Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergriffen würden. (sda/afp)
Türkische Armee nimmt syrische Grenzstadt Tall Abjad ein
epa07917985 Turkish-backed Syrian fighters in Syria's Tal Abyad town for a military operation in Kurdish areas, in Akcakale district in Sanliurfa, Turkey, 13 October 2019. Turkey has launched an  ...
Bild: EPA
Die türkische Armee und ihre syrischen Verbündeten haben am Sonntag nach Angaben von Aktivisten die Grenzstadt Tall Abjad von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten erobert. Es sei die grösste Stadt, die sie seit Beginn der Offensive am Mittwoch eingenommen hätten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Auch die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete die Einnahme des Stadtzentrums.

Mit der Einnahme von Tall Abjad richtet sich der Fokus der Offensive nun auf die Grenzstadt Ras al-Ain weiter östlich. Die beiden Städten, die unmittelbar südlich der Grenze zur Türkei liegen, sind die Hauptziele der seit Mittwoch laufenden türkischen Militäroffensive.

Das türkische Verteidigungsministerium teilte derweil mit, auch die wichtige Überlandstrasse M-4 sei unter Kontrolle der türkischen Armee. Sie liegt rund 30 Kilometer südlich der Grenze. (sda/afp)
Merkel fordert sofortiges Ende der Offensive
epa07903946 German Chancellor Angela Merkel speaks during a visit to construction equipment company Herrenknecht, a producer of heavy tunnel boring machines, in Schwanau, Germany, 07 October 2019. EPA ...
Bild: EPA
Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel fordert den türkischen Präsidenten Erdogan auf, die Militäroperation «umgehend» zu beenden. In einem Telefonat mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan habe sie sich für «eine umgehende Beendigung der Militäroperation» ausgesprochen, teilte Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer am Sonntag mit. Die Bundesregierung will ausserdem keine Rüstungsexporte an die Türkei mehr genehmigen. (afp)
Trump ordnet Rückzug weiterer US-Soldaten aus Nordsyrien an
Inmitten der Militäroffensive der Türkei hat US-Präsident Donald Trump den Rückzug weiterer US-Soldaten aus Nordsyrien angeordnet. Es bestehe die Gefahr, dass die USA zwischen zwei sich gegenüberstehenden Armeen gerieten, die in Nordsyrien vorrückten, sagte US-Verteidigungsminister Mark T. Esper am Sonntag dem US-Sender CBS. Das sei eine «sehr unhaltbare» Situation.

Esper habe deshalb mit Trump gesprochen, der angeordnet habe, dass mit einem Rückzug von Kräften aus Nordsyrien begonnen werde. Die US-Regierung wolle sicherstellen, dass keine US-Soldaten verletzt oder getötet würden, sagte Esper. Im Nordosten Syriens befanden sich zuletzt rund 1000 US-Soldaten.
epa07903524 (FILE) - A handout photo made available by Turkey's National Defense Ministry shows Turkish and US army vehicles in Tal Abyad (Tell Abyad) city, at the Turkey-Syria border in northeas ...
Bild: EPA
Aus dem unmittelbaren Gebiet der türkischen Offensive, die seit Mittwoch läuft, hatten die USA vergangene Woche rund 50 Soldaten abgezogen. Die Entscheidung wurde von Kritikern als grünes Licht für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für den Einsatz gegen Kurdenmilizen in Nordsyrien gewertet. Trump hatte für die Entscheidung scharfe Kritik auch aus seinen eigenen Reihen kassiert.

Die Kurdenmiliz YPG kontrolliert auf syrischer Seite der Grenze mit ihren Verbündeten ein grosses Gebiet. Die Türkei sieht in ihr einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit eine Terrororganisation. Die YPG-Milizen waren im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein enger Verbündeter der USA.

