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Israel: Blutiger Häuserkampf in Gaza befürchtet – das Nachtupdate

Blutiger Häuserkampf in Gaza befürchtet – das Nachtupdate ohne Bilder

23.10.2023, 06:5823.10.2023, 13:57
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Während Israels Militär seine Vorbereitung für eine Bodenoffensive gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen mit nochmals verstärkten Luftschlägen vorantreibt, gehen die diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation weiter. Am Dienstag wird Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu einem zweitägigen Besuch in Israel erwartet, wie der Élysée-Palast am späten Sonntagabend mitteilte. Am Montag beraten zudem die Aussenminister der EU darüber, wie ihre Staaten dazu beitragen können, eine Eskalation in Nahost zu verhindern. Derweil beklagen UN-Organisationen, dass mit den ersten Hilfslieferungen in den Gazastreifen noch immer kein dringend benötigter Treibstoff in der abgeriegelten Enklave eintraf.

UN-Vertreter: Treibstoffmangel «stranguliert» Palästinenser

Ohne Treibstoff würden die Menschen im Gazastreifen, darunter Kinder und Frauen, weiter «stranguliert», warnte der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, in einer Mitteilung in der Nacht zum Montag. Treibstoff wird unter anderem zum Weiterbetrieb von Stromgeneratoren in Krankenhäusern benötigt. Das UNRWA werde seine Reserven innerhalb der nächsten drei Tage aufbrauchen, warnte das UN-Nothilfebüro Ocha. Dessen ungeachtet setzt Israel sein Bombardement in Gaza fort. Experten rechnen mit einem bevorstehenden blutigen Häuserkampf zwischen der Armee und der Hamas.

Experten befürchten monatelange Kämpfe am Boden

«Es wird viele Kollateralschäden geben», sagte der Militärhistoriker Danny Orbach von der Hebräischen Universität Jerusalem. Gemeint sind Opfer unter der Zivilbevölkerung. Israels Militär hat deshalb die Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen wiederholt aufgefordert, das Gebiet Richtung Süden zu verlassen – doch dort gibt es für die Vertriebenen keine Versorgung. Und Angriffe gibt es auch dort. Das israelische Militär veröffentlichte in der Nacht zum Montag auf der Plattform X (vormals Twitter) Luftaufnahmen, die zeigen sollen, wie die Hamas Raketenstellungen gegenüber einem UN-Gebäude, einer Moschee und Schulen postierte. «Die Hamas gefährdet unmittelbar die Menschen im Gazastreifen, Israelis und die internationale Gemeinschaft», hiess es.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant rechnet mit möglicherweise monatelangen Kämpfen. «Es kann einen Monat dauern, zwei oder drei, aber am Ende wird es keine Hamas mehr geben», sagte Galant am Sonntag in Tel Aviv. Bevor die Hamas auf israelische Streitkräfte am Boden treffe, werde «der Feind» zunächst mit Luftschlägen konfrontiert werden. Die nächste Etappe werde «bald kommen». Kämpfe in urbanem Umfeld seien «extrem schwierig» und gingen nur langsam voran, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Sonntag dem Sender ABC.

Besonders erschwert werde es durch das «unterirdische Tunnelnetz, das die Hamas im Laufe der Zeit gebaut hat, und aufgrund der Tatsache, dass sie viel Zeit hatte, sich auf einen Kampf vorzubereiten», sagte Austin und warnte: «Ich denke, wir werden einen Kampf sehen, der von vielen Sprengfallen und Sprengstoffanschlägen geprägt sein wird.»

Diplomatisches Ringen um Deeskalation geht weiter

Die Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, Frankreichs, Deutschlands, Grossbritanniens und Italiens bekräftigen bei einem gemeinsamen Gespräch ihre Unterstützung für Israel und sein Recht, sich «gegen Terrorismus zu verteidigen». Zugleich forderten sie «die Einhaltung des humanitären Völkerrechts, einschliesslich des Schutzes der Zivilbevölkerung», erklärte das Weisse Haus am Sonntag (Ortszeit).

Derweil ringen die EU-Staaten gut zwei Wochen nach dem Angriff der Hamas auf Israel um Geschlossenheit in der Nahost-Politik. Vor dem Aussenministertreffen am Montag in Luxemburg berichteten Diplomaten von zunehmenden Spannungen und erheblichen Meinungsunterschieden.

Auf der einen Seite stehen demnach Staaten wie Deutschland oder Ungarn, die den andauernden Gegenschlag der israelischen Armee grundsätzlich als legitime Selbstverteidigung ansehen. Auf der anderen Seite gibt es aber Länder wie Spanien, Irland und Belgien, die Israels Vorgehen im Gazastreifen kritisch sehen und angesichts der vielen zivilen Opfer eine humanitäre Waffenruhe fordern.

Weiter katastrophale Lage für die Menschen in Gaza

Die am Wochenende angelaufenen Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen in der von Israel abgeriegelten Küstenenklave mit gut zwei Millionen Einwohnern kommen nur langsam voran. Nach Angaben von UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths fuhr am Sonntag ein zweiter Konvoi aus 14 vor allem mit Arznei- und Lebensmitteln beladenen LKW nach Gaza hinein. Er sprach von einem weiteren «Hoffnungsschimmer». Am Vortag hatte die erste Lieferung seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober die Grenze passiert. Nach Einschätzung der UN wären zur Versorgung der Menschen rund 100 Lastwagenladungen täglich nötig.

Hunderte Terroristen hatten am 7. Oktober im Auftrag der Hamas Israel überfallen und im Grenzgebiet Massaker angerichtet. Israel hat seither mehr als 1400 Tote zu beklagen, der Grossteil davon Zivilisten. Die Identifikation der Leichen dauert an. Zudem wurden nach Angaben des israelischen Militärs mindestens 212 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, darunter auch Deutsche. Zwei US-amerikanische Geiseln waren am Freitag freigelassen worden.

Seit dem Terrorangriff bombardiert Israels Armee pausenlos den dicht besiedelten Gazastreifen. Die Zahl der dort getöteten Palästinenser stieg nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 4651. Die Zahlen waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Auch im Westjordanland sowie im Süden des Libanon kommt es seit Tagen immer wieder zu Zusammenstössen zwischen Palästinensern, der libanesischen Hisbollah und Israels Armee.

Das wird am Montag wichtig

Die Aussenminister der 27 EU-Staaten wollen in Luxemburg über die Nahost-Krise und die weitere Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland beraten. Beim Thema Nahost geht es vor allem um die Frage, wie die EU dazu beitragen kann, eine regionale Eskalation des Konflikts zu verhindern. (sda/dpa)

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