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Russland: Alexej Nawalny rechnete laut Memoiren mit Tod in Haft

«Ich werde hier sterben» – Alexej Nawalny rechnete laut Memorien mit Tod in Haft

12.10.2024, 09:5812.10.2024, 09:58
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epa11289161 A handout photo made available by the Weimer Media Group shows a guest wearing a necklace with a portrait of late Russian opposition leader Alexei Navalny during the 'Media Freedom Pr ...
Alexej Nawalny starb im Februar diesen Jahres in einem russischen Straflager in Sibirien.Bild: keystone

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny hat Auszügen aus seinen posthum zusammengestellten Memoiren zufolge mit seinem Tod in Haft gerechnet. «Ich werde den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen und hier sterben», schrieb Nawalny während seiner Haft im März 2022 in sein Tagebuch, wie aus am Freitag im «New Yorker» veröffentlichten Auszügen hervorgeht. «Es wird niemand zum Verabschieden da sein», schrieb Nawalny demnach.

Nawalny, der prominenteste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war am 16. Februar in einem russischen Straflager in der Arktis gestorben, wo er eine 19-jährige Haftstrafe verbüssen sollte. Nawalnys Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung und Präsident Wladimir Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich.

Das neue Buch mit dem Titel «Patriot» stützt sich auf Tagebucheinträge Nawalnys aus der Haft und der Zeit davor. Veröffentlicht wird es am 22. Oktober.

In einem Eintrag vom 17. Januar 2022 schreibt Nawalny: «Das Einzige, was wir fürchten sollten, ist, dass wir unsere Heimat aufgeben, um sie von einer Bande von Lügnern, Dieben und Heuchlern ausplündern zu lassen.»

Sieben Stunden an der Nähmaschine

In einem Eintrag vom 1. Juli 2022 fasst Nawalny einen typischen Tagesablauf zusammen: Aufwachen um 06.00 Uhr, Frühstück um 06.20 Uhr und Arbeitsbeginn um 06.40 Uhr. «Bei der Arbeit sitzt man sieben Stunden an der Nähmaschine auf einem Hocker unter Kniehöhe», erläutert er. «Nach der Arbeit sitzt man einige Stunden auf einer Holzbank unter einem Porträt Putins. Das nennen sie 'disziplinarische Tätigkeit'.»

Mit dem Schreiben seiner Memoiren hatte der Kremlkritiker nach einem Giftanschlag im Jahr 2020 begonnen, in dessen Folge er mehrere Monate lang in einem Spital in Berlin behandelt wurde. Im Jahr darauf kehrte Nawalny nach Russland zurück, wo er festgenommen und zu 19 Jahren Haft verurteilt wurde.

Der letzte vom «New Yorker» vorveröffentlichte Tagebucheintrag stammt vom 17. Januar 2024. Darin beantwortet Nawalny die Frage von Mitinsassen und Gefängniswärtern, warum er nach Russland zurückgekehrt sei. «Ich wollte mein Land nicht aufgeben oder es verraten. Wenn unsere Überzeugungen etwas bedeuten sollen, muss man bereit sein, für sie einzustehen und, wenn nötig, Opfer zu bringen.» (sda/afp/lyn)

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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Conny 56
12.10.2024 11:15registriert April 2024
Nawalny war für mich ein mutiger, russischer Patriot, der sein Russland nicht aufgegeben hat. Auch wenn er im Nabarsland, noch leben würde und weiter gegen Putin kämpfen könnte, wollte er die russische, unterdrückte Bevölkerung nicht im Stich lassen.
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