Im vergangenen Dezember hatte Trump angekündigt, alle 2000 US-Soldaten aus Syrien abzuziehen - mit der Begründung, die IS-Miliz sei dort bezwungen. Einige Hundert Soldaten sollten aber schliesslich als «Friedenssicherungstruppe» bleiben. (sda/dpa)
Fast 800 Angehörige von IS-Kämpfern aus Camp in Syrien geflohen
Fast 800 Angehörige von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sind nach jüngsten Angaben der kurdischen Behörden aus einem Lager in Nordsyrien geflohen. 785 Frauen und Kinder seien aus der Einrichtung in Ain Issa entkommen, teilte die Verwaltung der halbautonomen Kurdenregion am Sonntag mit.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte verliessen die Wachen das Lager, nachdem es in der Nähe Gefechte der türkischen Armee mit kurdischen Kämpfern gegeben hatte.

Laut der Beobachtungsstelle fliehen die Insassen des Lagers nun «nach und nach». Seit Beginn der türkischen Offensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) am Mittwoch besteht international die Sorge, dass die tausenden inhaftierten IS-Kämpfer und ihre Angehörigen die Chance nutzen, um aus kurdischer Haft zu fliehen. In den kurdischen Gefängnissen in Nordsyrien sind rund 12'000 ehemalige IS-Kämpfer inhaftiert, darunter bis zu 3000 Ausländer.

Zudem leben in dem Internierungslager al-Hol sowie weiteren Camps in der Region rund 12'000 ausländische Frauen und Kinder. Viele von ihnen waren im März bei der Eroberung der letzten IS-Bastion Baghus im Osten Syriens durch die YPG-Miliz in Gefangenschaft geraten.

Die syrische Kurdenmiliz ist ein wichtiger Verbündeter des Westens im Kampf gegen die Dschihadisten, gilt Ankara aber wegen ihrer engen Verbindungen zu kurdischen Rebellen in der Türkei als Bedrohung. (sda/afp)
Kurdenmilizen erobern Grenzstadt von Türkei zurück
Über der nordsyrischen Stadt Ras al-Ain steig nach türkischen Luftangriffen Rauch auf.
Bild: EPA
Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Ras al-Ain in Nordsyrien haben Kurdenmilizen den strategisch wichtigen Grenzort laut Aktivisten wieder weitgehend unter ihrer Kontrolle.

Die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hätten die meisten Stadtteile von Ras al-Ain nach einem Gegenangriff zurückerobert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit. Mindestens 17 mit türkischen Truppen verbündete Kämpfer sowie vier SDF-Kämpfer seien dabei getötet worden. Der TV-Sender CNN Türk berichtete dagegen, türkische Truppen würden in Ras al-Ain nach Verstecken kurdischer Kämpfer suchen.

Ras al-Ain liegt direkt an der türkischen Grenze entlang einer wichtigen Versorgungsroute zwischen den Städten Tall Abjad im Westen und Kamischli im Osten. Beide gehören bisher zum Herrschaftsgebiet der SDF. Allerdings ist auch Tall Abjad umkämpft. Die türkische Armee habe den südöstlich von Tall Abjad gelegenen Ort Suluk erobert und rücke weiter vor, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Sonntag.

Die Türkei hatte am Mittwoch eine lang geplante Offensive in Nordsyrien begonnen und dabei mehrere syrische Orte entlang der gemeinsamen Grenze angegriffen. Ankara sieht in den Milizen einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit eine Terrororganisation. Die humanitäre Lage in dem Gebiet verschärft sich weiter. Das Uno-Nothilfeprogramm Ocha berichtete, 130'000 Menschen seien seit Beginn der Kämpfe schätzungsweise vertrieben worden. Im Ort Al-Hassaka, in den die Mehrzahl der Menschen geflüchtet sei, hätten sich die Möglichkeiten zur Wasserversorgung dramatisch verschlechtert. Davon seien etwa 400'000 Menschen betroffen. (sda/dpa)
Trump rät Kurden zu Rückzug
US-Präsident Donald Trump ist am Montag (Ortszeit) wegen seines Entscheids zum US-Truppenrückzug in Syrien stark in Kritik geraten.
Bild: EPA CNP POOL
Die USA haben ihre Sanktionsdrohung gegen die Türkei nach deren Einmarsch in Syrien bekräftigt und vor der Flucht gefangener IS-Kämpfer gewarnt. US-Präsident Donald Trump riet den kurdischen Kämpfern dazu, sich aus dem umkämpften Grenzgebiet zur Türkei zurückzuziehen.

