Eine Rakete mit dem kommerziellen japanischen Mondlander «Hakuto-R» ist Richtung Mond gestartet. Wenn alles klappt, wäre es die weltweit erste private Mondmission, die Erfolg hat.
Das Wichtigste in fünf Punkten:
Die Rakete vom Typ Falcon 9, die den Lander «Hakuto-R» der japanischen Firma iSpace auf den Weg zum Erdtrabanten brachte, kommt vom US-Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk. Die Rakete hob am Sonntag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab.
Hakuto bedeutet im Japanischen «weisser Hase». Und dieser weisse Hase lebt in der japanischen Mythologie auf dem Mond. Das «R» steht für «reboot», also «Neustart» auf Englisch.
Wegen der spritsparenden Reiseroute, bei der die Schwerkraft von Erde und Sonne zum Antrieb genutzt wird, dürfte es voraussichtlich bis Ende April dauern, bis der Lander auf dem Mond aufsetzt.
Zwei amerikanische Konkurrenten planen Anfang nächsten Jahres eine direktere Route zum Mond zu nehmen. Sollten auch sie Erfolg haben, könnten sie sogar früher als «Hakuto-R» dort ankommen.
Ja. Die israelische Non-Profit-Organisation Space IL hat die Sonde Beresheet Richtung Mond geschossen. Die Mission scheiterte jedoch 2019 kurz vor der Ziellinie, da ein wichtiger Motor der Raumsonde beim Landemanöver ausgefallen war und die Kommunikation mit der Sonde ging verloren. Sie zerschellte am Ende auf dem Mond.
Bisher war es nur staatlichen Programmen gelungen, auf dem Mond zu landen. Die Erforschung des Erdtrabanten begann in den 1950er Jahren während des Kalten Krieges als hitziger Wettbewerb zwischen den USA und der ehemaligen Sowjetunion. Die Sowjets landeten 1959 mit einer unbemannten Sonde auf der Mondoberfläche. Den USA gelang zehn Jahre später mit Apollo 11 dann die erste bemannte Mission.
Bereits seit Jahren wollen auch private Unternehmen auf dem Mond landen. Der US-Technologieriese Google hatte zu diesem Zweck 2007 den «Google Lunar X»-Preis für das erste nichtstaatliche Team ausgeschrieben, dem eine Mondlandung gelingt. Auch das Team «Hakuto» beteiligte sich. Doch niemand erreichte bis Fristende 2018 das Ziel.
Daraufhin unternahmen die Japaner einen «reboot», einen neuen Anlauf, mit «Hakuto-R». Gelingt ihre Mission M1, wäre es weltweit das erste Mal, dass mit iSpace ein privates Unternehmen auf dem Mond landet. Allerdings steht die Konkurrenz schon in den Startlöchern: Die US-Firmen Astrobotic und Intuitive Machines planen mit ihren Landern einen direkteren Weg zum Mond und könnten «Hakuto-R» daher zuvorkommen. Der Gründer und Chef von iSpace, Takeshi Hakamada, sieht das jedoch gelassen: «Uns ist es ziemlich egal, wer zuerst landet», sagte er dem Wissenschaftsmagazin «New Scientist». «Unsere Vision ist es, ein wirtschaftlich tragfähiges Mondökosystem zu schaffen».
Nun versuchen es also die Japaner, nachdem ihre «Hakuto-R»-Mission mehrmals verschoben werden musste.
Und ISpace hat schon Pläne für die Zukunft: 2024 soll ein weiterer Mondlander mit einem eigenen Rover und in 2025 ein grosser Lander starten. Ein Ziel der Firma ist das Geschäft mit dem Transport von Gütern zur Oberfläche des Monds.
Der 2.3 Meter hohe und bei ausgefahrenen Landebeinen 2.6 Meter breite Mondlander hatte bei seinem Start ein Gewicht von etwa 1000 Kilogramm. Da aber der grösste Teil davon Treibstoff ist, der unterwegs verbrannt wird, wird der Lander beim Aufsetzen auf dem Mond nur noch 340 Kilogramm wiegen. Er kann 30 Kilogramm Fracht transportieren.
«Hakuto-R» soll nach seiner Ankunft etwa zwei Wochen in der Umlaufbahn des Erdtrabanten verbringen, wobei er bei jeder Umkreisung näher an die Oberfläche herangeführt wird. Wenn alles gut geht, wird «Hakuto-R», der im deutschen Ottobrunn bei München getestet worden war, schliesslich sanft in einem Gebiet namens Atlas-Krater aufsetzen. Mit an Bord führt er internationale Fracht, darunter einen kleinen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate und einen noch kleineren Zweiradroboter der staatlichen japanischen Raumfahrtagentur Jaxa.
Mit der Artemis-Mission der USA sollen nun nach langer Pause erneut Menschen zum Mond fliegen. Die – noch unbemannte – Raumkapsel «Orion», die im Rahmen der «Artemis 1»-Mission um den Mond geflogen war, wird am Sonntag zurück auf der Erde erwartet. Auf einen ersten bemannten Flug («Artemis 2») um den Mond herum soll dann ein weiterer bemannter Flug inklusive Mondlandung («Artemis 3») folgen.
Hakamada hat übrigens für 2040 die Mission, dass Menschen auf dem Mond leben sollen in einer kleinen Stadt namens «Moon Valley» mit 1000 Bewohnern samt Infrastruktur und Industrie, wie ein Video auf der Webseite der Firma zeigt. Jedes Jahr, so die Vision der Japaner, werde die Mondstadt rund 10'000 Besucherinnen und Besucher anlocken.
(yam/sda/dpa)