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Israel-Gaza: Ist das der endgültige Bruch zwischen Biden und Netanjahu?

This combination photo shows President Joe Biden, left, on March 8, 2024, in Wallingford, Pa., and Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu in Tel Aviv, Israel, Oct. 28, 2023. Biden and Netanyahu spo ...
Joe Biden und Benjamin Netanjahu.Bild: keystone

Wieso Rafah den endgültigen Bruch zwischen Biden und Netanjahu markieren könnte

Der israelische Vorstoss auf Rafah schreckt Washington auf. Präsident Joe Biden hat kein Interesse an einer weiteren Eskalation des Gaza-Krieges. Doch die Israeli scheinen nicht mehr auf ihn hören zu wollen.
08.05.2024, 11:3708.05.2024, 13:15
Renzo Ruf, Washington / ch media
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In klaren Worten hat Präsident Joe Biden am Dienstag den akuten Anstieg antisemitisch motivierter Zwischenfälle in den USA verurteilt. Viel zu viele Menschen «leugnen, verharmlosen, rationalisieren und ignorieren die Schrecken des Holocaust und des 7. Oktober», sagte Biden in einer kurzen Rede in Washington. «Das ist absolut verabscheuungswürdig und muss aufhören.»

Bereits zum zweiten Mal in der vergangenen Woche schlug sich der Demokrat im Weissen Haus damit auf die Seite von proisraelischen Kreisen in den USA. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Biden gewalttätige antiisraelische Demonstrationen verurteilt, die für anhaltende Unruhe auf den Campus amerikanischer Universitäten sorgen. Biden sagt:

«Es muss Ordnung herrschen.»

Mit solchen starken Worten will der Präsident die Risse im amerikanisch-israelischen Verhältnis übertünchen. Zunehmend öffentlich beschuldigen sich die beiden Seiten der Sabotage in der Suche nach einem Ende des israelischen Krieges gegen die Terrororganisation Hamas im Gaza-Streifen.

Zuletzt warfen israelische Offizielle der Regierung in Washington vor, sie im Dunkeln über die Hamas-Position in den zähen Verhandlungen über einen Waffenstillstand gelassen zu haben. Dies berichtete der gewöhnlich gut informierte Journalist Barak Ravid. Israel sei vom letzten Hamas-Angebot auf dem falschen Fuss erwischt worden, «es sah aus wie ein komplett neuer Vorschlag», zitierte Ravid anonyme Insider.

Das Weisse Haus wies diese Darstellung zurück. Niemand in Washington habe etwas vor den Israeli versteckt, sagte der Biden-Sprecher John Kirby am Dienstag, «wir waren offen und transparent». Ausdrücklich betonte Kirby auch, dass Israel «in gutem Glauben» über die Freilassung der Hamas-Geiseln und ein Ende des bewaffneten Konflikts verhandle. (Diese Gespräche wurden am Dienstag fortgesetzt.)

Israelische Armee rückt in Rafah ein – die Darstellungen sind unterschiedlich:

Video: watson/lucas zollinger

Bernie Sanders kritisiert Kurs von Präsident Biden

Weniger auskunftsfreudig zeigte Kirby sich aber, als die Rede auf amerikanische Waffenlieferungen kam, die angeblich auf Befehl von Präsident Biden gestoppt worden seien. Konkret geht es um eine Reihe von Präzisionsbomben aus dem Hause Boeing, die von Israel bestellt worden seien. Weil das Weisse Haus mit der israelischen Kriegsführung nicht einverstanden sei, sei der Transfer dieser modernen Waffen wenn nicht gestoppt, dann zumindest eingefroren worden, meldete «Politico».

Kirby wollte dies nicht kommentieren. Sollte die Meldung aber zutreffen, dann wäre dies ein Versuch von Präsident Biden, den linken Flügel seiner Partei zu beruhigen. Viele Demokraten sind empört über die Tausenden von Zivilisten, die im Gaza-Streifen bereits gestorben sind. Zuletzt erwähnte der linke Senator Bernie Sanders – der zwar parteilos ist, aber in der Fraktion der Demokraten politisiert – seine scharfe Kritik am Kurs Bidens, als er am Montag eine erneute Kandidatur bekannt gab. Sanders forderte ein sofortiges Ende der Unterstützungszahlungen und Waffenhilfen für Israels Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Biden wiederum scheint immer noch der Meinung zu sein, dass er Netanjahu nötigenfalls zu einer Kurskorrektur überreden kann. Er will es nicht auf einen kompletten Bruch mit Israels Ministerpräsident ankommen lassen. Auch deshalb versicherte sein Sprecher John Kirby am Dienstag, dass es sich beim israelischen Vorstoss auf Rafah nur um einen zeitlich und räumlich begrenzten Einsatz handle. Biden hatte Netanjahu am Montag erneut dazu aufgefordert, von einer breiten Offensive auf Rafah abzusehen. Kirby sagte:

«Wir beobachten das genau.»
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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aspirin
08.05.2024 12:19registriert Januar 2015
Ich glaube ja, dass mit der Invasion von Rafah Bibi noch etwas länger an der Macht bleiben wird, weil er damit seine rechten Partner bei der Stange hält. Dafür erweist er Israel einen Bärendienst, weil er es gegenüber seinen (letzten?) Verbündeten entfremdet, weder Geiseln freikriegt, noch die Hamas besiegt, und bei genügend hohem Blutzoll Israel international zum Pariastaat wird. Sicherer wird es nicht.
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TheRealDoomer
08.05.2024 12:25registriert November 2020
Nicht nur ein Bruch ist benötigt, sondern harte Sanktionen und uneingeschränkte humanitäre Hilfe. Der Genozid muss mit allen Mitteln gestoppt werden.
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TommyGun
08.05.2024 13:09registriert Oktober 2020
Naja Bibi hat Biden schon vor Monaten untern den Bus geschmissen. Netanjahu führt den Krieg ja mittlerweile nur noch als Selbstzweck um an der Macht zu bleiben. Die militärische Form der Geiselbefreiung hat ja in den letzten 6 Monaten eher suboptimal geklappt. Wenn Biden weiterhin so rumeiert, verliert er deswegen noch die Wahlen. Er muss gegenüber Netanjahu jetzt endlich mal öffentlich knallhart den Tarif durchgeben und das konsequent durchziehen. Sogar Big Orange hat sich jüngst öffentlich kritisch zu Netanjahu geäussert "I had a very bad experience with Bibi....I will never forget that."
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