«Ich habe der Türkei klargemacht, dass wir sehr schnelle, starke und harte Wirtschaftssanktionen verhängen, wenn sie ihre Verpflichtungen nicht einhalten», sagte Präsident Donald Trump am Samstagabend (Ortszeit) vor Anhängern in Washington. Zu diesen Verpflichtungen gehöre der «Schutz religiöser Minderheiten und auch die Überwachung von IS-Häftlingen, die wir gefangen haben».

Es sei sehr schwierig, eine Streitmacht zu schlagen, die - anders als die eigenen Einheiten - über eine Luftwaffe verfüge, sagte Trump. Deshalb hoffe er, dass sich die in Nordsyrien agierenden Kurdenmilizen von der Grenze zur Türkei entfernen.
Umstrittener Militärgruss
Die türkische Nationalmannschaft absolvierte am Freitag in Istanbul ein EM-Qualifikationsspiel gegen Albanien. Erst in der 90. Minute trafen die Favoriten durch Cenk Tosun zum 1:0 und führen die Tabelle nun vor Frankreich an. Nach dem Siegtreffer salutierten die Spieler mit dem Militärgruss, um sich mit den Soldaten zu solidarisieren, die gerade in der Offensive gegen die Kurden involviert sind. Dem türkischen Verband droht nun eine Strafe. Gemäss Reglement der UEFA sind politische Bekundungen auf dem Rasen nicht erlaubt.
epaselect epa07914262 Turkey's players make a military salute during the UEFA Euro 2020 qualifier Group H soccer match between Turkey and Albania in Istanbul, Turkey, 11 October 2019. EPA/ERDEM S ...
Bild: EPA
Kurden-Demos in Zürich und Bellinzona gegen türkische Angriffe
Mehrere tausend Personen - Kurden und Sympathisanten - haben am Samstag Nachmittag in Zürich gegen die türkische Angriffe auf kurdische Städte in Nordsyrien demonstriert. Auch in Bellinzona fand eine Kundgebung statt.

Das Motto der Kundgebung in Zürich lautete «Nein zum Krieg in Nord- und Ostsyrien!» Der Protestzug setzte sich kurz nach 15 Uhr in der Innenstadt in Bewegung, begleitet von einem Pfeifkonzert und kurdischer Volksmusik.

Die Teilnehmenden skandierten Rufe wie «türkische Armee raus aus Kurdistan», «Erdogan - Terrorist» und «Stopp den Terror». Zu Zwischenfällen kam es nicht, wie es bei der Stadtpolizei Zürich auf Anfrage hiess.

Auch in Bellinzona fand am Samstag eine Demonstration gegen die türkische Invasion in den syrischen Kurdengebieten statt. Zirka 300 Personen nahmen daran teil. «Erdogan - Assassino» (Mörder) wurde dabei am meisten gerufen.

In Bern hatten bereits am Freitagabend gegen tausend Personen, die meisten von ihnen Kurdinnen und Kurden, eine Protestkundgebung durchgeführt. «Türkische Armee, raus aus Kurdistan!» hatte die Menge lautstark skandiert. (sda)

avatar
von Matthiah Süppi
Korrektur: Es waren deutlich mehr Menschen an der Demo in Zürich, es dürften 10‘000 gewesen sein.
Putin fordert Abzug der Truppen
Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich erneut für einen Abzug ausländischer Truppen aus Syrien ausgesprochen. «Jeder, der sich unrechtmässig in einem fremden Land befindet - in diesem Fall in Syrien -, sollte das Gebiet verlassen. Das gilt für alle Länder», sagte Putin am Samstag dem in Abu Dhabi ansässigen Nachrichtensender Sky News Arabia zufolge.

