International
Naher Osten

Assad-Anhänger töten angeblich mehr als ein Dutzend Menschen in Syrien

Assad-Anhänger töten angeblich mehr als ein Dutzend Menschen in Syrien

Gut zwei Wochen nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad haben nach Angaben der Übergangsregierung Assad-Anhänger mehr als ein Dutzend Sicherheitskräfte erschossen.
26.12.2024, 10:0026.12.2024, 14:28
Mehr «International»

14 Angehörige der Übergangsregierung seien getötet worden, berichtete die syrische Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf das Innenministerium. Zehn weitere Personen seien verletzt worden.

Security forces of the new Syrian government secure the area around group of Alawite protesters in the Mazzeh district in Damascus Wednesday Dec. 25, 2024. The minority Alawite community is an offshoo ...
Sicherheitskräfte der neuen syrischen Machthaber patrouillieren während Protesten von Assad-Anhängern.Bild: keystone

Sie seien im Gouvernement Tartus in einen Hinterhalt geraten und von «Überresten des kriminellen Regimes» attackiert worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass die Sicherheitskräfte einen Ex-Offizier wegen seiner mutmasslichen Rolle im berüchtigten Militärgefängnis Saidnaja festnehmen wollten. Demnach wurden auch drei der jungen Täter getötet.

Zudem sorgte nach Angaben des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira ein Video, das die Schändung eines alawitischen Heiligtums in der Stadt Aleppo zeigen soll, in mehreren Städten des Landes für wütende Proteste. Auch die Familie des gestürzten Machthabers Assad gehört der religiösen Minderheit der Alawiten an. Dem Innenministerium der Übergangsregierung zufolge war der Schrein eines muslimischen Scheichs im November, als die Rebellenoffensive auf die Stadt Aleppo begann, «von unbekannten Gruppen» verwüstet worden.

Erneute Proteste

Am 8. Dezember wurde Assad von einer Rebellenallianz unter Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) gestürzt. Laut der Übergangsregierung werde das «alte Video» jetzt gezielt im Internet verbreitet, um «Unfrieden zu stiften», berichtete der arabische Sender weiter. Wegen der Proteste wurde in der Stadt Homs nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle mit Sitz in Grossbritannien eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. «Dies ist ein Angriff auf alle Angehörigen der Alawiten in Syrien», sagte ein Bewohner gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Erst am Montagabend hatten Unbekannte in Al-Sukailabija in der Provinz Hama einen Weihnachtsbaum in Brand gesetzt. Eine Person wurde festgenommen. Hunderte Christen und Muslime waren daraufhin in Damaskus und anderen Städten auf die Strasse gegangen und demonstrierten gegen die Tat. In einer Mitteilung warnte das Innenministerium der Übergangsregierung vor Gerüchten, «die darauf abzielen, das Land zu destabilisieren und den zivilen Frieden zu stören.» Verbliebene Assad-Anhänger würden dies ausnutzen. Christen, Alawiten und andere Minderheiten fürchten nach dem Umsturz Repressionen.

Syriens Aussenminister warnt Iran: Kein Chaos verbreiten

Der Aussenminister der Übergangsregierung, Asaad Hassan al-Schaibani, warnte derweil den Iran davor, «Chaos in Syrien zu verbreiten». Teheran müsse «den Willen des syrischen Volkes und die Souveränität und Sicherheit des Landes respektieren», schrieb er auf der Plattform X. Irans Staatsoberhaupt, Ajatollah Ali Chamenei, hatte gesagt, er rechne nach dem Machtwechsel in Syrien mit einem erneuten Widerstandskampf von Syrern gegen die neuen Strukturen im Land. Vor allem die syrische Jugend werde erneut Widerstand gegen diejenigen leisten, die ihr Land und ihre Zukunft wiederholt unsicher gemacht hätten.

Der Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Assad war ein schwerer Schlag für den Iran, der dadurch seine gesamte Nahostpolitik geschwächt sah. Assad galt als ein strategisch wichtiger Verbündeter in der selbst ernannten «Widerstandsachse» Irans gegen den Erzfeind Israel. Zudem diente Syrien als Korridor für iranische Waffenlieferungen an die Hisbollah-Miliz im Libanon. Deshalb unterstützte das Land Assad grosszügig, sowohl finanziell als auch militärisch, und brandmarkte das Bündnis HTS als terroristisch.

Iran: Machtverhältnisse in Syrien könnten sich wieder ändern

«Es ist noch zu früh, um über die Zukunft Syriens zu urteilen, denn viele Faktoren können die politische Lage dort noch erheblich beeinflussen», sagte nun der iranische Aussenminister Abbas Araghtschi, ohne ins Detail zu gehen. Dies gelte für alle Seiten, und deshalb sollten sich auch diejenigen, «die sich derzeit als sichere Sieger fühlen», nicht zu früh freuen, zitierte ihn die iranische Nachrichtenagentur Isna. Zwar behauptet Teheran, diplomatische Kontakte zu den neuen Machthabern in Syrien zu unterhalten, doch die Erlaubnis zur Wiedereröffnung der Botschaft in Damaskus steht weiterhin aus. Zudem verbot die HTS iranischen Fluggesellschaften, die syrische Hauptstadt anzufliegen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Maya Eldorado
26.12.2024 10:22registriert Januar 2014
Assad-Anhänger - die neue Terrororganisation in Syrien.
Ich hoffe und wünsche der neuen Ueberggangsregierung, dass sie richtig und souverän handeln.
396
Melden
Zum Kommentar
8
    Wie das «Project 2025» Realität wird
    Immer deutlicher zeigt sich: Donald Trump will die absolute Macht.

    Einmal abgesehen von der Sklavenfrage war George Washington ein Glücksfall für die USA. Der erste amerikanische Präsident war so integer, dass er nicht fähig gewesen sein soll, zu lügen. Er hatte keine eigenen Kinder, daher stellte sich nie die Frage nach einer Dynastie. Und er trat nach zwei Amtszeiten freiwillig zurück. Damit begründete er eine Tradition, die jahrhundertelang von all seinen Nachfolgern eingehalten und erst 1951 im 22. Zusatzartikel der Verfassung gesetzlich abgesichert wurde.

    Zur Story