Gemäss dem Wall Street Journal ist der britische Popstar Ed Sheeran nahe dran, die finanziell erfolgreichste Konzerttournee abzuschliessen. Speziell ist, dass er für seinen Erfolg ganz anders vorgeht als die meisten anderen grossen Künstler.
Erfolgreiche Musiker wie der Rapper Drake oder der Sänger Justin Timberlake verlangen mit $116 respektive $126 pro Ticket sehr hohe Preise. Sheeran hingegen verlangt mit $89 verhältnismässig wenig für einen Eintritt.
Die tiefen Preise helfen ihm dabei, ein grösseres Publikum anzusprechen. Auf diese Art werden die Merchandise-Verkäufe unterstützt, da die Fans eher gewillt sind, Zusatzausgaben zu tätigen. Es ist zudem in seinem Fall so, dass ein Grossteil seiner (meist weiblichen) Fans jünger als 35 Jahre sind – entsprechend tiefer ist ihr durchschnittliches Einkommen. Im Vergleich: Taylor Swift kann mehr Fans im Alter von 45–64 Jahren aufweisen.
Sein Management schaut zudem darauf, dass Tickets nicht auf dem Schwarzmarkt landen. Mit Hilfe eines Algorithmus werden Tickets bei Verdacht von Käufen durch Schwarzmarkthändler kurzerhand wieder zurückgekauft. So verhindert sein Team den inflationären Anstieg der Ticketpreise. Die Fans wissen es zu schätzen.
Die humanen Ticketpreise pushen anscheinend auch die Anzahl der Verkäufe. Seit Beginn der Tour verkaufte Sheeran 8,8 Millionen Tickets. Die bisher erfolgreichste Tour aller Zeiten – U2s 360˚-Tour – schaffte es auf 7,2 Millionen Eintritte. Diesen Rekord hat Sheeran folglich schon gebrochen.
Sheeran gibt sich als der nette Typ von nebenan. Genau so inszeniert er auch seine Shows. Er verzichtet auf Tänzer*innen, aufwendige Bühnenbilder, Feuershows und was es sonst noch alles gibt. Er bleibt seiner Linie seit Anfang an treu: Sheeran, ein Mikrophon und natürlich die Akustik-Gitarre. That's it – und hält die Kosten tief und die Marge höher.
Letztes Jahr absolvierte der Brite insgesamt 94 Konzerte auf seiner Tournee. Das heisst, dass er rund jeden vierten Tag auf der Bühne stand – in immer anderen Ländern. Das klingt nicht nur anstrengend, sondern ist es mit Sicherheit auch.
Kommen wir nochmals auf Taylor Swift zu sprechen, sie absolvierte mit 53 Konzerten knapp die halb so viele Auftritte im 2018.
Man muss kein Ökonom sein, um zu verstehen, wie Sheeran sein Geld verdient – nicht über den Preis, sondern über das Volumen. Er verkauft viele Tickets für viele Shows zu einem verhältnismässig tiefen Preis.
In Zahlen ausgedrückt: Die Divide-Tour spülte zwischen März 2017 und Dezember 2018 rund $555 Millionen in die Kassen. Die Prognosen seines Teams sehen den Endstand der Tour bei $750 Millionen und mehr. Die 360˚-Tour von U2 landete bei $735 Millionen – damit würde Sheeran die Krone endgültig zustehen. (mim)