Er habe darüber bereits mit den USA, der Türkei und dem Iran gesprochen. Syrien müsse von ausländischer Militärpräsenz befreit werden.

Putin schloss dabei auch einen Abzug der russischen Armee aus dem Bürgerkriegsland nicht aus. Sollte eine neue, legitime Regierung in Damaskus dies wünschen und nicht mehr die russische Hilfe benötigen, sei Moskau dazu bereit. Russland unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. (sda/dpa)
avatar
von Matthiah Süppi
2000-3000 Menschen Demonstrieren in Zürich. Die Stimmung ist friedlich, die Besorgnis der Menschen aber spürbar.
Bild
Arabische Liga verurteilt türkische Offensive als Invasion
Die Arabische Liga hat die türkische Militäroffensive im Nordosten Syriens scharf verurteilt. Die Angriffe seien eine «Invasion in das Land eines arabischen Staates und ein Angriff auf seine Souveränität», sagte Generalsekretär Ahmed Abul Gheit am Samstag.

Der irakische Aussenminister Mohamed Ali Alhakim, der amtierende Präsident der Arabischen Liga, sagte bei einem von Ägypten einberufenen Krisentreffen der Staatenallianz, die Militäraktion werde die humanitäre Krise und das Leiden der syrischen Bevölkerung verschärfen. Zusammen mit dem libanesischen Aussenminister Gebran Bassil forderte er, Syrien wieder als Mitglied in die Arabische Liga aufzunehmen.

Die Türkei hatte am Dienstag eine Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien gestartet und damit eine neue Front in dem seit acht Jahren von einem Bürgerkrieg gebeutelten Land eröffnet. Die Türkei will entlang der Landesgrenze auf syrischem Gebiet eine 30 Kilometer tiefe sogenannte Sicherheitszone zu errichten. (sda/reu)
Autobome explodiert neben Gefängnis, wo IS-Kämpfer gefangen sind
Eine Autobombe ist laut Aktivisten im Nordosten Syriens in der Nähe eines Gefängnisses explodiert, in dem Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgehalten werden. Die Explosion habe vor der zentralen Haftanstalt in der Stadt Al-Hassaka stattgefunden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mit.

Die von Kurdenmilizen angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hätten Verstärkung geschickt, um die IS-Häftlinge am Ausbruch zu hindern. Berichte über Tote oder Verletzte gab es nicht.
A journalist looks out of an hole on a house that was damaged by a mortar fired from inside Syria, on the Turkish town of Akcakale, southeaster, Turkey, Saturday, Oct. 12, 2019.Nobody got hurt by the  ...
Bild: AP
Türkei setzt Angriffe am Samstag fort
Die Türkei treibt ungeachtet der internationalen Kritik ihre Militäroffensive gegen die Kurden-Miliz YPG im Nordosten Syriens voran. Insbesondere die Grenzstadt Ras al-Ain geriet am Samstag unter Beschuss.

Laut einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters waren dicke Rauchschwaden zu sehen. Zudem seien Geschützfeuer aus der Stadt sowie Kampfjets über Ras al-Ain zu hören.

Aus türkischen Sicherheitskreisen verlautete, die mit der Türkei verbündeten Rebellen hätten das Zentrum der Stadt eingenommen. An der anderen im Mittelpunkt der Angriffe stehenden Grenzstadt Tel Abjad war die Lage einem weiteren Reuters-Reporter zufolge ruhiger.
A convoy of Turkish forces' trucks transporting tanks is driven towards the border with Syria in Sanliurfa province, southeastern Turkey, Saturday, Oct. 12, 2019. Turkey says its military offensi ...
Bild: AP
US-Truppen geraten unter türkischen Beschuss
US-Soldaten sind nahe der syrischen Grenzstadt Kobane unter türkischen Beschuss geraten. Der Artilleriebeschuss sei in einem Gebiet erfolgt, von dem die Türkei wisse, dass sich dort US-Soldaten aufhielten, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.

