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Israels Polizeiminister besucht Tempelberg – trotz Warnung

Israels Polizeiminister besucht Tempelberg – trotz Warnung

03.01.2023, 09:06
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Trotz Warnungen hat Israels neuer Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, am Dienstag erstmals seit seinem Amtsantritt den Tempelberg / Haram al-Scharif in Jerusalem besucht.

Israelischen Medienberichten zufolge kam er am frühen Morgen in Polizeibegleitung zu der heiligen Stätte in der Altstadt. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas hatte zuvor vor einem solchen Besuch Ben-Gvirs gewarnt und mit einer neuen schweren Eskalation gedroht.

Itamar Ben Gvir, a new minister of national security, attends a cabinet meeting in Jerusalem Thursday, Dec. 29, 2022. (AP Photo/Ariel Schalit, Pool)
Besuchte den Tempelberg / Haram al-Scharif in Jerusalem, obwohl die Hamas ihn davor warnte, Israels neuer Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir.Bild: keystone

Ben-Gvir schrieb nach dem Besuch bei Twitter:

«Die israelische Regierung, deren Mitglied ich bin, wird sich einer Organisation schändlicher Mörder nicht unterordnen. Der Tempelberg steht allen offen und wenn die Hamas glaubt, ihre Drohungen könnten mich abschrecken, dann müssen sie verstehen, dass sich die Zeiten geändert haben.»

Der Tempelberg / Haram al-Scharif mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort in biblischen Zeiten jüdische Tempel standen. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstösse. Ben-Gvir hatte diese Vereinbarung als «rassistisch» und Diskriminierung gegen Juden kritisiert. Die Palästinenser werfen Israel vor, es wolle seine Kontrolle der heiligen Stätte ausweiten.

Von palästinensischer Seite wird der Besuch Ben-Gvirs als gezielte Provokation gesehen. Der ehemalige israelische Ministerpräsident Jair Lapid hatte am Montag bei Twitter geschrieben:

«Itamar Ben-Gvir darf den Tempelberg nicht besuchen, dies ist eine Provokation, die zu Gewalt führen wird, die Menschenleben gefährden und Menschenleben kosten wird.»
Palestinians burn a picture of Israeli lawmaker Itamar Ben-Gvir during a protest at the main square in Rafah refugee camp, southern Gaza Strip, against the Jews visit to the Temple Mount, known to Mus ...
Palästinensische Kinder verbrennen ein Bild von Itamar Ben-Gvir in einem Flüchtlingslager in Rafah, Gazastreifen, 19. Dezember 2022. Bild: keystone

Der zweite Palästinenseraufstand Intifada hatte im Jahre 2000 nach einem demonstrativen Besuch des damaligen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem Tempelberg begonnen.

Ben-Gvir von der rechtsextremen Ozma Jehudit war in der Vergangenheit wegen rassistischer Hetze und Unterstützung einer jüdischen Terrororganisation verurteilt worden. Er gilt als politischer Brandstifter, vor allem mit Blick auf die Palästinenser. Er ist Teil der neuen rechts-religiösen Regierung Benjamin Netanjahus, die am Donnerstag in Israel vereidigt worden war.

(yam/sda/dpa)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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wasps
03.01.2023 10:36registriert Januar 2022
Die Brandstifter sind wieder unterwegs.
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Bentruniger
03.01.2023 11:48registriert Oktober 2014
Netanyahu hat die Kontrolle über seine Regierung bereits verloren. Mehr hat er auch nicht verdient. Die Leittragenden sind einmal mehr die Palästinenser. Und die Welt scheint weiterhin zuzuschauen.
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El_Chorche
03.01.2023 11:00registriert März 2021
"Der Tempelberg steht allen offen..."

Mit "allen" meint er wohl vor ausschliesslich Israelis.
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