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Island will nur 50 Syrer aufnehmen. Diese Frau setzt die Regierung erfolgreich unter Druck

Bryndis Bjorgvinsdottir: Ihren Namen können wir kaum aussprechen, doch ihre Idee ist einfach genial.
Bryndis Bjorgvinsdottir: Ihren Namen können wir kaum aussprechen, doch ihre Idee ist einfach genial.Bild: facebook/Bryndis Bjorgvinsdottir

Island will nur 50 Syrer aufnehmen. Zu wenig, findet diese Frau – und setzt die Regierung erfolgreich unter Druck

02.09.2015, 15:20
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Um in der aktuellen Flüchtlingskrise helfen zu können, hat die isländische Regierung vergangenen Monat beschlossen, 50 Syrer aufzunehmen. Die Schriftstellerin Bryndis Bjorgvinsdottir ist jedoch der Meinung, dass das für ihr Land, in dem rund 330'000 Menschen leben, viel zu wenig ist. Sie selbst möchte gerne Flüchtlinge bei sich aufnehmen und vor allem will sie noch mehr isländische Bürger dazu motivieren, ebenfalls Eigeninitiative zu ergreifen.

Aus diesem Grund hat die junge Frau eine Facebook-Veranstaltung ins Leben gerufen, die die Menschen dazu einlädt, mitzuhelfen. Die Resonanz darauf ist nicht nur ausgesprochen erfreulich, sondern auch effektiv: Innerhalb von 24 Stunden haben rund 10'000 Isländer auf unterschiedlichste Art und Weise ihre Hilfe angeboten. Inzwischen sind es sogar mehr als 14'000. Und das kann die Regierung schlecht ignorieren.

Ein aktueller Screenshot der Facebook-Seite:

Stand: Mittwoch, 13.30 Uhr.

Die begeisterten Unterstützer bieten an, selbst Flüchtlinge in den eigenen vier Wänden aufzunehmen, andere wollen helfen, indem sie ein oder mehrere Flugtickets bezahlen, und wiederum andere möchten syrische Kinder in der neuen Umgebung und dem neuen Alltag unterstützen.

Die Kampagne zeigt erste Erfolge

Laut der britischen Zeitung The Telegraph denkt die Regierung dank Bjorgvinsdottirs Aktion jetzt darüber nach, mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

Ministerin Eyglo Hardardottir macht Hoffnung.
Ministerin Eyglo Hardardottir macht Hoffnung.Bild: wikipedia/Hörður Ásbjörnsson

Eyglo Hardardottir, Ministerin für Sozialwesen, soll im isländischen Fernsehen gesagt haben, dass die Behörden die auf Facebook genannten Angebote untersuchen würden. Einen konkreten Maximal-Wert wolle sie im Moment nicht nennen – eine Erhöhung der bisher genannten 50 Flüchtlinge würde man aber definitiv in Betracht ziehen.

Dass gerade Hardardottir sich öffentlich zu dem Fall äussert, ist kein Zufall. Denn sie ist es, die im Titel der Facebook-Veranstaltung direkt angesprochen wird. Der Name der Aktion lautet nämlich: «Kæra Eygló Harðar – Sýrland kallar», was so viel bedeutet wie «Liebe Eyglo Hardardottir – Syrien am Apparat».

Aber auch Ministerpräsident Sigmundur Davíð Gunnlaugsson hat sich inzwischen zu der Aktion geäussert. Gemäss der isländischen Zeitung Iceland Review möchte er ein Minister-Komitee zusammenstellen, welches entscheiden soll, wie die isländische Regierung auf den wachsenden Druck der Bevölkerung reagieren soll. (viw)

Auf dem Weg in ein besseres Leben: Hunderte Flüchtlinge treffen mit dem Zug in München ein

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Auf dem Weg in ein besseres Leben: Hunderte Flüchtlinge treffen mit dem Zug in München ein
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quelle: epa/dpa / sven hoppe
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