«Wenige hundert Meter» entfernt sei es zu einer Explosion gekommen, teilte das Pentagon mit. Es habe keine Verletzten gegeben.

Das türkische Verteidigungsministerium wies Vorwürfe zurück, dass auf Truppen der Amerikaner oder des Militärbündnisses gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geschossen worden sei.

«Die US-Streitkräfte haben sich nicht aus Kobane zurückgezogen», stellte ein Pentagon-Sprecher klar. Die Vereinigten Staaten seien weiterhin entschieden gegen die türkische Militäroffensive in Syrien - und ganz besonders gegen türkische Operationen «in solchen Gebieten, wo sich mit Wissen der Türken US-Soldaten aufhalten». Der Sprecher fügte hinzu: «Die USA verlangen, dass die Türkei Handlungen vermeidet, die eine sofortige Verteidigungsreaktion nach sich ziehen könnten.»
In this photo taken from the Turkish side of the border between Turkey and Syria, in Akcakale, Sanliurfa province, southeastern Turkey, smoke billows from targets in Tel Abyad, Syria, during bombardme ...
Bild: AP
Türkei geht gegen Kritiker vor
Interne Kritik will die Türkei zum Schweigen bringen. Wegen kritischer Beiträge gegen die Offensive im Internet seien bisher 121 Menschen festgenommen worden, sagte Innenminister Süleyman Soylu am Freitag. Ausserdem habe man rund 500 Konten auf sozialen Medien überprüft, die den Einsatz als Besatzung bezeichnet und ihn «beleidigt» hätten.

Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, einigen Betroffenen werde Terrorpropaganda und Aufwiegelung vorgeworfen. Soylu kündigte weitere Ermittlungen an.
Kurden beschiessen Ort in der Türkei
Die von der Kurdenmiliz YPG angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) gaben an, es seien bisher 22 ihrer Kämpfer ums Leben gekommen. Aus dem türkischen Verteidigungsministerium hiess es hingegen am Morgen, es seien 277 Kurdenkämpfer getötet worden. Auch unter den türkischen Streitkräften gab es demnach die ersten beiden Toten.

Von kurdischer Seite in Syrien wurde aber auch zurückgeschossen. So starben nach Beschuss aus Nordsyrien acht Menschen im südosttürkischen Nusaybin. 35 weitere seien verletzt worden, teilte das Gouverneursamt der Provinz Mardin am Freitag mit. Die Raketen und Mörsergranaten seien von der Kurdenmiliz YPG abgeschossen worden, hiess es in der Erklärung.
epa07912765 People carry the coffin of nine-month-old child Mohammed Omar, who killed in a mortar attack a day earlier in Akcakale near northern Syria, during funeral ceremony in Akcakale district in  ...
Bild: EPA

Der türkische Präsident Erdogan teilte am Mittwoch mit, dass die Türkei mit ihrer angekündigten Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien begonnen habe. (jaw)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
294 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
FITO
09.10.2019 17:50registriert April 2019
Jetzt ist auch klar warum Erdowahn mehr Geld von der EU braucht.
So ein Krieg ist schlussendlich nicht gratis.
133418
Melden
Zum Kommentar
avatar
AfterEightUmViertelVorAchtEsser___________________
09.10.2019 15:51registriert August 2017
Vor mehr als 80 Jahren hat Deutschland das mit Polen gemacht, was die Türken jetzt mit Syrien machen. Ich hoffe die internationale Gemeinschaft stoppt die Türken, bevor es zum Genozid kommt.
117054
Melden
Zum Kommentar
avatar
dimitris muse
09.10.2019 15:51registriert März 2015
Was für eine Scheisse...
109134
Melden
Zum Kommentar
294
Bekannter iranischer Rapper von weiteren Vorwürfen freigesprochen

Der inhaftierte iranische Rapper Tumadsch Salehi ist von weiteren Vorwürfen gegen ihn freigesprochen worden. Das berichtete die Menschenrechtsorganisation HRANA am Montag unter Hinweis auf ein Gericht in der Millionenstadt Isfahan.

Zur Story